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Kommunale Kooperation in privater Hand

Erstmals ist eine Stadtwerke-Beschaffungskooperation an ein Privatunternehmen verkauft worden: die EEG an die Getec-Gruppe. Damit bestätigen sich ZfK-Indizien vom April. Welche Berater und Anwälte die Transaktion begleitet haben:
13.07.2018

Karl Gerhold ist geschäftsführender Gesellschafter der nach wie vor familiengeführten Getec Energie Holding mit den Töchtern Getec Energie AG, Getec Green Energy AG und Getecnet AG.

Der Verkauf der Stadtwerke-Beschaffungskooperation EEG Energie- Einkaufs- und Service GmbH aus Henstedt-Ulzburg an die Getec Energie AG aus Hannover ist beschlossen. Ihn kann nur noch das Kartellamt stoppen. Getec bestätigte am Freitag, Ende Juni habe man sich mit den 30 Stadtwerken, die noch EEG-Gesellschafter sind, auf einen Kaufvertrag geeinigt. Über den Preis wurde Stillschweigen vereinbart. Die Transaktion gilt rückwirkend zum 1. Juni.

Die Privatisierung einer kommunalen Beschaffungskooperation ist eine wirtschaftsgeschichtliche Premiere. Bereits im Dezember 2017 hatte der Fachjournalist Heiko Lohmann berichtet, es existiere ein Verkaufsprospekt. Im Januar bestätigte der damalige Geschäftsführer Hubert Tschuschke, dass ihn auch private Interessenten bekommen hätten (siehe gedruckte ZfK 2/18, 14).

Strategie: erhalten, weiterentwickeln, expandieren

Getec-Chef Bernward Peters verriet am Freitag etwas über die Ziele, die das Energieunternehmen mit der EEG verfolgt: "Wir wollen die EEG (…) als starken Partner für Stadt- und Gemeindewerke mit einem umfangreichen Dienstleistungsportfolio und innovativen Lösungen etablieren. Für die Kunden der EEG wollen wir ein Partner auf Augenhöhe sein."

Das klingt nicht nach Abwicklung. EEG-Aufsichtsratschef Uwe Lamberti, Werkleiter der Gemeindewerke Halstenbek, äußerte sich denn auch froh, einen Partner "aus Norddeutschland gefunden zu haben, der sich klar zu einem Weiterbetrieb und einer Weiterentwicklung der EEG sowie dem Standort Henstedt-Ulzburg bekennt". Die Getec Energie Holding hat ihren Sitz in Hannover und eine Niederlassung in Magdeburg.

Die ehemalige Kooperation EEG hat noch 18, nach anderen Angaben 24 Mitarbeiter und gut 50 Stadt- und Gemeindewerke als Kunden. Viele ihrer Dienstleistungen bietet die Getec auch, aber das Energiedatenmanagement (EDM) für Netzbetreiber soll eine Perle der EEG sein.

EEG hat einen in der Branche bekannten Interimschef

Die EEG, wie fast jede kommunale Beschaffungskooperation so alt wie die 20 Jahre liberalisierter Strommarkt, leidet seit Jahren unter dem Wettbewerbsdruck im Energiehandel und im Portfoliomanagement. Sie schrieb 2016 gerade so eine schwarze Null, schob aber eine Mio. Euro Verlust aus früheren Jahren vor sich her. An hohe Investitionen im Zeichen der Digitalisierung war gar nicht zu denken. Und dann scheiterte auch noch im Herbst 2017 die zweieinhalbjährige Kooperation mit der kommunalen Quantum aus Ratingen mit Ziel Vollfusion an den EEG-Gesellschaftern.

Die Transaktion wurde von BTO Management Consulting sowie von der Energierechtskanzlei Höch und Partner, beide aus Berlin, innerhalb von neun Monaten abgewickelt. BTO schickte ihren Vorstand Matthias Wendel (52, ehemals MVV Trading, Dong und Stadtwerke Wedel) im März als Interimsgeschäftsführer zur EEG. Laut den Beratern gab es am Anfang über 25 Kaufinteressenten. In der Endrunde waren drei. Darunter Getec.

Getec ist nicht gleich Getec

Genauer: die familiengeführte Getec Energie Holding. Der schwedische Finanzinvestor EQT hat mit dieser Transaktion nicht zu tun, betont Holdings-Bereichsleiter Steffen Schmidt gegenüber der ZfK. An EQT hatte Getec 2016 die Töchter

  • Getec Heat & Power,
  • Getec Wärme & Effizienz und
  • Getec Media

verkauft. Darüber wurde eine andere Dachgesellschaft gebildet: die "G+E Getec Holding". Anfangs hatte die familiengeführte Getec noch 40 Prozent an dieser Holding. Mittlerweile sind es laut Schmidt nur noch 25,1 Prozent. Den Rest hält EQT. Unter den Fittichen des Finanzinvestors sind indirekt auch die Stadtwerke Thale, über die Getec Wärme & Effizienz.

Zu den Töchtern der alten, von der Familie des Gründers Karl Gerhold getragenen Getec Energie Holding gehören die Unternehmen

  • Getec Energie AG, nun vorbehaltlich mit der EEG,
  • Getec Green Energy AG und
  • Getecnet AG. (geo)