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So erklärt Waiblingen die Wärmeplanung

Die Kommunikation der Wärmewende ist für viele Stadtwerke eine große Herausforderung. Ein Interview mit Mona Marie Helppi, der Leiterin der Abteilung Wärmeversorgung bei den SW Waiblingen.
29.08.2024

Mona Marie Helppi leitet seit 2021 die Abteilung Wärmeversorgung bei den Stadtwerken Waiblingen.

In Waiblingen (Baden-Württemberg) ist die kommunale Wärmeplanung seit 2023 beschlossene Sache. Die Arbeit für die Stadtwerke hört damit jedoch längst nicht auf. Vor allem die Kommunikation der Wärmewende ist eine große Herausforderung. Ein Interview mit Mona Marie Helppi, der Leiterin der Abteilung Wärmeversorgung bei den Stadtwerken Waiblingen.

Frau Helppi, ein großer Schmerzpunkt bei der Wärmeplanung und ihrer Kommunikation ist für viele Stadtwerke die Frage der Rechtssicherheit. Man möchte den Hausbesitzern nicht etwas versprechen, was dann nicht kommt. Wie sehen Sie das?

In Baden-Württemberg wurde uns im Leitfaden für die kommunale Wärmeplanung sehr viel Spielraum gelassen, was Technologieoffenheit angeht. Wir sprechen erst einmal nur von Eignungsgebieten. Ein Eignungsgebiet ist in erster Linie ein Gebiet, das man sich näher anschaut. Das heißt aber noch lange nicht, dass dort auch wirklich ein Fernwärmenetz gebaut wird.

Hier müssen wir natürlich darauf achten, dass wir sauber kommunizieren. Wir veröffentlichen also den beschlossenen aktuellen Stand für ein Gebiet und machen deutlich, dass dort noch keine Verpflichtung dahinter steht.

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Geben Sie Hauseigentümern konkrete Empfehlungen?

Ob ein Eigentümer in einem Eignungsgebiet für Fernwärme sich für eine andere Lösung entscheidet, überlassen wir dem Kunden selbst. Es gibt bisher keine politische Entscheidung, wie man damit umgehen soll. Wir können also nicht mehr machen, als die Leute über die Prüfzeiträume zu informieren. Solche Zeiträume von drei Jahren oder sogar länger sind für private Eigentümer jedoch schwer greifbar.

Sie haben auch zahlreiche Bürgerinformationsveranstaltungen gemacht. Was sind Ihre Erfahrungen daraus?

Für viele ist das Thema Heizung schwer zu greifen. Neue Technologien schrecken ab. Die Bürger waren auch von der politischen Kommunikation überfordert, gerade nachdem es 2023 diesen totalen Wirrwarr gab. Die Medien haben die Rolle von Wärmeplanung, Gebäudeenergiegesetz oder der Wärmewende teilweise sehr falsch wiedergegeben.

Die Menschen brauchen also viel Unterstützung. Wir wurden häufig gefragt, was ist, wenn man nicht für Fernwärme oder Wärmepumpe infrage kommt. Viele fragen auch nach dem Wasserstoff. In der Summe waren die Leute sehr interessiert, das fand ich sehr schön. Ich hatte es nicht erwartet.

Was war für Sie in der Kommunikation wichtig?

Ich habe viele Wärmepläne von Kommunen gesehen, die sich einzig und allein auf die Fernwärme konzentrieren. Am Ende des Tages ist es aber so, dass es einen relevanten Anteil gibt, der keine Fernwärmemöglichkeit bekommen wird. Daher war ein Anspruch, den wir uns gesetzt haben, dass wir bei der Wärmeplanung in alle Richtungen kommunizieren und informieren wollen.

"Es war uns sehr wichtig, alle Menschen in Waiblingen mitzunehmen."

Wir haben eine Homepage gemacht, auf der wir verschiedene Informationen bündeln und Veranstaltungen ankündigen. Das sind auch solche, die nicht die Wärmenetze betreffen, sondern zum Beispiel Sanierungsfahrpläne oder Wärmepumpen. Es war uns sehr wichtig, alle Menschen in Waiblingen mitzunehmen.

