Nachrichten

Grünes Licht für Bau eines neuen Gaskraftwerks in Cottbus

Die Stadtwerke wollen das bestehende Braunkohle-HKW durch gasbetriebene Blockheizkraftwerke und Druckspeicher ersetzen. Das Stadtparlament hat der Investition in Höhe von 75 Millionen Euro nun zugestimmt.
25.01.2018

In das bestehende Heizkraftwerk der Stadtwerke Cottbus (Bild) werden künftig gasbetriebene BHKWs und thermische Druckspeicher integriert.

Die Stadtwerke Cottbus werden das Heizkraftwerk im Osten der Stadt erweitern und verändern. Dabei werden insbesondere gasbetriebene Blockheizkraftwerke und thermische Druckspeicher in die Bestandsanlage integriert. Mit geplanten Inbetriebnahme der Gasanlage in der Heizperiode 2020/21 entfällt dann die bisherige Nutzung von Wirbelschichtkohle (veredelte Braunkohle). Das Cottbuser Stadtparlament hat am Mittwochabend in nicht-öffentlicher Sitzung dem Großprojekt zugestimmt. Für dieses wird eine Investitionssumme von rund 75 Mio. Euro veranschlagt. Nach der erfolgten Freigabe werden nun das Planungs- und Genehmigungsverfahren vorangetrieben. Das neue Heizkraftwerk muss bis 2022 im Dauerbetrieb laufen, danach läuft die Bundesförderung nach dem Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz aus.

Die Hälfte des Cottbuser Fernwärmebedarfs wird weiter über die Leag aus dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde abgedeckt

Trotz der damit verbundenen Veränderung der Erzeugungsstruktur der Stadtwerke im Wärmebereich wird etwa die Hälfte des städtischen Fernwärmebedarfs weiterhin aus dem Braunkohlekraftwerk Jänschwalde geliefert. Eigentümer ist die Leag, die  2016 die ehemaligen Braunkohletagebaue und -kraftwerke von Vattenfall gekauft hatte. "Unser Ziel ist es, die Wärmeversorgung für Cottbus trotz wechselnder politischer Rahmenbedingungen langfristig und weitgehend eigenständig zu sichern", wird Oberbürgermeister Holger Kelch (CDU) auf dem Portal „niederlausitz-aktuell" zitiert. Er sehe in dem geplanten Vorhaben eine Win-Win-Situation, die nach heutigem Kenntnisstand auch die wirtschaftlichste Variante sei. „Es ist für uns nicht erkennbar, dass durch die Investition bei unseren Stadtwerken Arbeitsplätze bei der Leag gefährdet wären. Eher sichern wir die Arbeitsplätze sowohl dort als auch bei unseren Stadtwerken", stellte er klar. Die Cottbuser SPD hatte vor einer Entscheidung hingegen eine öffentliche Debatte über die Neuausrichtung der Stadtwerke gefordert und die Ersetzung des fossilen Energieträgers Kohle durch Gas in Frage gestellt.

Wirkungsgrad und Primärenergiefaktor werden sich deutlich verbessern

Durch den Umstieg auf Gas und die Fortführung der Partnerschaft mit der Leag berücksichtige das Gesamtkonzept „die klimapolitischen Ziele und die landespolitischen Interessen gleichermaßen" argumentieren hingegen die Stadtwerke Cottbus. Durch die KWK-Förderung werde die Wirtschaftlichkeit der neuen Anlage maßgeblich erhöht und die Fernwärmepreise für die städtischen Endkunden könnten für einen sehr langen Zeitpunkt auf einem „sehr stabilen und wettbewerbsfähigen Niveau" gehalten werden. Investiert wird nicht nur in die BHKW und die Speicher, auch das Fernwärmenetz wird ertüchtigt. Durch die Senkung des Temperaturniveaus soll die Wirtschaftlichkeit der Erzeugungs-, Transport- und Verteilungsanlagen verbessert werden. Durch die neue gasbefeuerte Anlage wird sich der Primärenergiefaktor von 0,7 auf 0,25 verbessern, der Wirkungsgrad von circa 75 auf 93 Prozent. Die BHKW ermöglichten zudem eine höhere Flexibilität, auch in der Bedienung der Strommärkte, und eine bessere Skalierbarkeit der Erzeugung. (hoe)