Gas

Bendorf stellt Pläne für Wasserstoff-Hochlauf vor

Das Interesse der Wirtschaft sei groß, teilt die rheinland-pfälzische Kleinstadt mit. Erste Analysen hätten ergeben, dass sich die Nachfrage aus eigenen Ressourcen decken lässt.
04.10.2023

Unter anderem in der Mobilität sieht die Stadt Bendorf Potenzial für den Einsatz von Wasserstoff.

Die Stadt Bendorf hat den 15-monatigen HyStarter-Prozess beendet und nimmt weiter Kurs auf eine grüne Wasserstoffwirtschaft. Bendorf wurde als eine von 15 Regionen in Deutschland für diesen Prozess ausgewählt und will den Wasserstoffhochlauf engagiert vorantreiben.

In der Krupp’schen Halle der Sayner Hütte präsentierten Bürgermeister Christoph Mohr und Nadine Hölzinger von dem Beratungsunternehmen Spilett new technologies Ideen und Pläne, die die Akteure im Rahmen des vom Bundesverkehrsministerium geförderten Projektes entwickelt haben.

Breites Netzwerk aufgebaut

In sechs Strategiedialogen kam von Mai 2022 bis Juli 2023 ein Akteursnetzwerk mit 48 Personen aus Privatwirtschaft, kommunaler Verwaltung, Wissenschaft Verbänden und Politik zusammen, um Konzepte für eine dezentrale Wasserstoffwirtschaft zu entwickeln. Zudem wurden zwei Unternehmensumfragen durchgeführt, die zeigen, dass es eine Nachfrage von rund 21.000 Tonnen pro Jahr nach grünem Wasserstoff in der Region gibt.

Bürgermeister Christoph Mohr betont in einer Pressemitteilung der Stadt, dass allen Beteiligten schnell klar geworden sei, dass eine wirtschaftlich nachhaltige Wasserstoffregion größer gedacht werden müsse. „Alleine können wir es nicht schaffen.“ Ein wichtiger Partner dabei ist der Landkreis Mayen-Koblenz.

Handlungsfelder identifiziert

Drei Handlungsfelder wurden ausgemacht: die Produktion und der Umschlag von Wasserstoff am Industriehafen Bendorf (H2-Hub), die Dekarbonisierung der Verkehrs- und Wärmesektoren in Bendorf und Umgebung sowie der Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in der Region Mittelrhein-Eifel-Westerwald.

Ziel sei es, den Industriehafen Bendorf zum H2-Produktions- und Umschlagplatz für die Region Mittelrhein zu entwickeln und Wasserstoff von hier aus den regionalen Verkehrs- und Wärmemärkten sowie interessierten Industriekunden zur Verfügung zu stellen. Die lokale Wasserstoffversorgung des Stadtgebiets Bendorf und des Umlandes soll über elektrolytische Produktionsanlagen am Hafen und eine straßengebundene Verteilungslogistik bzw. Möglichkeiten der Schiffsbetankung am Hafen erfolgen. Größere Abnahmemengen von regionalen Industriekunden bzw. überregionalen Kunden könnten darüber hinaus auch über Wasserstoffimporte abgedeckt werden, heißt es aus Bendorf.

Industrie hat Interesse

Einige Projekte befinden sich bereits in der konkreten Planung bzw. Umsetzung: So untersucht das Unternehmen Mabanaft Deutschland die Möglichkeiten einer dezentralen Wasserstoffproduktion für den Standort ihrer Tochterfirma Oiltanking Deutschland am Rheinhafen Bendorf, das Land Rheinland-Pfalz führt derzeit eine Machbarkeitsstudie am Bendorfer Hafen durch, um das Potenzial zur Ertüchtigung des Hafens zu einem zukünftigen H2 -Hub zu analysieren.

Die Bendorfer Spedition Mathias Normann beabsichtigt, ihren Lkw-Fuhrpark schrittweise auf Wasserstoffantrieb umzustellen und plant in Kooperation mit der Firma GP Joule als Hy.Bendorf, eine Wasserstoffinfrastruktur mit H2-Tankstelle und regionaler Produktion (Elektrolyse) aufzubauen.

Klinik ist wasserstoff-ready

Die BDH-Klinik in Vallendar hat in ein H2-ready-BHKW für die Wärme- und Stromversorgung investiert und plant gemeinsam mit dem HyStarter-Partner iph Hähn eine eigene elektrolytische Wasserstoffproduktion. Außerdem signalisiert das Logistikunternehmen Contargo Interesse, bereits kurzfristig am Rheinhafen Bendorf Wasserstoff in Containern für die Schiffsbetankung abzunehmen.

Die Wirtschaftlichkeitsszenarien für die Region Mittelrhein-Westerwald zeigen offenbar, dass sich die definierte Nachfrage aus eigenen Ressourcen decken lässt. Drei der fünf im Bericht durchgespielten Szenarien seien wirtschaftlich.

„Unsere Erwartungen wurden übertroffen“, resümiert Werner Prümm, Fachbereichsleiter Stadtentwicklung, zum HyStarter-Prozess. Es habe sich bestätigt, dass es in der Region hervorragende Bedingungen für eine Wasserstoffwirtschaft gibt und es seien viele umsetzbare Perspektiven erarbeitet worden. (amo)