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Steag erwartet weitere Konsolidierung am Energiemarkt

Investoren haben offenbar auch Interesse an Einstieg bei der Steag oder ihren Kraftwerken. Der Energiekonzern schafft die Rückkehr in die Gewinnzone.
19.04.2018

Das Verwaltungsgebäude der Steag in Essen.

Transaktionen wie der Milliardendeal zwischen Eon und RWE dürften im deutschen Energiemarkt zunehmen. Davon zeigte sich Joachim Rumstadt, der Vorsitzende der Geschäftsführung des Essener Kraftwerksbetreibers Steag, bei der Bilanzpressekonferenz am heutigen Donnerstag überzeugt. "Die Energiebranche erlebt die nächste Stufe der Konsolidierung", sagte der Energiemanager laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters. Die Energieversorger sähen sich gezwungen, sich stärker zu fokussieren und nicht mehr die kompette Wertschöpfungskette abzudecken. Es gebe aktuell sowohl ausländische Versorger, die sich von ihren deutschen Assets im Energiemarkt trennen wollten als auch solche, die in Erwartung steigender Strompreise wieder zurückkehrten.

Hat RWE Interesse an der Steag?

Investoren zeigten auch Interesse am Energiekonzern Steag im Allgemeinen sowie am Erwerb ihrer Kraftwerke – und dies obwohl der Versorger jüngst Anlagen stilgelegt hat, deren Betrieb nicht mehr rentabel war. Letztlich müsse aber die Muttergesellschaft, die Kommunale Beteiligungsgesellschaft (KSBG), ein Konsortium von sechs Stadtwerken, darüber befinden, ob die Steag einen neuen Partner hinzunehme, so Rumstadt. Nicht konkret äußern wollte er sich zu Mutmaßungen, dass auch RWE ein Auge auf die Steag geworfen habe. Es sei aber kein Geheimnis, dass RWE eine permanente Wettbewerbsanalyse mache. Zudem bekomme RWE von dritter Seite immer wieder Hinweise, sich das Thema Steag anzuschauen, sagte Rumstadt gegenüber der Nachrichtenagentur.

Restrukturierungsprogramm leistet erheblichen Beitrag zum Ergebnis

Im vergangenen Jahr hat die Steag die Rückkehr in die schwarzen Zahlen geschafft. Der Kraftwerksbetreiber hat im Geschäftsjahr 2017 einen Konzerngewinn von 58,6 Mio. Euro erwirtschaftet, im Vorjahr hatte noch ein Konzernverlust von 220,8 Mio. Euro zu Buche gestanden. Einen maßgeblichen Anteil an dem deutlich gesteigerten Ergebnis hat das Transformationsprogramm 2022, das allein einen Beitrag von 100 Mio. Euro leistete. Dieser resultiert unter anderem aus Kostensenkungen, dem Verkauf von Beteiligungen und Kraftwerksschließungen. Das operativen Ergebnis (Ebit) übertraf mit 197,3 Mio. Euro (Vorjahr: 122,7 Mio.) die Erwartungen der Geschäftsführung deutlich. Den Umsatz konnte das Unternehmen um acht Prozent auf 3,6 Mrd. Euro steigern.

45 Mio. Euro an Stadtwerke-Konsortium ausgeschüttet

Wie vertraglich vereinbart schüttet der Energiekonzern 45 Mio. Euro an die Alleingesellschafterin, die Kommunale Beteiligungsgesellschaft GmbH & Co,  KG (KSBG), aus. Mit dieser Gewinnabführung bedient die KSBG die Kredite, mit denen der Steag-Kauf zu großen Teilen finanziert worden ist. Gesellschafter der KSBG sind die Stadtwerke Dortmund, Bochum, Duisburg, Essen, Dinslaken und die Energieversorgung Oberhausen. 2016 hatte die KSBG noch 55 Mio. Euro für den Kapitaldienst erhalten, 2015 waren es noch 80 Mio. Euro.
"Wir wissen, dass noch drei harte Jahre vor der Steag liegen. Die Anteilseigner der KSBG haben sich deshalb 2017 bereit erklärt, für insgesamt drei Jahre auf eine über den Kapitaldienst hinausgehende Dividende zu verzichten", sagte Guntram Pehlke, der Aufsichtsratsvorsitzende der Steag GmbH. Dies sei der Beitrag, den die KSBG zum Transformationsprojekt "Steag 2022" leiste.

Steag rechnet mit rückläufigem Ergebnis für 2018

Für das laufende Jahr rechnet die Steag-Geschäftsführung mit einem rückläufigen Umsatz und einem um 30 Prozent niedrigeren Ebit als im abgelaufenen Geschäftsjahr. Das hängt vor allem mit den ahnhaltend schwierigen Rahmenbedingungen zusammen. "Die hohe Einspeisung von Windenergie in Deutschland führte im vergangenen Jahr zu enormem wirtschaftlichen Druck auf den inländischen Kraftwerkspark und insgesamt geringeren Einssatzzeiten der Steag-Kraftwerke im Ruhrgebiet und im Saarland", heißt es. Deshalb wurden im vergangenen Jahr ein Großkraftwerk und ein Kraftwerksblock vom Netz genommen. Mehr als 400 Arbeitsplätze wurden im vergangenen Jahr konzernweit abgebaut, weitere 450 bis 500 Stellenstreichungen zeichnen sich ab. Weltweit beschäftigte die Steag zum Jahresende 2017 rund 6500 Mitarbeiter. Vor wenigen Wochen wurden die Kraftwerksblöcke Fenne in Völklingen sowie Lünen 7 bei der Bundesnetzagentur zum Saisonbetrieb angemeldet. Die endgültige Stilllegung der Kraftwerksblöcke Lünen 6 und 7 soll am 2. März 2019 erfolgen. Der Grund für die Stilllegung von Block 6 ist, dass die Deutsche Bahn den Stromlieferungsvertrag nicht über den 31. Dezember 2018 hinaus verlängert hat.  Damit gebe es keine wirtschaftliche Perspektive mehr für den Standort Lünen, an dem die Steag vor 81 Jahren als "Steinkohlen-Elektrizitäts AG" gegründet wurde. Die Steag verfügt aktuell über eine installlierte Leistung von insgesamt 7600 MW.

Erneuerbare als Hoffnungsträger

Wachstumspotenzial sieht die Steag vor allem in Bereichen wie dezentrale Stromerzeugung und erneuerbare Energien. Auf dieses Segment entfällt mittlerweile ein Drittel des Konzernergebnisses. Die Gesamtleistung der Anlagen in diesem Bereich liegt bei 800 MW.
"Wir sind zuversichtlich, dass die verschiedenen Maßnahmen des Transformationsprogramms Steag 2022 greifen. Das Ziel, das jährliche Ebit dauerhaft um 120 Millionen Euro zu verbessern, werden wir erreichen", zeigte sich Steag-Chef Joachim Rumstadt optimistisch. (hoe)