Nachrichten

50Hertz-Chef Schucht: Netzausbau schneller genehmigen

Um das nach oben geschraubte Erneuerbaren-Ausbauziel zu erreichen, muss die Politik die Weichen für den Netzausbau neu stellen, fordert 50Hertz.
12.03.2018

Die 50Hertz-Zentrale in Berlin.

"Der Netzausbau hat einen Vorlauf von zehn Jahren, also müssen die entscheidenden Fragen in den kommenden ein bis zwei Jahren gelöst werden", sagte Boris Schucht, Vorsitzender der Geschäftsführung des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz Transmission, auf der Bilanzpressekonferenz am Montag in Berlin. Das auf einen Anteil von 65 von bisher 55 Prozent Erneuerbare am Stromverbrauch bis 2030 hochgeschraubte Ziel bedeute konkret 65 TWh mehr Erneuerbare bis zu diesem Zeitpunkt. "Das ist sehr ambitioniert, sehr sportlich", erklärte Schucht. Allein bei der Windkraft müsse dadurch ein Zubau in einem Volumen von 20 bis 25 GW erfolgen. Das sei mit den bisherigen Planungen für den Netzausbau nicht erreichbar, erklärte der 50Hertz-Chef.

Die künftige Bundesregierung müsse vereinfachte und beschleunigte Genehmigungsverfahren auf den Weg bringen. Denkbar sei, bei derzeitigen Netzprojekten schon vorausschauend Leerrohre zu verlegen, um nicht in wenigen Jahren dort komplett neu bauen zu müssen. Dazu benötige der Übertragungsnetzbetreiber aber die entsprechenden Genehmigungen. Zudem müssten technische Innovationen zur höheren Auslastung der Bestandsnetze geprüft werden. Ein Ansatz sei, Großprojekte bei Power-to-Gas vorzuziehen. Weiterhin müsse gemeinsam mit den Verteilnetzbetreibern die Digitalisierung des Netzbetriebs vorangetrieben werden, forderte der Energiemanager.

Redispatch-Kosten von 187 Millionen Euro

Die Kosten für das Engpassmanagement in der 50Hertz-Regelzone legten in 2017 im Vergleich zu 2016 wieder leicht zu, auf 187 Millionen von 180 Millionen Euro. Im Jahr 2015 hatten die Redispatch-Kosten aber noch bei knapp 350 Millionen Euro gelegen. Die Kostenstabilisierung sei wesentlich auf die 2017 vollständig in Betrieb genommene Südwest-Kuppelleitung zurückzuführen. Bis Anfang März dieses Jahres habe 50Hertz durch die Südwest-Kuppelleitung 306 Millionen Euro an Engpassmanagementkosten einsparen können, erläuterte der 50Hertz-Chef. "Das zeigt, Netzausbau lohnt sich", so Schucht.

Bei dem bis 2025 geplanten Projekt Südostlink warte die große Hürde beim Genehmigungsverfahren im kommenden Jahr - und zwar wenn das Planfeststellungsverfahren beginne. Erfolge eine Klage gegen das planfestgestellte Projekt könne sich die Verzögerung schnell auf bis zu zwei Jahre summieren.

Bis 2022 Investitionen von 3,3 Mrd. Euro geplant

50Hertz investierte im vergangenen Jahr 460 Mio. Euro in den Netzausbau. Davon 246 Mio. Euro in Offshore-Netzanschlussvorhaben in der Ostsee und 214 Mio. Euro in neue Umspannwerke und Freileitungen Land. Für den Zeitraum 2018 bis 2022 plant der Übertragungsnetzbetreiber Investitionen in Höhe von rund 3,3 Mrd. Euro. Mit 53,4 Prozent stammte im vergangenen Jahr erstmals über die Hälfte des verbrauchten Stroms in der Regelzone von 50Hertz aus regenerativer Erzeugung. Die installierte Leistung erneuerbarer Energien stieg von rund 29 GW im Jahr 2016 auf 31 GW im Jahr 2017 an.

Die Umsatzerlöse sind mit 9,9 Mrd. Euro im Vergleich zum Vorjahr gestiegen (2016: 9,5 Mrd. Euro). Der Umsatz aus dem Netzgeschäft lag im vergangenen Jahr bei 1,3 Mrd. Euro nach 1,33 Mrd. Euro in 2017. (hil)