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Corona verdirbt Premiere: Siemens Energy mit Milliardenverlust

Gleich bei seiner ersten Bilanz muss der frisch abgespaltene Siemens-Ableger einen hohen Verlust vermelden. Beim Kohleausstieg wird das neue Unternehmen konkreter.
10.11.2020

Siemens Energy leidet schwer unter der Corona-Krise.

Hohe Abschreibungen haben Siemens Energy im vergangenen Geschäftsjahr tief in die Verlustzone gedrückt. Unter dem Strich stand 2019/20 (per 30. September) ein Minus von fast 1,9 Milliarden Euro, wie der frisch gebackene Siemens-Ableger am Dienstag in München mitteilte.

Dabei schlugen Abschreibungen unter anderem auf das schwache Geschäft mit aeroderivativen Gasturbinen, Restrukturierungskosten sowie Aufwendungen in Zusammenhang mit der Abspaltung mit insgesamt rund 1,5 Milliarden Euro zu Buche. Wie bereits angekündigt, will Siemens Energy keine Dividende ausschütten.

Fehlbetrag von 17 Millionen Euro

Operativ erreichte der Konzern seine Ziele. So sank der Umsatz um fünf Prozent auf 27,5 Milliarden Euro. Beim bereinigten operativen Ergebnis (Ebita) stand ein Fehlbetrag von 17 Millionen Euro, nach einem Gewinn von 1,5 Milliarden Euro im Vorjahr.

Die entsprechende Marge lag bei minus 0,1 Prozent. Das Management um Konzernchef Christian Bruch hatte Anfang September ein Umsatzminus von bis zu fünf Prozent sowie eine Ebita-Marge von minus einem bis plus einem Prozent in Aussicht gestellt. Durch die deutliche Senkung von Lagerbeständen sowie Forderungen bei Gas and Power konnte der Konzern einen robusten freien Mittelzufluss von 977 Millionen Euro vor Steuern erzielen.

Sinkende Umsätze

Im Schlussquartal belastete die Corona-Pandemie die Entwicklung erheblich. Vor allem die Sparte Gas and Power verzeichnete ein deutlich geringeres Neugeschäft sowie sinkende Umsätze aufgrund von Auftragsverschiebungen sowie Projektverzögerungen.

Der Windanlagenbauer Siemens Gamesa, an dem Siemens Energy die Mehrheit hält, hatte bereits vergangene Woche Rückgänge bei Umsatz und Ergebnis vorgelegt. Hier belasteten weiter unter anderem Probleme im Onshore-Geschäft. Konzernweit schrieb Siemens Energy auch in den Monaten Juli bis September Verluste. Das bereinigte Ebita lag mit 70 Millionen Euro im Plus.

Rückkehr zu Wachstum

Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr bekräftigte Siemens Energy. Dabei will der Konzern wieder zu Wachstum zurückkehren. Die Umsätze sollen in einer recht breiten Spanne von 2 bis 12 Prozent steigen. Die bereinigte Ebita-Marge soll 3 bis 5 Prozent erreichen.

Sowohl Gas and Power als auch Siemens Gamesa sollen dazu beitragen. Dabei kann der Konzern auf einen Auftragsbestand von insgesamt 79 Milliarden Euro per Ende September blicken.

Umgang mit Kohle

Dabei will sich Siemens Energy künftig nicht mehr an neuen Ausschreibungen für ausschließlich mit Kohle befeuerten Kraftwerken beteiligen, kündigte der Konzern weiter an. Die bereits bestehenden Verpflichtungen aus Kohlekraftwerksprojekten will Siemens Energy hingegen noch erfüllen. Auch Geschäfte mit Kraft-Wärme-Kopplung sind ausgenommen. Die Folgen für Standorte und Mitarbeiter werde das Unternehmen nun prüfen. (dpa/ab)