Gas

Klima-Allianz Deutschland will nur grünen Wasserstoff fördern

Anders als der Nationale Wasserstoffrat ist das Bündnis gegen den Einsatz von fossilem Wasserstoff sowie von Erdgas als "Brückentechnologie". Alle Fördermittel sollten dem grünen Wasserstoff zugute kommen, so die Allianz.
21.05.2021

Der Nationale Wasserstoffrat ist sich uneins, welche Farben des Wasserstoffs zum Einsatz kommen sollten.

Für den nachhaltigen Umbau der Sektoren Industrie und Verkehr fordert die Klima-Allianz Deutschland einen massiven Ausbau der erneuerbaren Energien und klare Prioritäten beim Einsatz von Wasserstoff. Das zivilgesellschaftliche Bündnis fordert die Bundesregierung auf, mit einem wirkungsvollen und umfassenden Maßnahmenpaket in die nachhaltige Erzeugung und Verwendung von Wasserstoff einzusteigen. Christiane Averbeck, die Geschäftsführerin der Klima-Allianz-Deutschland, setzt damit völlig andere Akzente als der Nationale Wasserstoffrat, dem sie angehört. Das Gremium arbeitet gerade laut einer Mitteilung der Klima-Allianz an einem Fahrplan zur Weiterentwicklung der Nationalen Wasserstoffstrategie.

Die Strategie der Bundesregierung habe zentrale Fragen unbeantwortet gelassen und sei sowohl für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens als auch der neuen deutschen Klimaziele zu wenig ambitioniert, heißt es in der Mitteilung. Die Klima-Allianz Deutschland, ein zivilgesellschaftliches Bündnis aus 140 Organisationen, hat nun ein eigenes Positionspapier vorgelegt. Darin zeigt das Bündnis auf, welche Rahmenbedingungen und Maßnahmen aus Sicht der Mitglieder für eine nachhaltige und klimaneutrale Wasserstoffwirtschaft nötig sind.

Möglichst viel grünen Wasserstoff herstellen

 „Wir brauchen so schnell wie möglich große Mengen grünen Wasserstoffs. Vor allem die Schwerindustrie wird es sonst nicht rechtzeitig schaffen, klimaneutral zu werden. Und das heißt: viel mehr Windkraft, viel mehr Photovoltaik. In Deutschland und Europa, nicht morgen, sondern heute“, lässt sich Averbeck in der Mitteilung zitieren. Wasserstoff aus Kohle-, Erdgas- oder Atomstrom erteilt die Klima-Allianz Deutschland eine klare Absage. „Dieser leistet keinen Beitrag zum Klima- und Umweltschutz. Deshalb müssen Anreize geschaffen werden, dass Elektrolyseure nur dort platziert werden und dann laufen, wo absehbar viel erneuerbarer Strom verfügbar ist. Die Versorgung mit ausreichenden Mengen an erneuerbarem Wasserstoff muss bis spätestens 2040 gewährleistet sein”, fordert die Chefin des Bündnisses.

Wasserstoff sei aber kein Allheilmittel. „Eine sozial-ökologische Transformation kann nur gelingen, wenn wir konsequent Effizienz, Suffizienz und eine echte Kreislaufwirtschaft in den Mittelpunkt stellen. Wasserstoff darf keinesfalls als Alternative zu diesen Prioritäten verstanden werden“, so Averbeck. Es sei wichtig, dass grüner Wasserstoff der Gesellschaft dabei helfe, sozial gerecht und wirklich nachhaltig klimaneutral zu werden. „Er darf nicht als Rettungsboot für zukunftslose fossile Geschäftsmodelle missbraucht werden.“ 

Verlässliche Zertifizierungssysteme etablieren

Für Importe müssten strenge Nachhaltigkeitskriterien gelten. Es sei zu erwarten, dass Wasserstoff langfristig als eine stark international gehandelte Ware wird. Konkret fordert die Klima-Allianz Deutschland „starke Nachhaltigkeitskriterien und verlässliche Zertifizierungssysteme für Wasserstoff“, um eine hohe Produktionsqualität im In- und Ausland sicherzustellen.

Bei der Diskussion um Nutzungsmöglichkeiten für Wasserstoff müsse immer mitbedacht werden, dass es in sehr vielen Bereichen kostengünstigere und einfacher umsetzbare Optionen für die Dekarbonisierung gibt. „Die direkt-elektrische Anwendung ist vor dem Einsatz von Wasserstoff immer klar zu bevorzugen. Das muss sich sowohl in den Planungsregeln als auch in den Regulierungsvorgaben sowie bei der Preisbildung widerspiegeln“, ist Averbeck überzeugt. Wasserstoff sollte daher im Wesentlichen als „saisonales Speichermedium“ für die Stromerzeugung, Grundstoff und Hochtemperaturquelle für die Industrie, im Flug- und Schiffsverkehr sowie eventuell im Schwerlastverkehr zum Einsatz kommen, fordert die Chefin des Bündnisses.

Klare Prioritäten bei der Förderung

Fördermittel sollen vorrangig für erneuerbaren Wasserstoff bewilligt werden, so eine weitere Forderung des Bündnisses. Dabei sollen flexible und auch dezentrale Erzeugungsstrukturen aufgebaut werden, um die Treibhausgasminderungswirkung zu optimieren. Auf keinen Fall dürften Technologien gefördert werden, die mit einem klimaneutralen Energiesystem langfristig nicht kompatibel sind. (amo)