Die Gasag will sich stärker auf den Heimatmarkt konzentrieren

Georg Friedrichs ist seit April 2021 Vorstandsvorsitzender der Gasag.
Bild: © Carsten Koall/dpa
Als ein hauptsächlicher Gaskonzern stand die Gasag im Krisenjahr 2022 vor großen Herausforderungen. Das zeigt sich auch beim Jahresüberschuss, der im Vergleich zu 2021 um 18 Prozent auf 75 Mio. Euro gesunken ist, das erklärte der Gasag-Vorstand bei der Bilanzpressekonferenz zum Geschäftsjahr 2022.
Der Rückgang liegt laut Gasag zum einen am zurückgegangenen Gas- und Stromabsatz bei eigenen Kunden und zum anderen am grundsätzlich krisenbedingten Energieeinsparverhalten, womit weniger Gastransport im Netz zu verzeichnen waren.
Für das aktuelle Jahr geht der Vorstand bei einer konservativen Prognose von weiteren Gewinneinbußen aus.
Strom-Kundengewinnung steht jetzt im Fokus
Während das Unternehmen während der Krise noch von jeder Vertragskündigung im Vertrieb profitierte, versucht es nun die Kunden zu binden. „Wir gehen auf die Kunden zu und machen Ihnen Angebote für unsere Ökogas und -stromtarife“, erklärte Matthias Trunk, Vertriebsvorstand der Gasag. Fokus sei dort vor allem der Strom. Die Expansionen in Bundesländer außerhalb von Berlin und Brandenburg sei beendet, man wolle sich nun stärker auf den heimischen Markt konzentrieren.
Liquidität wurde mehr als verdoppelt
Für die enormen Summen, die für den Energieeinkauf und die geforderten Absicherungen zur Verfügung stehen mussten, wurden 2022 mehr kurzfristige Kredite aufgenommen. Insgesamt standen dem Unternehmen 330 Mio. Euro liquide Mittel zur Verfügung, was mehr als eine Verdoppelung zum Vorjahr ist.
Schwieriges Investitionsumfeld
In 2022 waren auch die Investitionen im Vergleich zum Vorjahr um 16 Prozent auf 109 Mio. Euro gesunken. Grund dafür war der Rückgang der Nachfrage nach Gasnetzanschlüssen und verschobene Bauplanungen im Bereich der Energiedienstleistungen. Der Fokus bei den meisten Unternehmen in Berlin und Brandenburg lag 2022 auf der Bewältigung der Energiekrise.
Die Immobilienbranche verhalte sich in Berlin gerade noch vorsichtig, zum einen warte sie die Zinsentwicklung ab, zum anderen was der neue Berliner Senat für regulatorische Ansätze habe, erklärte der Gasag-Vorstandsvorsitzender Georg Friedrichs die Probleme im Bereich Contracting.
Bedeutsames Gasgeschäft
Auch wenn durch Energiesparmaßnahmen und gutes Wetter der Absatz beim Gas um etwa ein Viertel zurückginge, bleibt es der größte Geschäftsbereich des Energieunternehmens.
Über eine Mrd. von 1,612 Mrd. Euro machten die Erdgaslieferungen beim Umsatz der Gasag aus. Durch die starke Preisentwicklung und das Anmieten weiterer Speicherkapazitäten stieg dieser. Als Grundversorger nahm die Gasag zudem weitere Kunden auf, die von ihren Anbietern gekündigt worden waren.
Erneuerbare Energien
„Aktuell erzeugen wir Ökostrom in Anlagen mit insgesamt 50 MW Leistung. Die Leistung werden wir auf 300 MW ausbauen“, berichtet Finanzvorstand Stefan Hadré und zeigt damit auch das Engagement der Gruppe in Brandenburg auf. „Über die Erneuerbaren-Anlagen hinaus sollen 121 Mio. Euro in 2023 in ein zukunftsfähiges Gasnetz sowie in innovative Energiedienstleistungen investiert werden.“
Grundversorgungstarif für Gas gesunken
Mit einem seit Anfang des Jahres ruhigeren Marktumfeld konnte der Erdgaspreis zum 1. Mai 2023 wieder gesenkt werden. „Für die Grundversorgung und Bestandskunden können wir einen stabilen Preis unter 12 ct/kWh bis Ende des Jahres bieten“, sagt sich Matthias Trunk, und weiter: „Die Vertriebsgesellschaften der Gasag-Gruppe kommen in den wiederaufkeimenden Wettbewerb mit attraktiven Preisangeboten in den Commodity-Vertrieb zurück.“
Vorstand kritisiert Zeitfenster für Wärmplanung
In Berlin soll die kommunale Wärmeplanung erst Ende 2025 stehen. „Das ist zu spät“, kritisiert Georg Friedrichs. Jetzt müsste sein Unternehmen ohne Sicherheiten so vorausschauend und breit aufgestellt planen, dass Effizienzgewinne in dem Bereich nicht möglich seien.
Friedrichs äußerte sein Verständnis dafür, dass Politik und Verwaltung dem Thema vorsichtig begegnen, da es im Endeffekt auch um Eigentumsfragen und möglicherweise Zwang gehe, mit dem man sich bei den Bürgern unbeliebt machen könnte. Um die Wärmewende zu bewerkstelligen, werde aber mehr Pragmatismus gebraucht. (pfa)