Nachrichten

MAN Energy Solutions will 3000 Stellen abbauen

Als Anbieter nachhaltiger Energielösungen sieht MAN Energy Solutions seine Zukunft. Das Kerngeschäft sind aber noch Großmotoren für die Schiff- und Kreuzfahrt. Das kostet viele Mitarbeiter nun den Job.
23.07.2020

Motoren von MAN Energy Solutions werden auch bei verschiedenen Kommunalversorgern eingesetzt. Das Bild zeigt einen Gasmotor mit zweistufiger Turboaufladung, der Ende 2019 in einer KWK-Anlage der Stadtwerke Schwäbisch-Hall in Betrieb genommen wurde.

Der Großmotorenhersteller MAN Energy Solutions will fast 4000 seiner weltweit etwa 14.000 Arbeitsplätze abbauen. Allein in Deutschland sollen rund 3000 Mitarbeiter gehen, teilte das Augsburger Unternehmen  mit. Das Unternehmen begründete dies hauptsächlich mit der Corona-Pandemie. Es erwartet auch in den kommenden Jahren stagnierende Umsätze und will die Kosten deswegen um 450 Millionen Euro senken. Das Unternehmen hat mehr als 120 Standorte weltweit.

Minister sieht Potenzial bei Wasserstoff-Entwicklung

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) kündigte an, in Gesprächen mit den Verantwortlichen des Unternehmens Unterstützungsmaßnahmen prüfen zu wollen. Er deutete an, dass es vielleicht Möglichkeiten im Bereich der Wasserstoff-Entwicklung geben könnte. Ziel sei die Rettung möglichst vieler der 4300 Jobs in Augsburg, sagte der Minister.

Wenig Nachfrage für Großmotoren

MAN Energy Solutions ist Teil des Volkswagen-Konzerns, soll allerdings verkauft werden. Die Augsburger Tochter hieß früher Diesel & Turbo und steht besonders für die Produktion von großen Motoren für Fracht- oder Kreuzfahrtschiffe. "Wichtige Geschäftsfelder des Unternehmens wie das Kreuzfahrtgeschäft sind unmittelbar von den wirtschaftlichen Folgen der Covid-19-Pandemie betroffen, und wir rechnen erst 2023 mit einer Erholung auf das Vorkrisenniveau", sagte Vorstandschef Uwe Lauber.

Turbinen sollen künftig in Berlin gefertigt werden

Außerdem bietet das Unternehmen beispielsweise Dampfturbinen, Gasantriebe oder Generatoren zur Stromerzeugung an. Nach dem Restrukturierungsplan soll in Deutschland die Turbinenfertigung in Hamburg eingestellt und die Fertigung nach Berlin verlagert werden. Nach Angaben der IG Metall sollen in Berlin knapp 200 von aktuell 429 Beschäftigten gehen. Darüber hinaus sollen im Rahmen des Sparprogramms auch Materialkosten gesenkt und das Produktangebot gestrafft werden.

Betriebsbedingte Kündigungen möglich

Der MAN-Vorstand kündigte an, dass der Personalabbau weitestgehend sozialverträglich erfolgen soll. "Betriebsbedingte Kündigungen können jedoch nicht gänzlich ausgeschlossen werden." Dies kritisierte der Betriebsrat. "Betriebsbedingte Kündigungen müssen definitiv ausgeschlossen werden, so wie es im gesamten VW-Konzern üblich ist", erklärte der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates, Werner Wiedemann, nach Angaben der IG Metall.

Augsburgs IG-Metall-Chef Michael Leppek sagte, dass die Gewerkschaft grundsätzlich ein nachhaltiges Zukunftsprogramm für das Unternehmen unterstützte. Es müsse dann aber garantiert werden, dass der Motorenhersteller bei Volkswagen bleibe.

Neue Strategie

MAN Energy Solutions hatte vor zwei Jahren eine neue Strategie vorgestellt, mit der sich das Unternehmen weg vom klassischen Dieselmotorenhersteller hin zu einem Anbieter nachhaltiger Energielösungen bewegen will. Diese neuen Angebote sollen bis zum Jahr 2030 etwa die Hälfte des Geschäfts ausmachen. Im März 2019 hatte MAN ES 40 Prozent der Anteile an dem Elektrolysetechnikunternehmen H-TEC SYSTEMS erworben und war auch an der Entwicklung eines Wasserstoffspeichers im Industriemaßstab beteiligt.  (hoe/dpa)