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Markt im Wandel: Enamo wird zerschlagen

Die Energie AG Oberösterreich und die Linz AG beabsichtigen, ihre Zusammenarbeit als Gesellschafter der Enamo GmbH zu beenden. Grund sind neue Vorschriften und ein Wandel in der Kundschaft.
09.04.2018

Auch Strom für die Linzer Feuerwehr gehörte zum Enamo-Portfolio. Nun liefert wieder die Linz AG.

Die Vertriebsorganisation Enamo GmbH wird aufgelöst. Die Lieferung vonGas oder Telekomleistungen sowie von stromnahen Dienstleistungenwieder in die Mutterhäuser Energie AG Oberösterreich und die Linz AG zurückgeführt.Dieser Schritt wurde notwendig, weil sich die gesetzlichen und marktseitigen Rahmenbedingungen stark verändert haben. Die derzeitige Organisationsstruktur der Enamo GmbH bietet auf drängende Vertriebsfragen – gerade aus Kundensicht – nur eingeschränkt Antwortmöglichkeiten.

Die Fokussierung auf die spezifischen Kundenbedürfnisse ist eine der großen Herausforderungen, vor der die oberösterreichischen Energieversorger stehen. Zum einen werden von den Kunden verstärkt Bündelprodukte verlangt – sowohl mit anderen Medien wie Gas oder Telekomleistungen wie auch mit stromnahen Dienstleistungen. Insbesondere in den Themenbereichen E-Mobilität und Photovoltaik-Anlagen werden Kombinationslösungen immer mehr nachgefragt. In diesem Bereich stößt die Enamo-Konstruktion oft rechtlich an ihre Grenzen. So dürfen Dienstleistungen, die bereits von den Mutterhäusern angeboten werden, nicht zusätzlich auch von der Enamo GmbH für ihre Kunden angeboten werden.

Regelungen zum Datenschutz als Stein des Anstoßes

Sechs Monate nach dem Ausstieg von Energie AG Oberösterreich und Linz AG aus der Eenergieallianz Austria im Jahr 2006 haben die beiden Unternehmen die oberösterreichische Stromvertriebsallianz Enamo gebildet. An der gemeinsamen Gesellschaft hält die Energie AG 65 Prozent und die Linz AG 35 Prozent der Anteile. Sämtliche Stromkunden – vom größten Industriebetrieb bis zum kleinsten Haushalt – werden bislang durch die vier Unter-Gesellschaften der Enamo-Gruppe versorgt. Allein schon diese enorme Spannweite der Kundenbedürfnisse hat eine Neuaufteilung nahegelegt, und die Rückverlegung des Vertriebs setzte sich als Mittel der Wahl durch.

Zusätzlich sorgte die neue DSGVO (Datenschutz-Grundverordnung) – hier insbesondere die Verpflichtung zur Mandantentrennung – für Handlungsbedarf. Wesentliche Synergien in den Konzernen wären nicht mehr zu erzielen, die Verwaltungskomplexität würde aber trotzdem erheblich steigen. Für die Kunden der Stromvertriebsgesellschaften der Enamo-Gruppe bedeutet die Änderung trotzdem keine Änderung. Sie werden von der zukünftigen Neuordnung der Enamo nicht betroffen sein und werden auch nach Umorganisation wie bisher unverändert von den jeweiligen Vertriebsgesellschaften betreut – und zwar „qualitätsvoll und kompetent", wie die Energie AG Oberösterreich und die Linz AG betonen. (sig)