Verivox-Chef: Strom- und Gaspreisbremse kontraproduktiv für Wettbewerb

Die günstigsten Stromtarife liegen mittlerweile unter 28 Cent, die günstigsten Gastarife unter zehn Cent.
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Für ein baldiges Ende der Strom- und Gaspreisbremsen setzt sich Daniel Puschmann, der Sprecher der Geschäftsführung des Vergleichsportals Verivox, ein. „Wir fordern, dass die Preisbremsen für Neukundentarife zum Sommer wegfallen, da die Beschaffungskosten weiter sinken. Ende 2023 sollten dann die Preisbremsen auch für Bestandstarife komplett auslaufen“, sagte er dem RedaktionsNetzwerk Deutschland (RND). Er kritisiert, dass bei einem Stromtarif von 45 Cent noch 5 Cent vom Staat bezahlt würden, obwohl es auch schon Tarife für 28 Cent gibt.
Mittlerweile wirkten die Preisbremsen sogar kontraproduktiv auf das Wechselverhalten. "Wenn ein Tarif bei 38 Cent die Kilowattstunde liegt und ein anderer bei 40 Cent gedeckelt wird, dann ist die Ersparnis so gering, dass Wechselhürden aufgebaut werden. Aus Sicht des Steuerzahlers ist das eine Katastrophe, weil unnötig Subventionen gezahlt werden.“
Für 80 Prozent der verbrauchten Strom- und Gasmenge gilt rückwirkend seit Jahresbeginn ein Deckel von 12 Cent pro kWh beim Gas und von 40 Cent pro kWh beim Strom. Die Differenzbeträge, die über dem jeweiligen Deckel liegen, bezahlt der Staat.
Deutlicher Preisrückgang, aber immense Preisunterschiede
Im Vergleich zum vierten Quartal des vergangenen Jahres sind die Großhandelspreise für die beiden Energieträger aber massiv zurückgegangen. Laut Puschmann liegen die günstigsten Gastarife unter zehn und die günstigsten Stromtarife unter 28 Cent. Gleichzeitig bestünden aber immer noch immense Preisunterschiede, beim Strom etwa würden in der Grundversorgung zum Teil noch Arbeitspreise von 56 Cent aufgerufen. Auch zwischen einzelnen Bundesländern bestehen teils sehr große Preisunterschiede.
Eine Diskussion über Abzocke hält der Verivox-Chef in diesem Kontext aber für zu pauschal. Die Gestaltung der Energietarife sei von der Beschaffungsstrategie und der Kundenzahl abhängig. Dennoch stellt er fest: „Ich habe Zahlen von einzelnen Anbietern gesehen, die aufgrund höherer Preise eine Umsatzsteigerung um mehr als ein Drittel und ein Plus beim operativen Gewinn um 25 Prozent erzielt haben. Das ist vielleicht nicht alles Managementleistung.“
Knapp ein Viertel der Haushalte ist noch in der Grundversorgung
Im ersten Quartal des laufenden Jahres ist die Wechselbereitschaft laut dem Verivox-Chef deutlich angestiegen. Gleichzeitig befinde sich etwa ein Viertel der 40 Millionen deutschen Haushalte noch in der Grundversorgung und habe noch nie den Anbieter gewechselt. Blieben alle in der "teuren Grundversorgung", dann koste das den Fiskus 3,3 Milliarden Euro in diesem Jahr. Das Vergleichsportal finanziert sich über eine rege Wechseltätigkeit und hat naturgemäß ein Interesse an einem intensiven Wettbewerb und einem ausgeprägten Wechselgeschehen. (hoe)