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Stadtwerke gehen von dauerhafter Verdopplung der Strom- und Gaspreise aus

Nach Monaten mit historisch hohen Gaspreisen sind die Preise im Großhandel zuletzt gefallen. Ein Preisniveau wie vor der Krise dürfte es absehbar aber kaum mehr geben, meinen VKU und BDEW.
26.01.2023

Die Preisrückgänge im Großhandel sind ein gutes Zeichen, sagt VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Für eine Entwarnung sei es aber noch zu früh.

Deutschlands Stadtwerke erwarten anhaltend hohe Gas- und Stromtarife für Endkunden und eine Verdopplung des Niveaus vor der Energiekrise. Angesichts gesunkener Großhandelspreise «wollen natürlich auch die Stadtwerke die Tarife senken, und machen das, sobald Spielraum da ist», sagte Ingbert Liebing, Hauptgeschäftsführer des Verbandes der kommunalen Unternehmen (VKU), der «Neuen Osnabrücker Zeitung» (Donnerstag). Er warne aber vor falschen Hoffnungen: «Es wird nach unserer Einschätzung absehbar auf eine Verdoppelung der Gas- und Stromtarife hinauslaufen.» Die Krise sei nicht mehr ganz so dramatisch, aber nicht vorüber.

Die Verdopplung gilt laut VKU im Vergleich zum Preisniveau in der Zeit vor den Krisen. Zur besseren Einordnung betont der VKU: Vor Sommer 2021 kostete Gas im Großhandelsmarkt im Durchschnitt etwa 20 Euro/MWh, Strom im Durchschnitt etwa 50 Euro/MWh. Aktuell liegen die Preise für Gas bei etwa 66 Euro/MWh und für Strom bei etwa 175 Euro/MWh (Stand: Mitte Januar 2023).

Situation an den Großhandelsmärkten

Die Börsenpreise fallen zwar aktuell seit etwa vier Wochen (seit Mitte Dezember), zumindest auf dem sogenannten Spotmarkt, liegen aber immer noch deutlich über dem Niveau der Vorjahre, heißt es bei dem Verband. Nachdem sie im Sommer 2022 ungefähr bei Faktor 10 gegenüber den Vorkrisenjahren lagen, liegen sie im Moment immer noch bei etwa Faktor 3.

Den Vorwurf von Verbraucherschützern, Stadtwerke verlangten «Mondpreise», wies Liebing zurück. «Die aktuellen Spotmarkt- und Terminpreise sind noch nicht so günstig, dass sich das bereits nachhaltig preissenkend auswirkt. Dafür müssten sie noch weiter und vor allem dauerhaft sinken», sagte er.

Auch der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) nannte die aktuell gesunkenen Preise im Gas-Großhandel ein gutes Zeichen, dies sei jedoch noch kein Grund zur Entwarnung. Zuletzt seien die Preise im Gas-Großhandel gefallen, seit einigen Wochen lägen sie am Terminmarkt bei rund 70 Euro je Megawattstunde (MWh).

BDEW: Großhandelspreise für Gas immer noch vier mal so hoch wie vor der Krise

Dies entspreche zwar etwa dem Niveau, auf dem sich die Preise kurz vor Beginn des Angriffskrieges in der Ukraine bewegten. Allerdings seien die Großhandelspreise damit immer noch fast viermal so hoch wie vor den Krisenjahren. Im Mittel der Jahre 2015 bis 2019 habe der durchschnittliche Gaspreis im Großhandel bei rund 18,50 Euro je MWh betragen. Zudem bleibe die Preisentwicklung im Gasgroßhandel volatil. Niemand wisse, wie sich Preise in den kommenden Monaten entwickelten.

Dank langfristiger Beschaffungsstrategien, die die meisten Energieversorger verfolgten, wirkten sich die drastisch gestiegenen Börsengaspreise nicht eins zu eins und nicht unmittelbar auf die Endkundenpreise aus, hieß es beim BDEW weiter. Ein großer Teil der Energie, die im vergangenen Jahr an die Endkunden geliefert worden sei, sei noch vor der Krise zu günstigeren Preisen gekauft worden. Der nun temporär gesunkene Einkaufspreis werde sich erst später auf die Endkundenpreise auswirken, sagte Kerstin Andreae, Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung. (dpa/hoe)