Gas

Arbeiten für LNG-Terminal in Wilhelmshaven beginnen nächste Woche

Mit Flüssigerdgas soll Deutschlands Abhängigkeit von russischem Erdgas verringert werden. Übergangsweise bräuchte es für die Anlandung schwimmende Terminals, etwa in Wilhelmshaven. In Kürze sollen nun Arbeiten beginnen - und es ist dort noch mehr geplant.
28.04.2022

Wilhelmshaven soll zum LNG-Umschlagplatz werden.

Die Realisierung eines schwimmenden Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) in Wilhelmshaven rückt näher: Am Donnerstag kommender Woche (5. Mai) sollen im Beisein von Niedersachsens Energieminister Olaf Lies (SPD) und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die ersten Arbeiten an dem künftigen Standort, einem bestehenden rund zwei Kilometer langen Anleger nahe dem Tiefwasserhafen Jade-Weser-Port, beginnen, wie ein Sprecher des Energieministeriums in Hannover am Donnerstag sagte. Zuvor hatten mehrere Medien berichtet.

An der sogenannten Umschlaganlage Vosslapper Groden, an der bislang chemische Güter angelandet werden, soll in den kommenden Monaten eine schwimmende Anlande- und Speicherplattform, eine sogenannte Floating Storage and Regasification Units (FSRU) andocken, an der dann Tanker festmachen können, die LNG liefern. Dafür muss der Anleger aber noch ertüchtigt werden. Am Donnerstag soll dafür der erste Rammschlag fallen. Spätestens ab Anfang 2023 soll mit dem LNG-Import über Wilhelmshaven begonnen werden.

Drei schwimmende Terminals geplant

Lies und Habeck wollen nach Angaben des Energieministeriums in Hannover eine Vereinbarung über den Standort der FSRU in Wilhelmshaven unterzeichnen. Um unabhängiger von russischen Gaslieferungen zu werden, will die Bundesregierung kurzfristig drei dieser schwimmenden Importterminals, die über eine Kapazität von 9 bis 10 Milliarden Kubikmeter verfügen, in Deutschland installieren.

Aus Regierungskreisen hieß es zuletzt, dass es Vertragsunterzeichnungen durch das Wirtschafts- und Klimaschutzministerium in Berlin für das Chartern von drei schwimmenden Terminals gebe. Das Chartern selbst übernehmen private Unternehmen. Es liefen derzeit auch Planungen und Vorbereitungen für Verhandlungen für ein viertes schwimmendes Terminal, hieß es. Die Bundesregierung will dafür in den kommenden zehn Jahren bis zu drei Milliarden Euro ausgeben. Neben Wilhelmshaven waren als mögliche Standorte zuletzt auch Rostock und Brunsbüttel im Gespräch.

Fertigstellung der Leitung bis Ende des Jahres

Für das schwimmende LNG-Terminal in Wilhelmshaven fehlt noch eine Pipeline vom Vosslapper Groden bis zum nächsten Anknüpfungspunkt des Gas-Fernleitungsnetzes bei der Gemeinde Etzel im Landkreis Wittmund. Für die rund 30 Kilometer lange unterirdische Leitung, die der Gasnetzbetreiber Open Grid Europe (OGE) bauen will, soll in Kürze das Planfeststellungsverfahren beginnen. Falls es keine Klagen und Verzögerungen gibt, soll die Leitung bis Ende 2022 fertig sein.

Darüber hinaus wollen beide Minister in der kommenden Woche auch eine Absichtserklärung unterzeichnen, Wilhelmshaven «zu einer Drehscheibe für saubere Energie für Deutschland» auszubauen, teilte das Ministerium mit. In der Vereinbarung soll demnach festgehalten werden, dass Wilhelmshaven mit einer landseitigen Infrastruktur für die Anlandung, Verarbeitung und Weiterleitung von grünen Gasen wie etwa Wasserstoff zur Verfügung steht. So sollen bestehende Planungen weiter vorangetrieben werden, sagte der Ministeriumssprecher.

Region setzt auch auf Wasserstoff

Zurzeit arbeiten bereits rund ein Dutzend Unternehmen am Aufbau einer Wasserstoffwirtschaft in der Region um Wilhelmshaven. Eine am Mittwochabend in Berlin vorgestellte Studie der bundeseigenen Deutschen Energie-Agentur (dena) und der Fraunhofer-Gesellschaft beschreibt, wie die vorhandene Infrastruktur dafür umgebaut werden könnte und welches Potenzial zwischen den Unternehmensprojekten besteht. Den Angaben zufolge könnten im Jahr 2030 über 50 Prozent des deutschen Wasserstoffbedarfs durch künftige Importe und die Herstellung vor Ort in Wilhelmshaven gedeckt werden. (dpa/amo)