Smart City / Energy

Eon setzt auf 450-MHz-Netz

Als erstes Unternehmen hat der Energiekonzern einen Rahmenvertrag über den bundesweiten Bezug von Funkdiensten mit dem Funknetzbetreiber des 450 MHz Funknetzes, 450connect, geschlossen.
04.12.2022

Bis 2040 will Eon über eine Million Smart Meter und jede digitale Ortsnetzstation an das 450 MHz Netz anschließen.

Stromnetze müssen bekanntlich bestmöglich geschützt sein und besonders dann funktionieren, wenn Naturkatastrophen oder andere Krisenereignisse die Menschen vor besondere Herausforderungen stellen. Um auch in solchen Fällen in kürzester Zeit dafür zu sorgen, dass der Strom wieder fließt, setzt Eon jetzt auf das besonders sichere 450 Megahertz (MHz) Funknetz.

Dieses Funknetz vernetzt und steuert künftig Ortsnetzstationen und Smart Meter in Häusern auch dann, wenn beispielsweise aufgrund von Stromausfällen herkömmliche Kommunikationsnetzwerke nicht funktionieren sollten. So bleiben wichtige Bestandteile der kritischen Infrastruktur auch bei Katastrophenereignissen weiterhin verbunden.
 

Hintergrund

2020 hatte die Bundesnetzagentur die Nutzungsrechte für die 450 MHz-Frequenz ab dem Jahr 2021 neu ausgeschrieben. Daraufhin erhielt 450connect als Joint Venture der Energie- und Wasserwirtschaft den Zuschlag und im Juli 2021 erfolgte die bundesweite Frequenzzuteilung bis zum Jahr 2040. 

Für einen deutschlandweiten Rollout des 450 MHz Funknetzes sind nur rund 1.600 Funkstandorte erforderlich. Größtenteils sollen dafür bestehende Standorte genutzt werden. Eon beteiligt sich an der Bereitstellung mit etwa 300 der insgesamt 1.600 Funkstandorten.

Die Vorteile des 450 MHz Funknetzes liegen in seiner dualen Nutzung der Kapazitäten. Im Regelbetrieb bedeutet das die Überwachung und Steuerung von Millionen von dezentralen Anlagen der kritischen Infrastrukturen zur Umsetzung der Energie- und Verkehrswende. Im Krisenfall liegt der Fokus auf der Krisenkommunikation und der Steuerung der im jeweiligen Krisenszenario kritischen Anlagen.

Aufgrund seiner Notstromversorgung steht das Funknetz mindestens 72 Stunden bundesweit zur Verfügung und ermöglicht damit allen Betreibern kritischer Infrastrukturen einen Austausch, um schnellstmöglich die Versorgung der Menschen wiederherzustellen. 450connect stellt seine Plattform diskriminierungsfrei allen Betreibern kritischer Infrastrukturen zur Verfügung.

Eons Pläne mit 450 MHz

Der Rahmenvertrag mit 450connect beinhaltet die Beschaffung von Funkdienstleistungen im Umfang eines Gesamtvertragsvolumens von insgesamt rund einer halben Milliarde Euro bis zum Jahr 2040. Die Netzgesellschaften von Eon werden beginnend ab 2023 die Funkdienste für die Krisen- und Betriebskommunikation nutzen können.

Damit sollen wichtige Teile der kritischen Infrastruktur unabhängig von öffentlichen Fest- oder Mobilfunknetzen, die in bestimmten Situationen, wie zum Beispiel großflächigen Stromausfällen oder anderen Krisen, nicht zur Verfügung stehen. Bis 2040 will man auf diese Weise mehr als eine Million Smart Meter über die 450 MHz Technologie auslösen.

Zusätzlich bindet Eon bis Ende 2026 ca. 28.000 digitale Ortsnetzstationen über die 450 MHz Frequenz an. Der Nutzen ist dabei nicht auf Krisensituationen beschränkt: Auch im regulären Betrieb soll die 450 MHz Technologie als flexibel nutzbarer Kommunikationskanal einen wichtigen Beitrag zur Digitalisierung der deutschen Energielandschaft leisten.

Zeitnahe Anerkennung der Kosten gefordert

Thomas König, im Eon-Vorstand verantwortlich für Energienetze, betont die Bedeutung der kritischen Netzinfrastruktur: „Als größter Verteilnetzbetreiber übernehmen wir für die Versorgungssicherheit in Deutschland eine besondere Verantwortung. Mit der geplanten, deutschlandweiten Nutzung der 450 MHz Funkdienste schaffen wir sowohl die Voraussetzungen für eine noch resilientere Krisenkommunikation als auch für die weitere Digitalisierung der Stromnetze. Jetzt ist auch der Regulator gefragt: Um die konsequente Nutzung der 450 MHz-Technologie in der gesamten Energiebranche zu fördern, brauchen die Verteilnetzbetreiber eine zeitnahe regulatorische Anerkennung der Kosten.“

Da der aktuelle regulatorische Rahmen ausschließlich auf historischen Kosten basiert, werden die operativen Ausgaben der Energieunternehmen zur Nutzung des 450 MHz Netzes erst in der übernächsten Regulierungsperiode ab 2029 vergütet. Da die laufenden Kosten allerdings bereits ab 2023 anfallen, könne der entstandene Verzug den Rollout der 450 MHz-Technologie branchenweit hemmen. (sg)