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Hamburg Wasser mit Milliardeninvestition und Wasser-Recycling

Die Kosten für den städtischen Versorger Hamburg Wasser steigen und hohe Investitionen sind notwendig. Das Unternehmen erprobt zudem neue Wege für das Wasser-Recycling.
08.06.2023

Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von Hamburg Wasser und Gesine Strohmeyer, Kaufmännische Geschäftsführerin

Der Versorger Hamburg Wasser will bis 2026 mehr als 1 Mrd. Euro investieren. Große Investitionen seien etwa notwendig beim Schmutz- und Niederschlagswasser, aber auch bei der IT-Sicherheit, sagte die kaufmännische Geschäftsführerin Gesine Strohmeyer am Donnerstag in der Hansestadt.

Hamburg Wasser sprach beim Rückblick auf 2022 von einem erfolgreichen Geschäftsjahr trotz schwieriger Bedingungen. Mit 624,2 Mio. Euro wurde der konsolidierte Umsatz des Gesamtkonzerns leicht gesteigert, wie das Unternehmen mitteilte. Insgesamt habe man einen Überschuss von rund 97,6 Mio. Euro erzielt. Eine große Herausforderung seien die anhaltenden Kostensteigerungen. Sollte sich der Trend nicht umkehren, erwartet Hamburg Wasser in den Geschäftssparten Trinkwasser und Abwasser bis 2030 Kostensteigerungen in Höhe von 45 Prozent im Vergleich zu 2022.

"Hamburgerinnen und Hamburger gehen bewusster mit Wasser um"

"Die Hamburgerinnen und Hamburger gehen bewusster mit Wasser um", berichtete Strohmeyer. Im vergangenen Jahr versorgte Hamburg Wasser 2,2 Mio. Menschen mit 114,5 Mio. Kubikmetern Trinkwasser. "Der Trinkwasserverkauf ist im Vergleich zum Vorjahr damit rund anderthalb Millionen Kubikmeter geringer ausgefallen – trotz Rekordtemperaturen im Sommer", sagte Strohmeyer weiter. "Wir gehen davon aus, dass sich die exorbitant gestiegenen Energiekosten auf die Nutzung von insbesondere Warmwasser ausgewirkt haben." Das Unternehmen konnte noch keine Angaben machen, ob die Preise für die Verbraucher in den kommenden Jahren steigen werden.

Der städtische Versorger kündigte eine Erweiterung seiner Produktpalette um recyceltes Wasser an: In Kürze liefert er im Pilotquartier Jenfelder Au sogenanntes Brauchwasser an einen dort ansässigen Gewerbepark, das aus aufbereitetem Abwasser und Regenwasser erzeugt wird.

Wozu das Projekt gedacht ist

Ingo Hannemann, Sprecher der Geschäftsführung von des Unternehmens erläutert: "Ein großer Teil des häuslichen Wasserbedarfs unterliegt einer saisonalen Beeinflussung. Mit der Zunahme von begrünten Dächern und Fassaden in der Stadt wird die Nachfrage im Sommer weiter ansteigen, weil Gründächer und ähnliches in langen Trockenphasen ebenfalls bewässert werden müssen." Das vergrößere den Druck auf das Versorgungssysteme und die Ressource Grundwasser. "Mit unserem Projekt zum Wasserrecycling möchten wir ein Produkt entwickeln, das hilft, solche Bedarfsspitzen abzupuffern", so Hannemann. Wenn sich das Konzept bewähre, stelle es eine Anpassungsoption dar, die in ganz Deutschland helfen könnte, die kommunale Wasserversorgung robuster zu gestalten und Nutzungskonflikten vorzubeugen.

Moderne Abwassersysteme

Das vom Wasserversorgungsunternehmen entwickelte Abwassersystem, das im Neubauquartier eingesetzt wird, teilt die Abwasserströme auf. Das Prinzip ähnele laut dem Unternehmen der häuslichen Mülltrennung. Einzelne Abwässer würden separat abgeleitet und behandelt. Das Toilettenwasser der Jenfelder Au erfasst das Wasserversorgungsunternehmen seit vier Jahren mit einem Unterdrucksystem. Die Fäkalien würden demnach nicht wie sonst üblich mit viel Wasser Richtung Klärwerk geschwemmt, sondern "relativ" unverdünnt per Vakuumkanalisation eingesammelt und dezentral verwertet." Allein das spart gut 25 Prozent des häuslichen Wasserbedarfs", sagt Hannemann. Mit dem Wasserrecycling gehe Hamburg Wasser nun einen Schritt weiter.

Das Grauwasser im Blick

In den Blick rückt dabei das sogenannte Grauwasser, das in den Haushalten beim Duschen, Spülen und Waschen entsteht. Bislang wurde dieses in die konventionelle Kanalisation geleitet und auf dem zentralen Klärwerk im Hamburger Hafen behandelt. Künftig wird es ebenfalls dezentral in der Jenfelder Au aufbereitet. Dazu hat Hamburg Wasser ein Verfahren entwickelt, das im Grauwasser enthaltene Schadstoffe entfernen soll. 

"Die Qualität des recycelten Grauwassers ist so gut, dass es bedenkenlos zur Bewässerung von Pflanzen und zur Spülung der Toilette genutzt werden kann. Kombiniert mit eingesammeltem Regenwasser und konsequent angewendet, wird der Trinkwasserbedarf damit erheblich sinken", erläutert Hannemann. Das Recyclingprojekt ist erst einmal auf fünf Jahre begrenzt. (gun mit Teilen von dpa)