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LVV: Norbert Menke muss früher gehen

Der Aufsichtsrat der Leipziger Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft LVV hat Freitagabend nach mehr als fünfstündiger Beratung die erwartete Personalentscheidung gefällt.
23.03.2018

Ein Schnappschuss aus besseren Zeiten: Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (knieend, von links) und neben ihm LVV-Vorstandssprecher Norbert Menke bei der Taufe eines

Straßenbahn-Waggons.

Danach werden künftig vier Geschäftsführer das Unternehmen leiten. Neben dem bisherigen kaufmännischen Geschäftsführer Volkmar Müller sind das als Sprecher der Geschäftsführung Michael M. Theiss (Kommunale Wasserwerke), Ulf Middelberg (Verkehrsbetriebe) und Karsten Rogall (Stadtwerke), die ihre bisherigen Posten in den Tochtergesellschaften nebenamtlich, also ohne zusätzliche Vergütung, behalten. Der bisherige LVV-Vorstandsvorsitzende Norbert Menke wird damit das Unternehmen bereits im April verlassen, obwohl sein Vertrag erst ein Jahr später ausläuft. Oberbürgermeister Burkhard Jung sprach Menke seinen Dank für die "äußerst erfolgreiche Arbeit" aus. Der bisherige Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke, Johannes Kleinsorg, wurde bei der neuen Führungsmannschaft ebenfalls übergangen, über seine Zukunft im Unternehmen wird aber formell erst in einigen Wochen entschieden.

Der Leipziger Konzern hat zwar in den vergangenen Jahren die Mittel erwirtschaftet, um die Zuschüsse für den Öffentlichen Nahverkehr aufbringen zu können, doch gab es zugleich intern Kritik an der Effizienz des Unternehmens und mangelnden Innovationswillen. Das Unternehmen verdiente vor allem mit dem regulierten Fernwärmegeschäft in Leipzig und Polen, das aber im erheblichen Maß auf der Auskoppelung von Wärme in Braunkohlekraftwerken beruht - was politisch umstritten ist. Verärgert war Jung aber vor allem über den letztlich gescheiterten Versuch der LVV, die kommunale Sperrminorität im Energiekonzern Verbundnetz Gas AG nach dem Ausscheiden Erfurts zu erhalten. Zudem galten Menke und Kleinsorg in der Stadt als wenig vernetzt. Jungs Initiative, die Führungsstruktur der LVV mit einer Kopplung der Geschäftsführer-Funktionen zu straffen, fand daher offenbar eine breite Mehrheit in dem durch Fraktionsmitglieder besetzten Gremium.

Bericht über informelles Kaufangebot für Danziger Tochter GPEC

Am vergangenen Donnerstag hatte der Aufsichtsrat der Stadtwerke Leipzig über die Zukunft der Tochtergesellschaft in Danzig beraten. Über die Sitzung wurde ausdrücklich Stillschweigen vereinbart. Allerdings berichtete die "Leipziger Volkszeitung" am Freitag detailliert über ein informelles Kaufangebot des staatlichen polnischen Energieversorgers PGE für den vor allem im Fernwärmegeschäft tätigen und hochprofitablen Leipziger Ableger namens GPEC, der im letzten Jahr rund zehn Mio. Euro Gewinn zur Bilanz beisteuerte. Danach hätten die Polen abzüglich der Schulden 109 Mio. Euro geboten und zugleich eine politische Drohkulisse mit dem Hintergrund eines nationalen polnischen Interesses aufgebaut. Laut Insiderkreisen ist die Stadtspitze über die Indiskretion derart empört, dass eine Strafanzeige "gegen Unbekannt" erstattet werden soll. (masch)