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Mainova: Deutliche Einbußen im Gasgeschäft, massive Zuwächse in der Stromsparte

Mit viel Mühe kann der Regionalversorger das Niveau der letztjährigen Halbjahreszahlen bestätigen. Das Investitionsniveau wurde verdoppelt, Chancen sieht Mainova künftig vor allem beim Wasserstoff.
29.09.2022

"Enormer Preisdruck, exorbitant gestiegene Marktrisiken": Mainova-Chef Constantin Alsheimer.

Trotz massiver Belastungen im Gasgeschäft hat der Frankfurter Regionalversorger Mainova das bereinigte Ergebnis (EBT) mit 86,1 Mio. (2021: 87,2 Mio) Euro nahezu stabil auf dem Niveau des Vorjahreszeitraums halten können. Dazu seien aber große Anstrengungen nötig gewesen, stellte der Vorstandsvorsitzende Constantin Alsheimer in einer Pressemitteilung klar.

„Die Auswirkungen des Ukraine-Kriegs auch auf die Energiewirtschaft sind massiv. Dazu gehören unter anderem der enorme Preisdruck, exorbitant gestiegene Marktrisiken und die Herausforderungen in der Aufrechterhaltung der Versorgungssicherheit“, sagte er.

Insbesondere im Bereich Gasversorgung hinterließ die Lage an den Energiemärkten deutliche Spuren. Aufgrund der Volatilität sank in diesem Bereich das Ergebnis massiv um um -46,4 Mio. Euro auf -9,6 Mio. Euro. Neben negativen Portfolioeffekten im Handel hätten hier auch extreme Spotpreise in Verbindung mit temperaturbedingten Mengenschwankungen zu einem deutlichen Ergebnisrückgang geführt, heißt es.

"Bereits geringe Abweichungen haben signifikante Auswirkungen"

"In der ersten Jahreshälfte lagen die durchschnittlichen Preise für Erdgas im Kurzfristhandel um den Faktor vier bis fünf über den Preisen in 2021. Mit Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar stiegen die Preise temporär sogar um den Faktor zehn bis zwölf", heißt es auf ZfK-Anfrage. Auch wenn die Energiemengen größtenteils im Voraus beschafft würden, führten bereits geringe Mengenabweichungen zwischen der beschafften und der abgesetzten Menge aufgrund des hohen Preisniveaus zu signifikanten Auswirkungen.

"Insbesondere in der ersten Märzhälfte und im April mussten aufgrund der temporär verhältnismäßig kühlen Witterung Teilmengen über den Spotmarkt nachbeschafft werden, die in Kombination mit der Spotmarktpreisexplosion, bedingt durch den Ukraine-Krieg, das Ergebnis entsprechend belasten", erklärt eine Mainova-Sprecherin.

Eindeckungen für 2023 und 2024 dauern noch an

Außerdem habe man zum Jahreswechsel 2021/2022 rund 5.000 Kunden des Erdgasdiscounters Gas.de in die Ersatzversorgung aufgenommen, so dass insbesondere für die Grund-/Ersatzversorgung unabhängig von Witterungseinflüssen kurzfristig Mengen nachbeschafft werden mussten. 

Das Neukundengeschäft im Erdgas habe der Regionalversorger temporär ausgesetzt, beobachte die Marktentwicklungen aber sehr genau, um, sich möglicherweise in Zukunft wieder ergebende Vertriebsopportunitäten zu nutzen. "Unser oberstes Ziel liegt aktuell darin, unseren Bestandskundinnen und Bestandskunden in der Energiekrise als zuverlässiger Partner zur Seite zu stehen". Die Eindeckungen für die Lieferjahre 2023 und 2024 erfolgten diversifiziert und dauerten noch an.

Stromsparte profitiert deutlich von gestiegener Volatilität

Die Kehrseite der Medaille: So hoch die negativen Effekte der Preisschwankungen auf der Gasseite waren, desto positiver waren sie in der Stromversorgung. Laut Zwischenbericht des Unternehmens gleichen sich die Effekte nahezu aus.

Das Ergebnis in der Stromversorgung war 2021 durch Corona belastet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg es im ersten Halbjahr 2022 auf 25,2 Mio. Euro (+25,5 Mio. Euro). Neben dem Stromhandel wirkte sich unter anderem das Netzgeschäft positiv aus. 

Zur Reduzierung des Gasverbrauchs hat Mainova die Fahrweise ihrer Kraftwerke angepasst. Das Gas konnte in den Markt zurückgegeben werden. Das Ergebnis im Segment Erzeugung und Fernwärme stieg in Folge dessen auf 39,0 Mio. Euro – ein Zuwachs von 14,1 Mio. Euro im Vergleich zum 1. Halbjahr 2021. 

Klare Ergebnissteigerung bei den Erneuerbaren

Das Ergebnis im Segment Erneuerbare Energien/Energiedienstleistungen konnte das Unternehmen fast um die Hälfte steigern auf 18,5 Mio. Euro vor allem aufgrund operativer Zuwächse bei den Wind- und Solarparks sowie dem Biomassekraftwerks. 

Die Investitionen im ersten Halbjahr wurden mit 126,1 Mio. Euro mehr als verdoppelt. Neben Investitionen in Versorgungssicherheit und wirksamen Klimaschutz trugen zu dem Anstieg vor allem auch Investitionen in Energiedienstleistungen und die Digitalisierung bei. Ein wesentlicher Anteil der geplanten Investitionen von 1,8 Mrd. Euro der Mainova fließt in den nächsten Jahren in den Klimaschutz, unter anderem soll das Heizkraftwerk West in Frankfurt wasserstoff-ready werden.

Deutlich niedrigeres Jahresergebnis prognostiziert

Von einer konkreten Prognose für das Gesamtjahr sieht das Unternehmen mit Blick auf die vielen Unwägbarkeiten durch den Krieg in der Ukraine und die aktuelle Energiekrise ab. Zu den größten Risiken gehörten das schwer prognostizierbare Abnahmeverhalten der Kundinnen und Kunden, die gestiegenen Bezugskosten sowie mögliche Ausfälle von Forderungen genauso wie von Handelspartnern.

Erwartet wird weiterhin ein bereinigtes EBT deutlich unter dem Niveau des Jahres 2021. Die für 2022 vorgesehenen Investitionen würden voraussichtlich erwartungsgemäß durchgeführt. (hoe)