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Stromnetz Hamburg: Rekommunalisierung bringt endlich Gewinn

In Hamburg ist das Stromnetz seit vier Jahren wieder in der Hand der Stadt. Das lohnt sich nun auch finanziell. Ein Teil des Gewinns muss jedoch in den Schutz vor Cyber-Kriminalität fließen.
18.06.2018

Neben dem bilanziellen Blick in die Vergangenheit gingen Thomas Volk, Senator Jens Kerstan, Karin Pfäffle und Christian Heine (v.l.) zugleich ein Bündnis für die Zukunft ein.

Der Rückkauf des Hamburger Stromnetzes von der Stadt zahlt sich allmählich aus. Das Unternehmen führe mit 21,6 Mio. Euro für 2017 einen mehr als kostendeckenden Gewinn an die Stadt ab, berichtete der Geschäftsführer der Stromnetz Hamburg GmbH, Christian Heine, am Montag. Die Stadt hatte für Netzerwerb und Investitionen nach eigenen Angaben rund 18,8 Mio. Euro Finanzaufwand für 2017 angesetzt. "Die Überführung zentraler Infrastrukturen in die städtische Hand ist nicht nur richtig im Sinne der Daseinsvorsorge, sondern auch rentabel", sagte Umweltsenator Jens Kerstan (Grüne).

Nach einem Volksentscheid hatte die Stadt Hamburg das Stromnetz rückwirkend zum 1. Januar 2014 wieder komplett von Vattenfall übernommen und zahlte dafür mehr als 610 Mio. Euro. Wegen hoher Kosten für die geschäftliche Trennung vom privaten Versorger sowie dem neuen Unternehmensaufbau seien die Abführungen in den beiden Vorjahren (2016: knapp 11 Mio. Euro) nicht kostendeckend gewesen, ergänzte der Geschäftsführer. In die Modernisierung und den Ausbau der Netzinfrastruktur hat das Unternehmen 2017 rund 266 Mio. Euro gesteckt - ein Umfang, der in etwa auch für die Folgejahre vorgesehen ist.

Landverstromung und E-Mobilität

Um die Zukunft geht es auch in den Neuauflage der energiepolitischen Kooperationsvereinbarung zwischen Unternehmen und Stadt.  So sol Stromnetz Hamburg in der Hafen-City eine vernetzte, intelligente Stromversorgung ("smart grid") aufbauen. Die Zahl der öffentlich zugänglichen Ladepunkte für Elektrofahrzeuge soll auf 1000 bis Ende 2019 steigen. Stromnetz Hamburg bleibe ein wichtiger Treiber der Energiewende, sagte Kerstan.

Zudem werden Konzepte für die Landstromversorgung von Containerschiffen entwickelt. Allerdings fehle noch der wirtschaftliche Anreiz, damit Reeder vom deutlich günstigeren Bunkeröl auf Landstrom umsteigen, sagte der Stromnetz-Chef. Die Befreiung von Umlagen auf den Strompreis könnte dies bewirken. "Wir fordern diesbezüglich Fortschritte von der Bundesregierung", mahnte Kerstan.

Störungsdauer sinkt, Hackerangriffe steigen

Im Kerngeschäft des Netzbetreibers war im vergangenen Jahr "Modernisierung" angesagt. Es geht um die Umrüstung auf ein ferngesteuertes Mittelspannungsnetz. Auf diese Weise lässt sich die Störungsdauer fast halbieren. Das spiegelt sich auch in der Versorgungsqualität wider. Sie verbesserte sich für unsere Kunden von 11,3 Minuten in 2016 auf 9,4 Minuten in 2017 und zeigt die durchschnittliche Störungsdauer pro Kunde und Jahr auf. Insgesamt trug Stromnetz Hamburg mit 467, 5 Mio. Euro zur Wertschöpfung für die Region bei.

Bilanziell scheint beim Netzbetreiber alles im grünen Bereich, allerdings muss sich das Unternehmen weniger ökonomischen als sicherheitstechnischen Herausforderungen stellen: Hacker-Angriffe. Rund 1000 mal pro Tag, erklärte Technik-Chef Thomas Volk. Beim G-20 Gipfel im vergangenen Jahr seien es sogar 100 000 Attacken gewesen. "Wir sind gut aufgestellt, aber nie ganz ruhig an dieser Stelle", sagte Volk. Für Verstärkung sorgen an dieser Stelle mögliche Kooperationen mit anderen städtischen Unternehmen. (dpa/ls)