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Mehr Anbieterwechsel beim Strom – das wollen die Kunden jetzt

Rund 11 Millionen Haushalte haben laut einer Studie ihren Stromanbieter in den letzten zwei Jahren gewechselt. Stadtwerke behaupteten sich mit Angebotsdifferenzierung und Service.
10.05.2024

Freude über die Rechnung? Sparen bleibt für Kunden das Hauptmotiv für einen Wechsel des Stromanbieters. (Symbolbild)

Rund 11 Millionen beziehungsweise 27 Prozent der Haushalte in Deutschland haben in den vergangenen zwei Jahren ihren Stromanbieter gewechselt. Damit ist die Wechselaktivität der Haushalte seit 2020 um 29 Prozent gestiegen.

Dies ist das Ergebnis einer repräsentativen Onlineumfrage der Kölner Unternehmensberatung Sirius Campus unter 1.159 Haushalten. Demnach liegt der Wechsel bei rund einem Viertel an einem Umzug. Bei 42 Prozent waren gestiegene Energiepreise und bei 30 Prozent eine regelmäßige Vertragsüberprüfung der wesentliche Anlass für den Vertragsabschluss bei einem neuen Energieversorger.

Neben den Anbieterwechslern haben weitere drei Millionen Haushalte ihren Stromvertrag bei ihrem bestehenden Anbieter gewechselt, am häufigsten wegen gestiegener Energiepreise oder Ablauf einer Vertragslaufzeit.

Sparen bleibt Top-Wechselgrund

In der Umfrage gibt die Mehrheit (59%) der Befragten, die nach neuen Angeboten gesucht haben, an, dass sie durch einen Stromvertragswechsel vor allem Geld sparen möchten.

Das sind die Kunden der Stadtwerke

Besonders service- und beratungsorientierte Kunden machen nur drei Prozent aller Anbieterwechsler aus, obwohl sie einen Marktanteil von 15 Prozent haben.

Diese preisbereiteren und treueren Kunden sind laut Sirius Campus häufig bei Stadt- und Gemeindewerken. Sie reagierten aufgrund ihrer Bodenständigkeit auch auf Werbung von regionalen Anbietern.

Qualitätsorientierte Motive für die Wechselaktivität wie längere Preisgarantien (16%), Klimaschutz (10%) sowie Service- und Beratungsqualität (6%) werden insgesamt eher selten von Wechselaktiven genannt.

Differenzierung bei Service und Beratung wird noch nicht ausreichend genutzt

 „Mehrstufige Angebote bieten die Chance, die unterschiedlichen Erwartungen von Kundengruppen differenziert zu bedienen“, rät Oliver Gaedeke, Gründer und Geschäftsführer von Sirius Campus. Dies geschehe häufig aber noch zu einfach entlang von Vertragslaufzeit und Preisgestaltung ohne mögliche Differenzierungen beim Service und bei der Beratung.

Anbieterwechsler sind häufiger Haushalte aus Kleinstädten, mit eher jüngeren Entscheidern im Alter bis zu 50 Jahren, mit höherem Einkommen und mit höherem Energieprokopfverbrauch.

Hausbesitzer, die eine Sanierung planen, sind wechselaffiner

Konkrete Planer einer energetischen Sanierung in den nächsten fünf Jahren sind wechselaffiner. „Wenn im Haushalt das Thema Energiesparen besprochen wird, geht es nicht nur um den Stromtarif, sondern auch um andere Möglichkeiten der privaten Energiewende“, beschreibt Gaedeke die Zusammenhänge. Ob durch Dämmung, Wärmepumpe oder PV-Anlage, diese Haushalte seien investitionsbreite Energiesparer und glauben an die Machbarkeit der Energiewende in Deutschland.

„Content-Marketing rund um die Energiewende und EDL-Angebote bis hin zum PV- und Wärme-Contracting ermöglichen Energieanbietern nicht nur eine tragfähige Marktstrategie, sondern stärkt also auch die Positionierung im fortlaufenden Stromwechselgeschäft“, erläutert Gaedeke weiter.

Dynamische Stromtarife sind für 1,1 Million Haushalte "hoch attraktiv"

Nur drei Millionen der Haushalte haben sich mit dynamischen Stromtarifen, also angebotsabhängig variablen Arbeitspreisen, beschäftigt.

Ein Drittel hat schon von solchen Tarifen gehört. Neben der Kostenersparnis sprechen Kunden auch Vorteile der Kosten- und Verbrauchskontrolle sowie der Effizienz an. Nachteile werden jedoch im Risiko der Preisschwankungen gesehen, so dass Angebote mit Preisbremsen beliebter sind. Ein sehr hohes Abschlussinteresse für einen dynamischen Stromtarif für Jahr 2015 haben 2,8 Prozent oder 1,1 Millionen Haushalte.

„Energieanbieter gehen sehr unterschiedliche Wege beim Pflichtangebot für einen dynamischen Tarif. Während einzelne Stadtwerke daran arbeiten, alle ihre Kunden in eine dynamische Netzsteuerung zu integrieren, gestalten andere Energieanbieter eher prohibitive Angebote für dynamische Tarife“ beobachtet Gaedeke den Markt. (pfa)