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DIHK: Zahlreiche Unternehmen müssen für das laufende Jahr noch viel Gas beschaffen

Viele Industriefirmen produzieren aber bereits wegen teurer Energie auch weniger oder lassen gewisse Geschäftsbereiche aktuell ruhen. Besonders betroffen ist die energieintensive Industrie.
25.07.2022

«Das, was wir aktuell an Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie beobachten, geht vor allem auf die Stilllegung von Maschinen und Anlagen zurück. Es lässt sich nicht unter einer verbesserten Energieeffizienz verbuchen», sagt DIHK-Präsident Peter Adrian.

Viele Unternehmen müssen auch Mitte des Jahres noch erhebliche Mengen Gas für 2022 beschaffen. Erst die Hälfte der Industriebetriebe hat ihren Gasbedarf bereits über Verträge gedeckt. Mehr als ein Drittel müssen noch mehr als 30 Prozent ihres Jahresbedarfes für 2022 einkaufen. Das entspricht einer hochgerechneten Menge von bis zu 50 Terawatt-Stunden (TWh) Gas. Das ergab eine Erhebung des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) unter 3500 Unternehmen aus allen Branchen und Regionen.

„Aufgrund der aktuellen Lage auf den Energiemärkten resultiert daraus für die Betriebe ein erhebliches Kosten- und Versorgungsrisiko in den kommenden Monaten“, sagt DIHK-Präsident Peter Adrian. Viele Unternehmen stellten aktuell auch fest, dass sie die selbst erlebten Preissteigerungen im direkten oder indirekten internationalen Wettbewerb nicht in ausreichendem Umfang an Kunden weiterreichen könnten. So sehen der DIHK-Umfrage zufolge fast zwei Drittel der Industriebetriebe (63 Prozent) in den hohen Stromkosten und Gaspreisen einen Verlust der Wettbewerbsfähigkeit am Standort Deutschland. 

Die aktuelle Situation an den Energiemärkten hat aber noch weitreichendere Konsequenzen: Wegen der gestiegenen Energiepreise schränken der Umfrage zufolge viele Firmen in Deutschland ihre Produktion ein. 16 Prozent der Industriebetriebe seien gezwungen, mit einem Zurückfahren der Produktion oder einer zumindest teilweisen Aufgabe von Geschäftsbereichen zu reagieren.

DIHK-Präsident: "Das sind alarmierende Zahlen"

Knapp ein Viertel davon hat das nach eigenen Angaben bereits umgesetzt. Ein weiteres Viertel ist gerade dabei. Etwa die Hälfte dieser Unternehmen gibt an, entsprechende Schritte zu planen, wie aus der DIHK-Auswertung des jährlichen Energiewendebarometers hervorgeht.

«Das sind alarmierende Zahlen», sagte DIHK-Präsident Peter Adrian. Sie zeigten, wie stark dauerhaft hohe Energiepreise eine Belastung des Standortes seien. «Vielen Unternehmen bleibt nichts anderes übrig, als zu schließen oder die Produktion an andere Standorte zu verlagern.» Besonders stark betroffen ist der Auswertung zufolge die energieintensive Wirtschaft: Hier sind die Werte durchweg doppelt so hoch wie im Durchschnitt der Industrie.

«Das, was wir aktuell an Rückgang des Gasverbrauchs in der Industrie beobachten, geht vor allem auf die Stilllegung von Maschinen und Anlagen zurück. Es lässt sich nicht unter einer verbesserten Energieeffizienz verbuchen», sagte Adrian. (dpa/hoe)