Profitabilität von Stadtwerken sinkt weiter
Die Profitabilität von Energieversorgern und Stadtwerken ist seit 2015 im Schnitt pro Jahr um drei Prozent gesunken. Der Mittelwert (Median) bei der Umsatzrentabilität ist im Zeitraum von 2015 bis 2020 von 6,8 auf 5,8 Prozent zurückgegangen. Das zeigt eine Analyse des Aachener Beratungsunternehmens BET, bei der mehr als 160 Unternehmen unterschiedlicher Größenklassen miteinander verglichen wurden.
„Die Gründe für diese Entwicklung sind vielfältig.“ erklärt Tim Ronkartz, Leiter Kompetenzteam Unternehmensentwicklung bei BET. Neben Investitionen in Mobilitäts- und Wärmewende sowie die Digitalisierung seien hierfür auch die sinkende Eigenkapitalverzinsung im Rahmen der Anreizregulierung der Margendruck im Strom- und Gasvertrieb verantwortlich.
Warum kleinere Versorger ihre Finanzierungsstrategie überprüfen sollten
Auch künftig müsse eher mit rückläufigen Jahresergebnissen gerechnet werden. Dies zeige ein von BET entwickeltes Modell, das mittels Langfristplanung für ein Muster-Stadtwerk zentrale Werttreiber, geschäftsfeldspezifische Ergebnisbeiträge sowie die Unternehmensergebnisse bis 2030 simuliert.
Größere Energieversorger finanzieren sich deutlich mehr über Fremdkapital. Die Eigenkapitalquote liegt bei den größten Unternehmen bei rund 30 Prozent, während die kleineren Unternehmen etwa die Hälfte ihrer Finanzierung über Eigenkapital decken. „Eine hohe Eigenkapitalquote ist pauschal weder gut noch schlecht. Die Versorger mit mehr als 300 Mio. Euro Gesamtleistung nutzen jedoch verstärkt den sogenannten Leverage-Effekt und erhöhen auf diese Weise ihre Eigenkapitalrentabilität“, erklärt Johannes Hüllenkremer, Berater bei BET.
Für kleinere Energieversorger bedeute dies, dass eine überwiegende Fremdfinanzierung ihrer zukünftigen Investitionen in Energiewende und Klimaschutz durchaus in Erwägung gezogen werden sollte.
Größere EVU haben mehr Optionen, um Rentabilitätsrückgange zu kompensieren
Eine Detailanalyse der Kostenstruktur der Unternehmen gibt laut BET Hinweise darauf, dass kleinere Energieversorger stärker durch Fixkosten dominiert sind. Betrage der Anteil der quasi-fixen Kosten – also Personal und Abschreibungen – für kleinere Energieversorger rund 20 Prozent, nehme dieser mit steigender Größe ab und macht nur noch rund zehn Prozent in der Größenklasse ab 300 Mio. Euro aus.
Während die großen Unternehmen der Stichprobe im Betrachtungszeitraum Effizienzpotenziale gehoben hätten, sei die Belegschaft bei kleineren Unternehmen konstant geblieben, heißt es weiter. Durch die Granularität der Tätigkeiten, die zunehmende Komplexität des Marktes und die regulatorischen Anforderungen falle es den kleinen Energieversorgungsunternehmen deutlich schwerer, Skaleneffekte zu realisieren und dem Profitabilitätsrückgang durch Kostensenkungen zu begegnen.
Kooperationen als ein möglicher Ausweg
Kleinere Energieversorger sollten deshalb prüfen, ob sie langfristig an prozessualer Effizienz gewinnen müssen, um den steigenden exogenen Anforderungen gerecht zu werden und die Energiewende erfolgreich schultern zu können. Die richtige Wertschöpfungstiefe, ein klares Geschäftsmodell und nachhaltige Kooperationen könnten auch kleineren Energieversorger ermöglichen, Vorreiter in der Energiewelt von morgen zu sein. (hoe)