Stadtwerke Garbsen: Mit soliden Zahlen in die Zukunft
Mit 2,1 Mio. Euro Gewinn für das Geschäftsjahr 2017 liegt der niedersächsische Versorger knapp unter dem Vorjahresgewinn von 2,3 Mio. Euro. Für Stadtwerke-Chef Siegbert Hahnefeld trotzdem ein positives Ergebnis: „Wir sind sehr zufrieden mit dem Ergebnis 2017. Denn wir haben die Gewinnzahlen auf annähernd gleich hohem Niveau gehalten – und das trotz des immer schärfer werdenden Wettbewerbs auf dem Energiemarkt und trotz der Wertberichtigung bei der Strom-Netzgesellschaft von 1,3 Mio. Euro.“
Auch die Anteilseigner des Versorgers profitieren trotz des leichten Verlustes von insgesamt zwei Mio. Euro: 55,1 Prozent davon füllen die Kassen der Stadt Garbsen, 24,9 Prozent gehen an die Avacon AG, an der auch Eon beteiligt ist, und 20,0 Prozent streicht die Enercity in Hannover ein. An die Stadt fließen zusätzlich noch 0,9 Mio. Euro Gewerbesteuer und rund 2,2 Mio. Euro an Konzessionsabgaben für Strom- und Gasleitungen.
Die Kunden des Versorgers profitierten hingegen von niedrigeren Kosten bei der Erdgasversorgung im Vergleich zum Vorjahr. Wegen geringerer Gesamtkosten für Transport und Beschaffung sanken die Verkaufspreise bereits Ende 2016. Allerdings ist auch die verkaufte Erdgasmenge um 3,5 Prozent gesunken. Hintergrund ist der geringere Heizbedarf aufgrund von Energieeffizienzmaßnahmen, aber auch der Verlust eines großen Wärmeservice-Kunden. Im Strombereich gingen die Preise für den Endverbraucher um 0,7 Cent pro kWh in Höhe. Trotz Preissteigerung reduzierte sich die Wechselquote der Kunden überraschender Weise um fast zehn Prozent im Vergleich zur Vorjahres-Bilanz.
Ein gemeinsamer Firmensitz nach über 20 Jahren
Bei den Investitionen der Stadtwerke ging es hauptsächlich um die Themen „Bündeln und Erweitern“. Rund drei Mio. Euro steckte das Unternehmen in den Ausbau und die Instandhaltung des Strom- und Gasnetzes. Ein Löwenanteil der Ausgaben floss jedoch in der Anbindung des neuen Maschinenbaucampus der Leibniz Universität Hannover. Durch die Errichtung eines eigenen Mittelspannungssystems fließen nun zehn MW direkt vom Umspannwerk Garbsen zur Forschungs- und Lehreinrichtung. Darüber hinaus kostete allein der Fernwärmeanschluss des Campus 0,2 Mio. Euro. Ebenfalls ganz oben auf dem Investitionsplans standen 3,5 Mio. Euro für Umstrukturierungsmaßnahmen im eigenen Betrieb.
Nach mehr als zwanzig Jahren konnten die beiden Standorte des Versogers in Garbsen zusammengelegt werden. Das bedeutet kurze Dienstwege für die 63 Mitarbeiter und die Kunden haben nun einen zentralen Ansprechpartner in der Kochslandstraße. Dafür mussten die Stadtwerke jedoch das frei werdende Nachbargrundstück vom Antriebshersteller SEW-Eurodrive für rund zwei Mio. Euro aufkaufen. Weitere 1,5 Mio. Euro verschluckten Modernisierungs- und Umbaumaßnahmen des Standorts.
"Alles aus einer Hand" geht nur mit Digitalisierung
Die Zusammenlegung ist nur ein Schritt vom Versorger zum All-round-Energiedienstleister. Damit der Kunde alle Leistungen rund um die Energie- und Verkehrswende aus einer Hand beziehen kann, braucht es Investitionen in die „digitale Transformation“. Dementsprechend haben sich die Stadtwerke bereits im Jahr 2016 mit den Stadtwerken Neustadt am Rübenberge zusammengetan und die Leine-Netz GmbH gegründet. Die Gesellschaft managed die IT-Bereiche der Versorger wie zum Beispiel die Abrechnung der Netzentgelte und die Energiedatenerfassung, sowie das Messwesen. Für Michael Schmidt, Leiter IT-Services bei Leine-Netz muss das Geschäft weiter Fahrt aufnehmen: „Wir müssen die digitale Agenda der Stadtwerke auf eine neue Stufe heben. Natürlich können die Kunden heute schon ihre Zählerstände online eingeben oder ihre Rechnungen digital einsehen, sie erwarten aber künftig noch viel mehr. Die Stadtwerke Garbsen müssen digitaler werden – in der Kommunikation und in den dahinterstehenden, geschäftlichen Prozessen.“ (ls)