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Das längste lokale Klimaschutzbündnis wird zehn

Die Landeshauptstadt hat mit ihren Partnern, darunter Enercity, das zehnjährige Bestehen der "Klima-Allianz Hannover 2020" gefeiert. Es trägt zur Treibhausgasminderung und zum Bewusstseinswandel bei. Das lokale Klimaziel wird wohl dennoch gerissen.
20.09.2018

Die Hauptredner auf der Feier zu zehn Jahren "Klima-Allianz Hannover 2020" am 19. September 2018 im Sprengel-Museum (von links): Matthias Wohlfahrt (Leiter der Geschäftsstelle des Enercity-Fonds "Pro Klima"), Hannovers Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette, OB Stefan Schostok, Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil, Susanna Zapreva (Chefin von Enercity) und Uwe Schneidewind (Wuppertal-Institut).

Die niedersächsische Landeshauptstadt hat am Mittwoch den zehnten Geburtstag der "Klimaschutz-Allianz Hannover 2020" gefeiert. Dabei zog das Rathaus Bilanz und stellte erste strategische Entscheidungen für eine Verlängerung um weitere zehn Jahre vor. Dies geht aus einer Pressemitteilung des Kooperationspartners Enercity hervor.

OB Stefan Schostok würdigte die "Klimaschutz-Allianz" als "zu Beginn deutschlandweit einmaliges Projekt, das viele Nachahmerinitiativen gefunden hat". Es sei "absolut außergewöhnlich, dass sich ein Netzwerk auf freiwilliger Basis mehr als zehn Jahre in dieser Form trägt und konstruktiv zusammenarbeitet".

Eine Initiative des damaligen OB Weil

Ziel des damaligen OB und heutigen Ministerpräsidenten Stephan Weil als Initiator war es, dass im Rahmen der Klima-Allianz ein Aktionsprogramm entwickelt und dann abgearbeitet wird, das ein damals noch offenes lokales Klimaziel unterstützt. Die Allianz sollte die Idee in die Breite tragen und auch Ansätze finden, wie sich der Lebensstil klimaschonend ändern lässt. Nach einjähriger Vorbereitung in Zusammenarbeit mit Enercity beschloss der Rat 2008 das Klimaschutzaktionsprogramm und gab der Stadt das Ziel, bis 2020 gegenüber 1990 die hannoverschen CO2-Emissionen um 40 Prozent zu mindern.

Das Engagement habe sich "auf jeden Fall gelohnt", sagte OB Schostok. Er räumte aber ein, dass die Metropole das 40-Prozent-Ziel "voraussichtlich" verfehlt. Genaue CO2-Zahlen gibt es noch nicht; derzeit rechnet die Region Hannover sie bis 2015 aus. So viel ist schon klar: Der Energieverbrauch – ohne Verkehr – ging um 20 Prozent zurück, der Wärmeverbrauch gar um 29 Prozent. Aber der Stromkonsum stieg um neun Prozent.

Mehr Junge, mehr Graswurzelprojekte

Als Gründe für das Verfehlen werden genannt:

  • das Wachstum Hannovers und damit auch des Wohnungsneubaus und der Infrastruktur zulasten der Gebäudesanierung,
  • die gute Konjunktur und
  • die Zunahme des Verkehrs, vor allem des Gütertransports.

Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette kündigte daher an: "Wir wollen unsere Anstrengungen intensivieren". Die künftige "Klima-Allianz Hannover 2030" soll bis Mitte 2020 die künftigen Schwerpunkte und Maßnahmen entwickeln. Es sollen auch mehr Kunst-, Kultur- und Nachbarschaftsprojekte und mehr jüngere Menschen einbezogen werden.

Größter Beitrag in der Erzeugung stammt – natürlich – von Enercity

Ein Energieeffizienz-Netzwerk der Wirtschaft, wie es sie seit wenigen Jahren bundesweit gibt, ist nur eines der drei Säulen in der "Klima-Allianz". Die anderen sind eine "Partnerschaft für Klimaschutz für Wohnen" und halbjährliche Plenen mit Multiplikatoren wie etwa Bildungseinrichtungen, Nichtregierungsorganisationen und sonstigen Akteuren der Stadtgesellschaft, die vom Agenda-21-Büro betreut werden.

Der Kommunalversorger Enercity hat in der Energieerzeugung den größten Beitrag geliefert. Er stößt derzeit 700.000 Tonnen CO2 weniger aus als 1990. Dies erreichte er vor allem durch eine neue Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Anlage im Heizkraftwerk Linden, durch mittlerweile 30 Prozent Erneuerbare und Kraft-Wärme-Kopplung im Erzeugungsmix sowie – das steht nicht in der Pressemitteilung – durch den Verkauf des Steinkohlekraftwerks Mehrum im vergangenen Jahr. (geo)