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Trends auf dem Jobmarkt: Homeoffice und neue Ängste

Noch weiß niemand, wie stark Corona im Herbst wieder zuschlägt. Es zeichnet sich aber ab, dass es bei den Änderungen der Arbeitswelt nach der Krise Gewinner und Verlierer geben wird.
20.08.2021

Die Energiewende gehört zu den Wirtschaftsbereichen mit guten Jobaussichten.

 

Die Wirtschaft holt nach der tiefen Corona-Rezession gerade wieder kräftig auf – und mitten im Wahlkampf richtet sich der Blick auf die künftigen Risiken. Mit welchen Bedingungen sind die Menschen bei der Arbeit künftig konfrontiert? Wie geht es mit dem Homeoffice weiter? Doch für viele geht es auch um existenzielle Fragen wie etwa nach der Zukunft des eigenen Arbeitsplatzes.

Momentan ist die Lage gut: Der Arbeitsmarkt erholt sich langsam vom Corona-Schock. Erstmals seit 15 Jahren sank im Juli die Zahl der Arbeitslosen gegenüber Juni. Mit 44,7 Mio. lag die Zahl der Erwerbstätigen im zweiten Quartal zwar noch um eine halbe Million unter dem Niveau vor der Krise Ende 2019. Dennoch sieht Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) die dritte Welle der Pandemie für die Wirtschaft als «überwunden» an.

Sorgen um die vierte Welle

Die Wirtschaft entwickelt sich gut: Das Bruttoinlandsprodukt stieg im zweiten Vierteljahr um 1,5 Prozent. Ob in Gastronomie, Handel oder vielen Dienstleistungsbereichen: Konsumlust und Nachfrage treiben die Geschäfte wieder an. Zwar bezogen zuletzt noch 2,2 Mio. Menschen Kurzarbeitergeld – Experten erwarten aber einen baldigen Rückgang auf 1,5 Mio.

Sorgen vor einem weiteren Aufschaukeln der vierten Corona-Welle trüben allerdings die Aussichten. Der Jobmarkt könnte im Herbst noch einmal einen kräftigen Dämpfer bekommen, wenn das Virus in der Delta-Variante immer stärker um sich greift. Der Chef der Bundesagentur für Arbeit (BA), Detlef Scheele, warnte bei der Präsentation der jüngsten Arbeitsmarktzahlen vor neuen Einschränkungen. «Es wird jetzt sehr darauf ankommen, wie das Impfgeschehen weitergeht», sagte er.

Homeoffice – aktueller Stand

Im Juli war laut Ifo-Institut immer noch mehr als jede und jeder vierte Beschäftigte zumindest zeitweise im Homeoffice – aber bei fallender Tendenz. Viele wollen die Wohnung nicht mehr als Dauerarbeitsplatz. In einer Umfrage des Instituts YouGov plädierten aber fast zwei Drittel dafür, weiter zumindest teilweise Homeoffice machen zu können.

Laut Umfragen rechnen viele Firmen mit Mischformen zwischen mobil und stationär – besonders bei Mitarbeitern im Bereich Finanzen und im Management sowie in Marketing, Kommunikation, allgemeiner Verwaltung und IT. Ein Gesetz gibt seit Juni Betriebsräten mehr Mitsprache beim Homeoffice. Doch eines ist klar: Wer etwa im Bus, im Müllwagen, in der Montage oder im Schalterservice arbeitet, hat nicht die Möglichkeit, auch mal von daheim zu arbeiten.

Boombranchen und Verlierer

Durch die Pandemie erhielt der technologische Wandel einen weiteren Schub. Wer profitiert von der fortschreitenden Digitalisierung? Wird es viele Verlierer geben? Laut einer Studie des Ifo-Instituts im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie stehen durch die Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektro bis in vier Jahren 137.000 Jobs in der Autoindustrie und 41.000 bei Zulieferern auf dem Spiel.

Aber es gibt auch Wirtschaftsbereiche mit sehr positiven Aussichten. Neue Arbeitsplätze könnten etwa rund um Softwareanwendungen in der Autoproduktion entstehen. Digitalisierung, Energiewende, Pflege und Gesundheit – auf vielen Märkten der Zukunft gibt es schon heute wachsenden Bedarf «Wir werden in den 2020er-Jahren einen unglaublichen Umbruch am deutschen Arbeitsmarkt erleben», sagt Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD). Es soll möglichst wenige Verlierer geben – dazu machten sich Heil und ein Expertenrat im Mai unter anderem für mehr Weiterbildung und lebenslanges Lernen stark.

Zukunftsängste nehmen zu

Die Pandemie hat aber auch Zukunftssorgen bei vielen verstärkt – das zeigte etwa die Umfrage «Die Ängste der Deutschen» in ihrer jüngsten Erhebung, die seit Jahrzehnten ein Seismograph der Befindlichkeiten ist. Deutlich mehr als jeder Zweite sorgt sich demnach vor überforderten Politikern und nachlassender Konjunktur.

Die Regierung versucht, die Umbrüche abzufedern – etwa in der Autoindustrie, die mit einer Förderung von einer Milliarde Euro fit für E-Mobilität und Digitalisierung gemacht werden soll. Auch DGB-Chef Reiner Hoffmann setzt Aufbruchsstimmung gegen verbreitete Sorgen – Motto: «Raus aus dem Corona-Blues!» Doch die Politik muss dafür seiner Ansicht nach mehr tun – und etwa in Bildung und individuelle Förderung investieren.

Mehr Geld für Weiterbildung

Die Arbeitgeber wollen am liebsten selbst für die Weiterentwicklung der Mitarbeiter sorgen. «Deswegen muss aus meiner Sicht sehr stark in betriebliche Weiterbildung investiert werden», sagt Rainer Dulger, Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände. Gern hätten die Arbeitgeber flexiblere Arbeitszeiten. Dulger verlangt eine Wochen- statt einer Tagesarbeitszeit– so wie Union und FDP in ihren Wahlprogrammen. (dpa/hp)