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CSRD: Neues Asew-Tool unterstützt bei doppelter Wesentlichkeitsanalyse

60 Stadtwerke haben in einem Pilotprojekt an der neuen Handreichung gearbeitet. Im Fokus stehen dabei kommunale Unternehmen, die Lösung soll aber auch auf andere Branchen anwendbar sein.
26.11.2024

Ab 2026 müssen Dutzende kommunale Unternehmen erstmals einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen.

Viele kommunale Unternehmen müssen 2026 einen Nachhaltigkeitsbericht erstellen. Und zwar rückwirkend für das Geschäftsjahr 2025. Basis hierfür ist die EU-Nachhaltigkeitsrichtlinie Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Der Aufwand bei der Erstellung des Berichtes und die Komplexität des Themas sind sehr hoch, passgenaue Handreichungen und Leitfäden aus der Branche sind bisher noch eher Mangelware.

Dem will die Arbeitsgemeinschaft für sparsame Energie- und Wasserverwendung (Asew) mit einem neuen Leitfaden entgegenwirken. Konkret geht es dabei um die Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, das so genannte Herzstück der Nachhaltigkeitsberichterstattung. "Komplexität lässt sich durch Aufteilung reduzieren oder sogar auflösen“, sagt Goldy Raimann, Gruppenleiterin Nachhaltigkeit bei der Asew, die den Leitfaden gemeinsam mit ihrem Team und rund 60 Stadtwerken in zwei Projektgruppen entwickelt hat.

 

Standardisierung schafft Transparenz und Vergleichbarkeit

Doppelte Wesentlichkeit bedeutet, dass sich Unternehmen sowohl über die Auswirkungen des eigenen Geschäftsbetriebs auf die Gesellschaft und die Umwelt als auch über die Auswirkungen von Nachhaltigkeitsaspekten auf das Unternehmen Gedanken machen müssen.

Hält man sich hierbei bereits an ein bestimmtes Raster, erleichtert das die nachfolgende Arbeit (oder macht diese unter Umständen sogar obsolet). Für die CSRD-Berichterstattung wurden eigens von der EU Berichtsstandards, die ESRS (European Sustainability Reporting Standards), entwickelt. Ziel ist es, die Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen zu standardisieren und zu verbessern sowie Transparenz und Vergleichbarkeit sicherzustellen.

"Echte und nachhaltige Veränderungen anstoßen"

"Der ESRS kann enorm hilfreich sein, ist aber, zugegeben, auch eine Herausforderung", gibt Lisa Thelen, Projektmanagerin Klimaschutz bei der Asew, zu bedenken; sie hat die Arbeitsergebnisse der beiden Projektgruppen zusammengefasst. "Mittlerweile gibt es viele Handreichungen zur Umsetzung, aber keine wirklichen praktischen Umsetzungshilfen".

Häufig werde auch deshalb die am Anfang stehende doppelte Wesentlichkeitsanalyse auf das Nötigste reduziert, sprich, man will so wenig Aufwand wie möglich betreiben, um den Vorgaben zu genügen. "Das ist nachvollziehbar, aber oft bleibt so das enorme Potenzial dieser Analyse ungenutzt. Eine fundierte und strukturierte Analyse kann die Grundlage schaffen, um echte und nachhaltige Veränderungen anzustoßen", sagt Thelen.

Mit dem Asew-Ansatz erhielten Stadtwerke die Möglichkeit, die gesamten Wertschöpfungsketten eines kommunalen Unternehmens Schritt für Schritt zu durchleuchten. Ziel ist es dabei, Chancen, Risiken und Auswirkungen präzise zu erkennen.

Leitfaden besteht aus fünf Teilen

"Der besondere Vorteil unseres Ansatzes liegt darin, dass die Wesentlichkeitsanalyse direkt klare Leitplanken definiert, anhand derer im Anschluss die Nachhaltigkeitsstrategie entwickelt werden kann. Denn bei vielen Wesentlichkeitsanalysen bleibt letztlich unklar, wie aus den Ergebnissen konkrete Maßnahmen entwickelt werden können und welche davon tatsächlich sinnvoll sind", erklärt Thelen.

Konkret besteht der Asew-Leitfaden zur Doppelten Wesentlichkeitsanalyse aus fünf Teilen. Die ersten drei fassen die einschlägigen Regelungen von CSRD und ESRS zusammen. Die zwei weiteren Teile geben eine Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Erstellung einer Wesentlichkeitsanalyse. Die Dateien sind optimiert für Bildschirme und digitale Anwendung.

Auch In der Wasser- und Entsorgerbranche anwendbar

Der Leitfaden ist zwar im Kern für die Verwendung durch Stadtwerke gedacht, und das neben Energieversorgern auch bei Wasserversorgern und Entsorgungsunternehmen. Aktuell befindet sich die Handreichung in Anwendung, um Daten für einen Branchenvergleich zu sammeln, die in den Leitfaden integriert werden. "Ziel ist es aber letztlich, dass der Leitfaden auch anderen Branchen als der Energiewirtschaft helfen kann", gibt Goldy Raimann zu bedenken. "Die Adaptierbarkeit auf andere Branchen war von Beginn an unser Ziel."

Die fünf Teile des Asew-Leitfadens Doppelte Wesentlichkeitsanalyse, der gemeinsam mit Plant Values erstellt wurde, werden bis zum Ende des ersten Quartals 2025 sukzessive zum Abruf bereitstehen. (hoe)