Wie viel Fernwärme werden Sie in Waiblingen denn einmal haben?

Wir sind aktuell bei circa sechs Prozent Fernwärmeanteil in Waiblingen. Wenn alle Eignungsgebiete so ausgebaut werden würden, wie wir sie momentan festgelegt haben, dann würden wir bei circa 30 Prozent landen. Eine große Herausforderung dabei bleibt aber die Energiequelle: Im Moment heizen wir mit 94 Prozent fossilen Rohstoffen.

Was konnten Sie aus den Erfahrungen anderer bei der Wärmeplanung lernen?

Für uns war manchmal dieser Praxis- oder der Realitätsbezug nicht so ganz zu greifen. Das ist auch wichtig bei den Kriterien, an denen ich ein Wärmenetz festmache. Wir haben also viel von unseren Praxiserfahrungen in den Wärmeplan einfließen lassen, weil unsere größte Sorge war, dass sonst ein theoretisches Papier entsteht, das in die Schublade gelegt wird.

Dadurch kam auch diese Kommunikationsstrategie zustande, die Praxis zu betonen. Für uns war somit oberste Priorität, das Handwerk mit ins Boot zu holen. Bei allen Veranstaltungen und bei allen Themen waren die Handwerker mit eingeladen. Das hat einen Mehrwert geschaffen.

Am Ende des Tages ist die Wärmeplanung Aufgabe der Städte und Kommunen. Wie war Ihre Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber?

Das Wichtigste bei der Umsetzung einer Wärmeplanung ist, dass die Stadt weiß, was sie tut und warum sie es tut. Dafür muss die Stadt die notwendige Unterstützung erhalten.

"Viele Städte vergeben den Auftrag nach außen, da planen dann einige Berater alleine vor sich hin."

Für uns war also essenziell, dass die Zusammenarbeit mit der Stadt in der Kommunikation, aber auch in der Erarbeitung des Wärmeplans, einen großen Stellenwert einnimmt. Das war auch unser Erfolgsrezept. Wir haben fast den ganzen Herbst über – alle zwei Wochen – einen Workshop mit der Stadt gehabt, um die Themen zu erarbeiten und die Wünsche der Stadt einzubringen. Besonders in den Phasen 3 und 4, also Zielszenario und Wärmewendestrategie, organisierten wir regelmäßige Workshops mit der Stadt, um die Inhalte zu erarbeiten und die Wünsche der Stadt einzubringen.

Viele Städte vergeben den Auftrag nach außen, da planen dann einige Berater alleine vor sich hin. Am Ende kriegt die Stadt einen fertigen Plan mit komplexen Fachthemen, an dem sie wenig mitgedacht hat und den sie dann umsetzen muss. Das funktioniert nicht.

Welche kommunikativen Herausforderungen haben sich für Sie ergeben?

Vielen Bürgern sind die Zuständigkeiten nicht klar: Die Stadt erstellt den Wärmeplan und wir unterstützen dabei, aber wir bekommen heute noch Anfragen zu konkreten Seiten im Wärmeplan.

Es war auch nicht einfach, die Kriterien für und gegen ein Eignungsgebiet Wärmenetz zu vermitteln. Wir mussten viel erklären und rechtfertigen, weil es hier immer um persönliche Betroffenheit geht.

"Wir sind da, wir machen das Beste aus den Vorgaben und wir lassen dich mit deiner Wärmewende nicht im Stich."

Am Ende ist es das Wichtigste, den Bürgern mit einer guten Kommunikation zu vermitteln: Wir sind da, wir machen das Beste aus den Vorgaben und wir lassen dich mit deiner Wärmewende nicht im Stich.

Das Interview führte Pauline Faust.

Dieser Text erschien in der August-Ausgabe der gedruckten ZfK. Sie können das E-Paper mit Ihrem ZfK-Plus-Zugang auch online lesen.