Nachrichten

Strategien gegen soziale Vereinsamung im Homeoffice

Wie man die digitale Unternehmenskultur in Corona-Zeiten prägt, erläuterten Experten aus verschiedenen Blickwinkeln auf einem Live-meet-up.
30.11.2020

Digitales Frühstück, Mittagessen und Feierabendgetränk: Mittlerweile gibt es viele gute Ideen für solche Events.

Wie gestaltet man digitale Zusammenarbeit bei physischer Distanz: Das war das Thema einer Online-Veranstaltung von Lots* Gesellschaft für verändernde Kommunikation.

„Unternehmenskultur ist momentan absolute Chefsache“, sagte Jörg Müller, Geschäftsführer von Lots*. Das sei – viel mehr als zuvor – vor allem eine kommunikative Aufgabe. Denn die zufälligen Begegnungen auf dem Parkplatz, auf dem Flur, in der Kantine fallen weg. Deshalb müsse man jetzt Anlässe im digitalen Raum organisieren und auch das Team motivieren, auf einen regelmäßigen Austausch zu achten.

Kommunikation ist noch wichtiger

Auch Carsten Wagner, Geschäftsführer des VKU Verlags, hält eine intensive Kommunikation mit den Mitarbeitern derzeit für das A und O einer guten digitalen Zusammenarbeit. Das müssten nicht immer Videokonferenzen sein, es reichten auch Telefonate oder Chat- und E-Mail-Kontakte. „Wichtig ist aber, dass der Austausch soweit möglich mit allen Beschäftigten erfolgt – abhängig natürlich von der Größe des Unternehmens.“

Eine interessante Perspektive brachte in diesem Zusammenhang Lea Müller, Projektkoordinatorin von AviloX, ein. Die Beratungsgesellschaft für vernetzte Arbeitswelten verzichtet schon seit der Gründung 2013 völlig auf Büros, die Beschäftigten tauschen sich ausschließlich digital aus und außer der Geschäftsführerin gibt es keine Hierarchien. In diesem Sinne sei in ihrem Unternehmen Kultur etwas, was die Mitarbeiter selbst gestalten und auch die entsprechenden Formate dafür entwickeln, sagte Müller.

Zeit für Strategien

Die momentane Situation sei besonders für Überlegungen geeignet, wie man möglicherweise gegen den Trend wachsen könne. Das empfahl Sibylle Westermann, Area Vice President Public DACH bei Salesforce. Ein wichtiges Tool dafür sei eine 360-Grad-Plattform, ein Thema, das die Expertin als den derzeitigen „heiligen Gral der IT“ bezeichnete.

Solche Lösungen ermöglichen einen umfassenden Blick auf den Kunden über mehrere Abteilungen hinweg. Gerade in Zeiten, in denen die Mitarbeiter sich nicht persönlich mal rasch über einen Vorgang austauschen können, sei eine solche „Silo“-übergreifende Sicht wichtig. 

Digitale Events

Auf dem Life-meetup gab es also sehr konkrete Hilfestellung zu praktischen Fragen. Dazu gehören auch digitale Veranstaltungen. Die Vorschläge reichten von Frühstück- und Mittagsevents bis zum Feierabend-Getränk am späten Freitagnachmittag. Wichtig sei dabei auf der einen Seite, solche Möglichkeiten anzubieten, aber andererseits eine freiwillige Nutzung zu ermöglichen, sagte Lea Müller.

Wie man die Monteure im Außendienst motiviert, digitale Tools zu nutzen, erläuterte Jörg Müller. Dabei könne man einen für solche Anwendungen offenen jungen Mitarbeiter für die Zusammenarbeit gewinnen. Dieser könne dann als Multiplikator fungieren und die Kollegen mitnehmen.

Veränderung der Arbeitswelten

Die neue Arbeitswelt wird auch nach dem Abflauen der Pandemie zumindest teilweise bestehen bleiben, darüber waren sich die Teilnehmer einig. Allerdings könnten Arbeitgeber nicht für jeden Beschäftigten sowohl einen Homeoffice-Arbeitsplatz ausstatten als auch einen Büroarbeitsplatz vorhalten, dachte Carsten Wagner in die Zukunft. Das würde voraussichtlich dazu führen, dass die Mitarbeiter keine festen Arbeitsplätze mehr im Büro hätten und sich flexibel dort niederlassen müssten, wo gerade Platz ist. (hp)