Gas

Kältehoch treibt Gaspreise an Börse und leert Speicher

Die durch das Hoch "Hartmut" ausgelöste Kältewelle in weiten Teilen Europas ist "durchaus ungewöhnlich", schreiben Meteorologen. Die Heizungen bollern, der Gaspreis erklimmt ungeahnte Höhen. Es wird ausgespeichert, was das Zeug hält.
01.03.2018

Das Kältehoch "Hartmut" ist wahrscheinlich am Freitag in Deutschland bereits Geschichte, spätestens am Sonntag auch der Frost, so der Deutsche Wetterdienst. "Hartmut" wird vom milden Tief "Ulrike" abgelöst. Damit geht aber eine für Februare "ungewöhnliche Kältewelle" zu Ende, so die Meteorologen aus Offenbach. Der Monat war um 2,1 Grad kälter als der Durchschnitt aus den Jahren 1961 bis 1990.

Der hohe Bedarf an Heizgas, übrigens auch auf den Britischen Inseln, zog die Gas-Großhandelspreise steil nach oben: Der Day-ahead-Preis für das größere deutsche Marktgebiet NCG an der Börse Pegas, am 20. Februar noch unter 20 Euro pro MWh, stieg bis 26. Februar auf 26,89 Euro und dann nach einem kurzen Knick auf 24,61 Euro am Folgetag mit steilem Winkel auf 42,08 Euro pro MWh am Donnerstag.

Das notorische lange Ende der Terminkurve bleibt stabil

Der mittlere Within-day-Preis schnellte binnen nur zweier Handelstage von 31,04 auf 52,69 Euro pro MWh am Mittwoch. Der Lieferkontrakt für 2019 dagegen verharrte naturgemäß die ganze Zeit bei etwas über 17 Euro pro MWh.

Folgerichtig haben auch die Ausspeicherraten angezogen. Seit dem 6. November 2017, als die deutschen Untergrundspeicher einen Füllstand von gut 92 Prozent ihrer Arbeitsgaskapazität von 23,2 Mrd. Kubik erreicht hatten, wird ohnehin per Saldo pausenlos aus den Kavernen und Porenspeichern ins Ferngasnetz eingespeist. Das ergeben teilweise geschätzte Veröffentlichungen von Gas Infrastructure Europe (GIE). Blieben die Raten aber bis 19. Februar mit wenigen Ausnahmen teilweise deutlich unter 2000 GWh pro Tag, so stiegen sie danach bis auf 3576 GWh am 27. Februar an, dem jüngsten bisher veröffentlichten Gastag.

Ines fordert Regulierung

Aber 6386 GWh wären technisch möglich. Die Ausspeicherkapazitäten sind also immer noch weit weg vom Anschlag. Der durchschnittliche Füllstand sank auf 29,4 Prozent. Nur: Genau ein Jahr zuvor waren es nach einem milden Winter 28,7 Prozent von damals 23,8 Mrd. Kubik. Und da sind die österreichischen Speicher mit direktem, na ja, Anschluss an das deutsche Gasmarktgebiet NCG noch gar nicht eingerechnet.

Die milden Wetteraussichten und die undramatischen Speicherfüllstände wollen also nicht so recht zu Alarmismus taugen. Gleichwohl erhob die Initiative Erdgasspeicher (Ines), die über 90 Prozent der deutschen Kapazitäten vertritt, am Donnerstag den warnenden Zeigefinger der Versorgungssicherheit. "Die Historie zeigt immer wieder, dass solche Kälteperioden noch über den Februar hinaus auftreten können", schreibt der stellvertretende Ines-Vorstandsvorsitzende Peter Schmidt der Presse. Die Ines als Interessenvertretung einer im Schnitt seit Jahren notleidenden Wertschöpfungsstufe in der gaswirtschaftlichen Kette verweist darauf, dass die Speicher in Frankreich seit diesem Jahr "marktbasiert" reguliert sind, dass also die Vertriebe zu Mindestfüllständen beitragen müssen – was der Wunschvorstellung von Ines nahekommt. Zudem hatte Italien die Frühwarnstufe gemäß der EU-Gasversorgungssicherheitsverordnung (SoS-VO) ausgerufen. (geo)