Gas

Gasleitung in Lingen soll bald Wasserstoff transportieren

Ehe die Erdgasleitung umgerüstet werden kann, muss deren Zustand detailgenau erfasst werden. 2024 soll das Projekt GET H2 Nukleus betriebsbereit sein.
30.04.2021

Analyse erfolgreich: In Schepsdorf haben Nowega-Geschäftsführer Frank Heunemann (r.), Lingens Oberbürgermeister Dieter Krone (l.) und Tim Husmann, Geschäftsstellenleiter der H2-Region Emsland, den Inspektionsmolch nach seiner 11 Kilometer langen Reise in Empfang genommen.

Der Aufbau des ersten öffentlichen Wasserstoffnetzes geht voran, wie Nowega mitteilt. Für eine Erdgasleitung in Lingen, die auf Wasserstoff umgestellt werden soll, hat der Gasfernleitungsnetzbetreiber jetzt mit weiteren wichtigen Messungen begonnen. Ein Sachverständiger hatte laut der Mitteilung schon im vergangenen Jahr die grundsätzliche Eignung der Leitung für den Transport von Wasserstoff bestätigt. Mit vier weiteren Mitgliedsunternehmen der Initiative GET H2 will Nowega eine Wasserstoffinfrastruktur zwischen Lingen und Gelsenkirchen aufbauen, die zügig weiter wachsen soll. Das rund 130 Kilometer lange Netz soll die Erzeugung von grünem Wasserstoff bei RWE in Lingen mit der Abnahme in der bp Raffinerie Gelsenkirchen verbinden.

2024 soll das Projekt GET H2 Nukleus betriebsbereit sein. „Wir stehen in den Startlöchern, um das Netz rechtzeitig für die Erzeuger und Abnehmer des Wasserstoffs verfügbar zu machen und reinen Wasserstoff in hoher Qualität transportieren zu können“, führt Nowega-Geschäftsführer Frank Heunemann in der Mitteilung aus. Allerdings müsse die Bundespolitik zwingend noch bis zum Sommer die gesetzlichen Grundlagen legen. Insbesondere bei der Novelle des Energiewirtschaftsgesetzes (EnWG) sieht Heunemann noch entscheidenden Änderungsbedarf. Für die Realisierung der gesamten Wertschöpfungskette sind Fördermittel beantragt.

Gesamte Wertschöpfungskette im Blick

Der Landkreis Emsland, die Stadt Lingen und die Stadtwerke Lingen gehören ebenfalls zu den Partnern der Initiative. „Lingen ist ein wichtiger Energieknotenpunkt und wir freuen uns, ein zentraler Startpunkt für die deutsche Wasserstoffwirtschaft zu sein“, sagt Oberbürgermeister Dieter Krone. Das Projekt sei beispielhaft für die H2-Region Emsland, da es die gesamte Wertschöpfungskette im Bereich Wasserstoff abbilde. Das trage dazu bei, dass die Region ein Vorreiter in der Umsetzung der Energiewende werden könne, sagt Tim Husmann, Geschäftsstellenleiter der H2-Region Emsland.

Bei der sogenannten Inspektionsmolchung wurde der Zustand der Leitung über eine Länge von rund 11 Kilometern detailgenau erfasst. Diese Art der Inspektionsmessung kommt bei Gasleitungen nur selten zum Einsatz. Die Daten, die Nowega im Rahmen dieser Inspektion gesammelt hat, seien daher grundsätzlich für alle Gasnetzbetreiber interessant, die sich mit dem Thema Wasserstoff befassen, betont Nowega. „Mit dem speziellen Vorgehen ergänzen wir im Vorfeld der Umstellung die Datengrundlage, um einen langfristig sicheren Betrieb als Wasserstoffleitung zu gewährleisten“, sagt Heunemann.

Marktraumumstellung schafft günstige Ausgangsposition

Die sogenannte Marktraumumstellung von L- auf H-Gas mache auch die Umstellung erster Leitungen auf den Transport von Wasserstoff möglich. „Das bestehende Netz ist eine enorm wichtige Ressource. So können wir schnell, kostengünstig und ohne große bauliche Eingriffe den Grundstein für ein Wasserstoffnetz in Deutschland legen“, erläutert Heunemann. Das Projekt GET H2 Nukleus ist Teil des deutschen H2-Startnetzes, bei dem bis 2030 rund 1200 Kilometer Wasserstoffleitungen entstehen sollen, 1100 davon durch Umstellung bestehender Leitungen wie in Lingen. (amo)