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Der "Fernwärme-Papst" ist tot

Wolfgang Prinz setzte bereits vor 50 Jahren die Sektorkopplung in Flensburg um und machte die Stadt zur "Fernwärme-Hauptstadt". Der Visionär starb im Alter von 86 Jahren.
06.08.2018

Von dem »Flensburger Energiekonzept« zeigte sich 1981 auch der damalige Bundeskanzler Helmut Schmidt beeindruckt, der zu einem Besuch ins Kraftwerk an der Flensburger Förde kam.

Am Dienstag, 31. Juli, verstarb der ehemaliger Technische Direktor der Stadtwerke Flensburg, Wolfgang Prinz, im Alter von 86 Jahren. Er gilt als Flensburger Fernwärme-Papst. Prinz ist es zu verdanken, dass fast 100 Prozent der Flensburger Haushalte an die Fernwärme angeschlossen sind, hieß es Dies ist eine der höchsten Anschlussdichten weltweit.

Wolfgang Prinz startete am 1. Juli 1967 seine Tätigkeit als technischer Direktor bei den Stadtwerken Flensburg. Damals hieß es, die Stadt sei aufgrund der topographischen Gegebenheiten ungeeignet für die Fernwärmeversorgung.  Zudem untersagte ein Gesetz die Genehmigung neuer Kondensations-Kraftwerksanlagen mit einer Leistung kleiner als 300 MW.  Beide Hürden umschiffte Prinz. Durch die gemeinsame Produktion von Strom und Fernwärme in Kraft-Wärme-Kopplung konnte die damalige Mindestkraftwerksgröße von 300 MW überschritten und die Genehmigung für den Kraftwerksneubau eingeholt werden. Durch ein technisches Konzept, welches Wolfgang Prinz mit Hilfe von kompetenten Planungsbüros aus Skandinavien entwickelte, konnten die geografischen Probleme überwunden werden.

Als die "Riesenstricknadeln" auftauchten

Am 18. September 1969 war´s dann soweit: Mit einem Provisorium auf Basis von mobilen Heizzentralen startete die Flensburger Fernwärmeversorgung. Wegen der 29 Meter hohen Schornsteine dieser Heizzentralen, damals »Riesenstricknadeln« genannt, bangten die Flensburger um ihren ungestörten Fernseh-Empfang. Eine Sorge, die sich sofort in Luft auflöste.

Bereits im nächsten Jahr 1970 war Baubeginn für die erste Fernwärmeheizleitung ab Kraftwerk, wo wiederum ein Jahr später die erste Kraft-Wärme-Kopplungs(KWK)-Heizkraftanlage in Betrieb genommen werden konnte. Weitere vier Jahre später waren bereits 50 Prozent der Flensburger Haushalte an das stetig wachsende Fernwärmenetz angeschlossen. Bis 1978 wurden 70 Prozent abgedeckt, seit 1985 liegt die Versorgungsquote konstant bei 98 Prozent. Auch Nachbargemeinden wie Glücksburg, Harrislee, Wees und das dänische Padborg profitieren von der produzierten Fernwärme.

"Ein großer Visionär"

Maik Render, Geschäftsführer der Stadtwerke Flensburg bedauert den Tod von Prinz: „Wolfgang Prinz war ein großer Visionär, der seine Visionen auch gegen Widerstände durchgesetzt hat. Im Prinzip hat er mit seinem Konzept die heute überall geforderte Sektorenkopplung schon vor fast 50 Jahren vorweggenommen und umgesetzt.“ (al)