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Intelligente LED-Technik: Stadtwerke starten "Licht nach Bedarf"

Mithilfe eines Sensors erkennen die Straßenlampen Bewegungen in naher Entfernung. Die Stadtwerke sehen die Flexibilität der Systeme als großen Vorteil an.
03.09.2021

Moderne LED-Technik und Vernetzung per Funk sind die Voraussetzungen für Tübingens "intelligentes" Licht.

Im Tübinger Teilort Hirschau beginnen die Stadtwerke Tübingen (swt) mit der Umrüstung der Straßenlampen. Ziel ist es, ein intelligentes "Licht nach Bedarf" aus Basis LED-Technik mit drahtloser Netzwerkanbindung zu installieren, wie die swt mitteilen.

Der Kommunalversorger setzt damit das bislang umfangreichste Projekt der Serie um, nachdem sie in den vergangenen Jahren bereits an verschiedenen Stellen im Tübinger Stadtgebiet die neue Technik installiert hatten.

Sensor erkennt Bewegungen

Dabei seien die Straßenlampen zunächst auf einem niedrigen Energielevel von circa zehn Prozent der maximalen Leuchtkraft eingeschaltet. Erkennt der in der Lampe verbaute Sensor Bewegungen in einer Entfernung von 5-10 Metern, erhöhen die Lampe und die mit ihr vernetzten Nachbarlampen ihre Leuchtkraft sukzessive auf rund 30 Prozent.

Es entsteht ein die Bewegung begleitender Lichtteppich, heißt es. Nach einigen Sekunden kehren die Lampen dann wieder auf ihr Ausgangslevel zurück. Beleuchtungsstärke, Intervalle und Vernetzung sind entsprechend der Anforderungen der Umgebung und der gegebenen Bedürfnisse anpassbar.

10.000 Leuchtpunkte

In einem ersten Arbeitsschritt rüsten die swt innerhalb von rund zwei Wochen 120 Lampen um und statten sie mit LED-Leuchtmitteln aus. Über 10.000 Leuchtpunkte gibt es im Stadtgebiet der Universitätsstadt Tübingen.

Die Beleuchtung gehört der Stadtverwaltung, während die Betriebsführung bei den swt liegt. Damit sind sie verantwortlich für die Instandhaltung, Wartung und Reparatur der gesamten städtischen Straßenbeleuchtung. In den Zuständigkeitsbereich der swt fällt aber auch die Weiterentwicklung und Modernisierung des Straßenbeleuchtungssystems.

Tests mit Prototypen

Vor vier Jahren haben sich die Stadtwerke gemeinsam mit der Stadtverwaltung dem "Licht nach Bedarf" zu nähern. Tübingen hat besondere Anforderungen an die Straßenbeleuchtung: die Lichtpunkte sind in eher niedriger Höhe positioniert. Neue Quartiere, ältere Wohnviertel, Parks, zentrale Fußgängerwege, das weitverzweigte Radwegenetz und nicht zuletzt das Straßennetz selbst bedingen unterschiedliche Ansprüche.

In den eigenen Werkstätten, auf und neben dem Betriebsgelände starteten die swt 2017 mit ersten Tests und Prototypen. Die Auswahl an Herstellern intelligenter Beleuchtungstechnik war zunächst überschaubar. Deshalb veränderten die Stadtwerke-Techniker die Lampen auch baulich, um sie technisch auf das Niveau zu bringen, das den Ansprüchen ganz unterschiedlicher Einsatzorte genügt.

Ein bis vier Sensoren

Nach Einzeltest-Lampen folgten im Auftrag der Stadtverwaltung erste kleinere Straßenzüge in Tübingen als Testumgebung. In einer der Teststraßen kam 2019 erstmals auch ein Sensor mit Gateway-Anbindung zum Einsatz. Im selben Jahr testeten die swt in einem Wohngebiet Straßenlampen mit eingebautem Radarsensor, was weitere Möglichkeiten – beispielsweise die Verkehrszählung – eröffnet.

Die swt-eigene Entwicklungsarbeit und das stufenweise Herantasten an eine baulich optimierte Lampe brachten, als großen Vorteil, maximale Flexibilität. So wurde eine Passungsfähigkeit bei Masten und Leuchten entwickelt, die kurzfristige, situationsbedingte Umstellungen bei der öffentlichen Beleuchtung ermöglichen. Die swt sind bei Lampen, Leuchtmitteln und Sensoren nicht auf einen Hersteller begrenzt. Außerdem kann der Versorger in einer Straßenlampe zwischen einem und vier Sensoren unterbringen – je nachdem, welche Anforderungen am Einsatzort vorgesehen sind. (jk)