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EEX erlebte 2017 Turbulenzen am Terminmarkt Strom

Turbulenzen im europäischen Stromhandel hat im vergangenen Jahr auch die Energiebörse EEX in Leipzig zu spüren bekommen.
25.04.2018

Ein Mitarbeiter der EEX in Leipzig, der größten Energiebörse Kontinentaleuropas.

Gleich zwei Ereignisse recht verschiedener Art haben im vergangenen Jahr zu Turbulenzen im europäischen Stromhandel geführt – und damit auch die Geschäfte der European Energy Exchange (EEX) beeinflusst. Zum einen, so der Vorstandsvorsitzende der EEX Group Peter Reitz bei der Vorstellung der Bilanz am Mittwoch in Leipzig, habe die unangekündigte Abschaltung rund eines Drittels der französischen Kernkraftwerke im Spätwinter viele Marktteilnehmer vor allem aus dem Finanzbereich so sehr auf dem falschen Fuß erwischt, dass sie sich zunächst vom Handel zurückzogen. Zum anderen sorgte die Ankündigung, die bislang einheitliche Preiszone für Deutschland und Österreich voraussichtlich im Oktober 2018 zu trennen, trotz eines eilig eingeführten Phelix DE Future zu einem drastischen Rückgang der an der Börse gehandelten Volumina in diesem Segment. Im Vergleich der ersten Quartale 2017 und 18 waren das immerhin 25 Prozent.

Auch wenn alle anderen Handelsbereiche der EEX deutliche Zuwachsraten verzeichnen können, drückte das schlechtere Geschäft im Stromterminmarkt den Umsatz um vier Prozent auf 225,3 Mio Euro und das Ergebnis der EEX Group um rund sieben Prozent auf knapp 54 Mio. Euro. Letzteres wurde jedoch auch durch die Konsolidierung des US-Börse Nodal Exchange in Washington im Frühjahr des letzten Jahres mit beeinflusst. Das US-Handelshaus konnte jedoch im ersten Jahr unter dem Dach der EEX-Group seinen Marktanteil im Terminmarkt von 15 auf stolze 21 Prozent nach oben schrauben. Es gilt neben einer Börse in Singapur und der Prager PXE, die nun alle zum Konzern gehören als Säulen einer globalen Marktposition, die Reitz in den nächsten Jahren konsequent ausbauen will.

Westeuropäische Wachstumsraten lassen auf Entspannung am Markt hoffen

Weniger Einfluss auf das Geschäft hatte hingegen die Einführung der MiFiD II- und MiFiR-Standards für die Teilnahme am Börsenhandel. Für die deutlich erhöhten Anforderungen hatte die EEX  ein Unterstützungsprogramm für das Reporting aufgelegt. „Auch von den kleineren Marktteilnehmern hat kaum einer deshalb den Handel aufgeben müssen“, sagt Reitz.

Für 2018 erwartet der Börsenchef eine weitgehende Erholung auch im Stromhandel, der vor allem in den westeuropäischen Staaten bereits mit Wachstumsraten von mehr als 50 Prozent in Zahlen gefasst werden kann. Auch der Handel bei Gas und Emissionszertifikaten legte wie schon im Vorjahr weiter zweistellig zu, so dass die Diversifizierungsstrategie der Börse weiter vorankomme. Der bereits 2017 stabile Spotmarkt für Strom habe zudem besonders starke Dynamik im Bereich des Kurzfristhandels, weil inzwischen immer mehr Anbieter von Wind- und Sonnenstrom aus der EEG-Förderung fallen. Vor allem die bis fünf Minuten vor der Erfüllung handelbaren 15-Minuten-Scheiben konnten hier zuletzt deutlich zulegen. (masch)