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RWE wendet sich gegen mögliche Innogy-Verkäufe

RWE sieht sich bei dem geplanten Tauschgeschäft mit Eon und der Innogy-Zerschlagung auf Kurs. Doch es gibt mehrere Probleme.
15.05.2018

Die Zentrale des RWE-Konzerns in Essen.

Die Transaktion verlaufe planmäßig, teilte das Unternehmen am Dienstag anlässlich der Zahlen zum ersten Quartal in Essen mit. Finanzvorstand Markus Krebber mahnte Innogy jedoch nochmals: Wenn das Unternehmen vorher Geschäftsteile verkaufe, sei dies nicht im Interesse RWEs. Das Unternehmen legte durchwachsene Zahlen vor.

Um die kartellrechtlichen Genehmigungen für die Tauschpläne zu erhalten, seien Vorgespräche mit den zuständigen Behörden aufgenommen worden, erklärte RWE. Der Konzern und Eon wollen Innogy zerschlagen und die Geschäfte neu aufteilen. Im ersten Schritt will Eon Innogy komplett übernehmen und im Gegenzug RWE am eigenen Unternehmen mit knapp 17 Prozent beteiligen. Eon würde das lukrative Netzgeschäft und den Stromvertrieb von Innogy behalten, während die erneuerbaren Energien beider Konzerne unter dem Dach von RWE vereint werden sollen. RWE werde nach der Transaktion in Deutschland auf einen Marktanteil von knapp 30 Prozent in der Stromerzeugung kommen, sagte Krebber.

RWE "in konstruktiven Gesprächen" mit Macquarie

Er wandte sich dabei auch gegen den möglichen Verkauf von Geschäftsteilen Innogys. Etwaige Veräußerungen lägen weder im Interesse des Mehrheitsaktionärs oder des neuen Eigentümers sowie der Innogy-Beschäftigten, sagte Krebber. Der Manager bekräftigte dabei Aussagen des Konzernchefs Rolf Martin Schmitz, die dieser in einem am gleichen Tag veröffentlichten Zeitungsinterview gemacht hatte. Innogy hatte vor einigen Wochen erklärt, dass es einen Interessenten sowohl für das tschechische Gasnetz als auch für einzelne andere Geschäftsteile aus den Bereichen Vertrieb und auch erneuerbaren Energien gebe und dies geprüft werde.

Am tschechischen Gasnetz ist auch der australische Infrastruktur-Investor Macquarie beteiligt, der nun eine Change-of-Control-Klausel nutzen könnte. Krebber wollte sich zu Vertragsinhalten nicht äußern, erklärte jedoch, RWE befinde sich "in konstruktiven Gesprächen" mit Macquarie und pflege eine gute Beziehung zu dem Investor. Er mahnte Innogy, dass das Unternehmen bei seiner Entscheidung die Interessen aller Beteiligten bedenken müsse, auch die der Aktionäre und des Großaktionärs.

Finanzvorstand Krebber: Statement des Innogy-Managements hat "keine Relevanz"

RWE hält knapp 77 Prozent an Innogy, hat jedoch keinen Beherrschungsvertrag abgeschlossen und ist daher nicht weisungsbefugt. Innogy-Chef Uwe Tigges hatte jedoch bereits am Montag bei der Vorlage seiner Zahlen in einer Telefonkonferenz erklärt, die Interessen von RWE zu berücksichtigen.

Krebber ließ dabei gegenüber Innogy die Muskeln spielen. So habe die Stellungnahme des Innogy-Managements, in der das Unternehmen Ende der vergangenen Woche auf eine Empfehlung an die Minderheitsaktionäre verzichtete, "keine Relevanz". Der Übergang der Kontrolle von Innogy erfolge durch den Verkauf der RWE-Anteile an Eon. Die Rahmenvereinbarung der Unternehmen und Arbeitnehmervertreter über die Beibehaltung der Tarifverträge begrüßte er und nannte sie im Gegensatz zum Innogy-Management "mehr als nur ein positives Signal" zu einer Lösung im Kampf um den Erhalt von Arbeitsplätzen.

Stromproduktion sinkt, schwaches Handelsgeschäft

Die Zahlen zum ersten Quartal rückten angesichts dessen etwas in den Hintergrund. RWE war mit einem Gewinnrückgang in das neue Geschäftsjahr gestartet. Dies lag vor allem an geringeren Ergebnissen aus der konventionellen Stromerzeugung sowie einem schwachen Handelsgeschäft. RWE verbuchte geringere Preise für Braunkohle und Kernenergie sowie eine niedrigere Stromproduktion. Bei den Preisen sieht der Konzern nun die Talsohle durchschritten. Der Energiehandel entwickelte sich schwach, gilt aber als volatiles Geschäft. Tochter Innogy hatte bereits für das Auftaktquartal einen leichten Gewinnrückgang wegen eines schwächeren Vertriebsgeschäfts gemeldet.

Das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) von RWE sank daher um 11 Prozent auf knapp 1,9 Milliarden Euro. Unter dem Strich verdiente RWE mit 620 Mio. Euro mehr als ein Drittel weniger als ein Jahr zuvor. Bereinigt um Sondereffekte sank das Nettoergebnis um ein Viertel auf 517 Mio. Euro.

Prognose bekräftigt

Seine Prognose bekräftigte das RWE-Management. Das Unternehmen rechnet für das laufende Jahr mit einem Gewinnrückgang. So erwartet der Stromerzeuger ein bereinigtes Nettoergebnis von 700 Mio. bis 1 Milliarde Euro, das bereinigte Ebitda soll bei 4,9 bis 5,2 Milliarden Euro liegen. Auch an der für 2018 angestrebten Dividende von 0,70 Euro je Aktie hielt die Konzernführung fest. (hil/dpa-afx)