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Uniper kommt nicht aus den roten Zahlen raus

Der Stromerzeuger hat Probleme mit seinen Kohlekraftwerken im Ausland. Das Pannen-Kraftwerk Datteln 4 soll im Sommer 2020 ans Netz gehen.
13.11.2018

Das Kohlekraftwerk Datteln 4 soll im Sommer 2020 ans Netz gehen.

In Frankreich droht das Aus für die beiden Anlagen in Lothringen und der Provence, und auch ein modernes Kraftwerk in den Niederlanden muss möglicherweise vorzeitig stillgelegt werden. In beiden Ländern streben die Regierungen den Ausstieg aus der Kohleverstromung an – in Frankreich bis Ende 2021, in den Niederlanden bis 2030. Falls es zu den Abschaltungen komme, werde Uniper Kompensationszahlungen einklagen, kündigte Finanzvorstand Christopher Delbrück am Dienstag bei der Vorlage der Zwischenbilanz für das dritte Quartal an. Zu Marktgerüchten, wonach es Kaufinteressenten für die beiden Kohleblöcke in Frankreich gibt, wollte sich Delbrück bei einer Telefonkonferenz mit Journalisten nicht äußern.

Beim deutschen Pannen-Kraftwerk Datteln 4 geht Uniper davon aus, dass sich der auf Sommer 2020 verschobene Termin für die Inbetriebnahme halten lässt. Das 1,2 Milliarden Euro teure Kohlekraftwerk sollte schon seit 2011 Strom liefern. Doch sorgten erst ein Baustopp und jetzt Materialmängel am Kraftwerkskessel für Verzögerungen. Delbrück warnte, Datteln 4 dem Kohleausstieg zu opfern. Alte Kraftwerke mit deutlich höherem CO2-Ausstoß müssten bei Abschaltungen im Fokus stehen. Die Kohleverstromung mache aber nur einen Teil des Uniper-Geschäfts aus, betonte Delbrück. "Für die Zukunft setzen wir vor allem auf Gas", fügte er hinzu.

Operativ unter eigenen Erwartungen

Uniper steckt auch nach neun Monaten weiter in den roten Zahlen. Der Nettoverlust betrug 550 Mio. Euro. Im Vorjahr hatte der Energiekonzern noch einen Gewinn von 683 Mio. Euro erzielt. Grund für den Verlust sind negative Bewertungseffekte aus der Absicherung von Preisschwankungen. Uniper hatte die Preise für einen Teil seiner Kapazität auf einem niedrigen Niveau abgesichert. Die Strompreise liegen jedoch nun höher. Künftig werde man jedoch stärker von weiteren Preisanstiegen profitieren, erklärte Delbrück.

Für das Gesamtjahr zeigte sich Uniper etwas pessimistischer: Zwar bekräftigte der Konzern, im Geschäftsjahr ein bereinigtes operatives Ergebnis (EBIT) von 0,8 bis 1,1 Milliarden Euro erreichen zu wollen. Uniper geht jetzt jedoch davon aus, "eher" die untere Hälfte der Spanne zu erreichen. Er wolle nicht verhehlen, "dass die operative Entwicklung schwächer ausgefallen ist, als wir erwartet hatten", sagte Delbrück auf der Telefonkonferenz.

Gaslieferanten wollen Verträge neu verhandeln

Ein weiterer Grund für diese gedämpfte Einschätzung liegt in Rückstellungen, die Uniper derzeit bildet. Denn wegen der höheren Preise wollen Gaslieferanten die Verträge mit Uniper neu verhandeln. So bereite sich Uniper derzeit auf ein Schiedsverfahren mit einem der großen Gaslieferanten vor, sagte Delbrück. Namen wollte er nicht nennen. Uniper strebe eine Einigung an, jedoch lägen die Vorstellungen "aktuell" noch "weit auseinander". Zu den größten und wichtigsten Lieferanten des Unternehmens zählt der russische Konzern Gazprom. (dpa/hil)