Quecksilber in Kläranlagen
Jedes Jahr fließen rund 130 Kilogramm Quecksilber in Schweizer Kläranlagen. Dort wird ein sehr großer Teil herausgefiltert. Das zeigt eine Bestandsaufnahme von fast 30 Kläranlagen durch das Schweizer Wasserforschungsinstitut Eawag und das Schweizer Bundesamt für Umwelt (BAFU).
Quecksilber ist extrem giftig für Mensch und Ökosysteme. Es verdampft sehr schnell, wird in der Luft über weite Strecken transportiert und reichert sich in Organismen an. Das Schwermetall ist daher seit Jahrzehnten als ein Schadstoff von globaler Bedeutung bekannt – und in vielen Ländern für fast alle Anwendungen verboten.
Studien fehlen
Zerbrechen aber beispielsweise alte Thermometer, gelangt nach wie vor Quecksilber ins Abwasser. Repräsentative Studien, welche Mengen tatsächlich in Abwasserreinigungsanlagen fließen und wie effektiv diese die giftige Substanz herausfiltern, existierten bisher nicht.
Die Studie von Eawag und BAFU zeigt nun, dass 96 Prozent des Quecksilbers herausgefiltert werden. In Zahlen ausgedrückt: Pro Jahr fließen mit dem Abwasser 130 Kilogramm Quecksilber in die Kläranlagen, davon gelangen etwa fünf Kilogramm in Bäche und Flüsse.
Belastete Böden
«Verglichen mit der gesamten Menge Quecksilber in Schweizer Oberflächengewässern macht der Eintrag aus Kläranlagen jedoch nur etwa 1,5 bis 3 Prozent aus», sagt Michael Berg, Geochemiker an der Eawag und Mitautor der Studie. Das restliche Quecksilber wird aus diffusen, noch nicht eindeutig identifizierten Quellen in die Gewässer eingetragen; es wird etwa durch atmosphärischen Transport aus den Ozeanen oder Böden verfrachtet oder aus historisch belasteten Standorten oder Sedimenten ausgewaschen.
Die Studie erscheint zu einem wichtigen Zeitpunkt. Denn das im Jahr 2017 in Kraft getretene Minamata-Übereinkommen verlangt von allen Ländern, eine Auflistung der Quecksilberkonzentrationen in Gewässern zu erstellen. Ziel des Übereinkommens ist es, die Emissionen von Quecksilber weltweit einzudämmen und zu überwachen. Weil die Studie der Eawag-Forschenden repräsentativ für andere entwickelte Regionen auf der ganzen Welt ist, liefert sie Methoden und Zahlen dafür. (hp)