Abwasser

Kläranlagen: So könnten die Klimagase um drei Viertel verringert werden

Die Schweizer Forschungsgesellschaft Eawag hat die Emissionen von Abwasserreinigungsanlagen untersucht und zeigt den Weg zu Optimierungsmaßnahmen auf.
11.02.2022

Eawag-Forscher:innen montieren Geräte für die Abluftmessung über einer Kläranlage.

 

Kläranlagen stellen eine größere Belastung für das Klima dar, als bisher angenommen. Sie verursachen in verschiedenen Bereichen Treibhausgase – insgesamt sind es in der Schweiz mehr als ein Prozent der entsprechenden Emissionen. Bei N2O (Lachgas) – einem besonders potenten Schädling von Klima und Ozonschicht – sind es sogar rund 20 Prozent der gesamten Emissionen.

Dass das Problem bislang unterschätzt wurde, liegt vor allem an fehlenden Messdaten mit ausreichender zeitlicher und räumlicher Auflösung. Das stellt die Eawag, das Wasserforschungsinstitut der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, fest. Im Rahmen eines Projekts wurden nun 14 Langzeit-Messkampagnen auf verschiedenen Kläranlagentypen in der Schweiz durchgeführt. So konnte eine breite Datenbasis zu den Emissionen geschaffen und das Verständnis für die treibenden Faktoren vertieft werden.

Abwasserqualität wird sogar noch besser

Am meisten N2O im ganzen Reinigungsprozess stammt aus der biologischen Reinigung. Im Vordergrund stehen dabei die Nitrifikation und Denitrifikation. Ließen sich diese Prozessschritte optimieren, könnten die gesamten Treibhausgasemissionen einer Abwasserreinigungsanlage um bis zu 75 Prozent verringert werden, so zeigen die Forschungsergebnisse.

Eine Optimierung könnte unter anderem durch eine Erhöhung der Stickstoffelimination und die Verhinderung von Nitritakkumulation erreicht werden. «Wie unsere Untersuchung zeigt, können die N2O-Emissionen massiv reduziert werden, ohne dass dadurch die Qualität des gereinigten Abwassers leidet», erklärt Wenzel Gruber von der Abteilung Verfahrenstechnik der Eawag. Durch die genannten Maßnahmen werde die Ablaufqualität sogar noch verbessert. Doch um robuste Optimierungsmaßnahmen zu empfehlen, brauche es mehr Wissen über die beteiligten Mechanismen. Mit diesem Ziel hat die Eawag zwei neue Projekte gestartet. Die bisherigen Erkenntnisse wurden kürzlich in der Fachzeitschrit „Aqua & Gas“ vorgestellt. (hp)