Gas

Finanzminister Olaf Scholz wirbt für Wasserstoff-Strategie

Der Vizekanzler war zu Besuch im Energiepark Mainz, wo er die Wasserstoffproduktion besichtigte. Scholz zeigte sich beeindruckt und machte sich mit der Befreiung der Produktion von der EEG-Umlage eine Forderung der Branche zu eigen.
02.10.2020

Ministerpräsidentin Malu Dreyer und Bundesfinanzminister Olaf Scholz bei ihrem Besuch im Energiepark Mainz

Finanzminister Olaf Scholz (SPD) hat für eine gemeinsame Industrialisierungsstrategie zur Gewinnung und Nutzung von Wasserstoff geworben. "Die Energiewende wird nur funktionieren, wenn Wasserstoff in industriellen Größenordnungen eine Rolle spielt", sagte Scholz am Donnerstag bei einem Rundgang mit der rheinland-pfälzischen Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) durch den Energiepark Mainz. Die Anlage produziert seit 2015 mit Hilfe von erneuerbaren Energien aus Wasser Wasserstoff und Sauerstoff. 

Es gelte nun, Vereinbarungen etwa über den Bau von Pipelines und Produktionsanlagen zu treffen, erläuterte Scholz. Die EEG-Umlage solle für die Produktion von Wasserstoff abgeschafft werden. Die Anlage in Mainz sei ein Pioniervorhaben. Dreyer erklärte, sie habe ihren Parteikollegen hierher gebracht, um ihm zu zeigen, dass man auch "coole Projekte jenseits der Küste machen kann."

Energiepark Mainz als Vorzeigeprojekt

Der Energiepark in Mainz-Hechtsheim ging als Forschungsprojekt an den Start und gehört zu den größten Anlagen seiner Art weltweit. Elektrische Energie kann dort in Zeiten hoher Produktion aus Wind und Sonne durch die Zerlegung von Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff gespeichert und der Wasserstoff später bedarfsgerecht verwendet werden. Das setzt jedoch eine hohe Dynamik der Anlagen voraus, um rasch auf die Anforderungen durch das schnell schwankende Stromnetz reagieren zu können. In Mainz ist das der Fall: Die Anlage ist in Betriebsbereitschaft innerhalb weniger Sekunden regelbar; bei einem Kaltstart erreicht sie innerhalb von zwei Minuten ihre volle Leistung. Die Maximalleistung beträgt dabei rund sechs Megawatt. Der Energiepark kann damit den Strom von bis zu drei 2-MW-Windrädern unter Volllast aufnehmen.

Drei Elektrolyseeinheiten werden in der Elektrolysehalle betrieben. Diese spalten Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff. Anschließend erfolgt dann die Reinigung, Verdichtung, Speicherung, Abfüllung und Distribution des Wasserstoffs. Der in Hechtsheim produzierte, hochreine Wasserstoff wird sowohl von Industrieverbrauchern als auch für öffentliche Wasserstoff-Tankstellen verwendet.

Wasserstoffbusse im Einsatz

Doch der Mainzer Wasserstoff wird auch vor Ort sinnvoll genutzt: Unweit des Energieparks verläuft eine Erdgasleitung und versorgt den Mainzer Stadtteil Ebersheim mit Erdgas zum Heizen und Kochen. Ein Teil des Erdgases wird inzwischen durch Wasserstoff aus dem Energiepark ersetzt. Mit dem in Hechtsheim klimafreundlich produzierten Wasserstoff fahren seit Ende vergangenen Jahres die ersten beiden Wasserstoffbusse im Linienverkehr in Mainz und Wiesbaden. 

Bei den Rahmenbedingungen gebe es allerdings noch Luft nach oben, heißt es von Seiten der Stadtwerke. Es sei sinnvoll, die EEG-Umlage für Projekte wie die Anlage in Mainz abzuschaffen, sagte Jonas Aichinger, Leiter des Innovationsmanagements der Mainzer Stadtwerke. Hier würden erneuerbare Energien genutzt, um sie in Wasserstoff umzuwandeln und in andere Sektoren wie etwa das Gasnetz zu bringen. "Es wäre nicht gerechtfertigt, wenn wir für diese Dienstleistung die erneuerbaren Energien refinanzieren müssten." Die jetzigen Gesetze passten nicht zu der Technologie, die sich weiterentwickelt habe. (amo/mit dpa)