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ABB verkauft Stromnetzsparte an Hitachi

Der Siemens-Konkurrent ABB trennt sich von einem seiner größten Geschäftsfelder mit einem Jahresumsatz von rund 10 Milliarden Dollar: Die Stromnetzsparte geht an den japanischen Mischkonzern Hitachi.
17.12.2018

Gasisolierte Schaltanlagen sparen bis zu 90 Prozent Platz gegenüber luftisolierten Schaltanlagen.

Der Schweizer Industriekonzern ABB stellt sich neu auf und verkauft seine wichtige Stromnetzsparte an das japanische Unternehmen Hitachi. Die Japaner übernehmen in einem ersten Schritt 80,1 Prozent der Sparte von ABB und zahlen dafür bis zu 7,8 Mrd. US-Dollar (6,9 Mrd. Euro). Der Abschluss des Geschäfts ist für die erste Hälfte des Jahres 2020 geplant. ABB behält vorerst 19,9 Prozent, besitzt aber eine Option zum Verkauf dieses Anteils nach drei Jahren, wie das Schweizer Unternehmen am Montag mitteilte. ABB will den erwarteten Erlös vollständig an die Aktionäre ausschütten. Möglich wären etwa Aktienrückkäufe oder eine Sonderdividende.

Mit dem Geschäft erweitern die beiden Unternehmen ihre bereits bestehende Partnerschaft. Mit der vorerst bei ABB verbleibenden Beteiligung von 19,9 Prozent soll der Übergang sichergestellt werden.

Investor Cevian machte Druck

Mit dem Milliardengeschäft kommt ABB-Chef Ulrich Spiesshofer auch dem aktivistischen Investor Cevian entgegen. Der Großaktionär hält mehr als 5 Prozent der Anteile an ABB und ist nach dem ebenfalls schwedischen Investor AB der Familie Wallenberg (mehr als 10 Prozent) größter Anteilseigner bei den Schweizern. Cevian hatte angesichts mauer Geschäfte bei ABB seit längerem eine Abspaltung der wenig rentablen Sparte gefordert. Spiesshofer, der einen solchen Schritt immer wieder abgelehnt hat, hatte dann im Juli erklärt, das Portfolio sei "nicht in Stein gemeißelt". Erst jüngst hatte Cevian bei Thyssenkrupp maßgeblich an der Abspaltung der Stahlsparte mitgewirkt.

Spiesshofer ist seit 2013 beim Schweizer Siemens-Konkurrenten im Amt. Er verordnete dem Konzern eine Verschlankung der Organisation und ein Kostensparprogramm. Dennoch ging es mit den Umsätzen nicht recht voran. Im vergangenen Jahr setzte ABB mit weltweit rund 135.000 Beschäftigten gut 34,3 Milliarden Dollar um. Der Aktienkurs dümpelte lange um die 20 Euro und sackte in den vergangenen Monaten auf unter 17 Euro ab. Erst die Spekulationen um das Geschäft mit den Japanern hatten zuletzt wieder für eine Aufwärtsbewegung gesorgt.

ABB kündigt strategische Neuaufstellung an

Gleichzeitig mit der Einigung mit Hitachi kündigte ABB eine strategische Neuaufstellung an. ABB will die Struktur des Konzerns vereinfachen. Sie wird allerdings wie bisher vier Geschäftsbereiche enthalten, nämlich Elektrifizierung, Industrieautomation, Robotik und Fertigungsautomation sowie Antriebstechnik. Alle kundenbezogenen Aktivitäten und Aufgaben auf lokaler Ebene würden künftig von diesen Geschäftsbereichen geleitet, welche gleichzeitig auf Länderebene gestärkt werden sollen, hieß es. Die bestehenden Regional- und Länderstrukturen sollen aufgelöst werden. (dpa/al)