Gas

Lage sogar günstig für Preiserhöhungen?

Die steigenden Großhandelspreise von Strom und Gas fressen Vertriebsmarge auf – sofern die Endpreise stabil bleiben. Einzelne Gas-Grundversorger haben bereits den Pflichttarif verteuert. Und die Verbraucher rechnen ohnehin mit höheren Strompreisen. Statistiken von Check24 und Verivox.
10.09.2018

Auf Großhandelsebene sind Stromlieferungen derzeit unter 50 Euro pro MWh nur noch für 2020 und später oder einzelne Stunden an Wochenenden zu bekommen. Und die Gaslieferung für 2019, ein für die Stadtwerkebeschaffung wichtiges Terminprodukt, explodierte preislich in diesem Jahr bis vergangenen Freitag von um die 18 auf 25,59 Euro pro MWh. Damit verteuerte sich das sogenannte Frontjahr innerhalb von acht Monaten an der Börse um etwa 42 Prozent.

Hat ein Stadtwerk da keine eigene Stromerzeugungsposition und blieben seine Endpreise nächstes Jahr stabil, so wäre die Entwicklung eine ordentliche Margenschere zulasten der Energievertriebe. "Preiserhöhung, ja/nein?" – diese Frage steht also mit Sicherheit jetzt nach der Sommerpause auf der Agenda der meisten Vertriebsgespräche. Das Timing wäre gut, denn erstens wird das Aufkommen an Versorgerwechseln in den nächsten Monaten erfahrungsgemäß "rasant steigen und im November/Dezember seinen jährlichen Höhepunkt erreichen", so Kreutzer Consulting dieser Tage in einem Newsletter.

58 Prozent: Strompreise steigen binnen zwölf Monaten

Und zweitens wären die meisten Verbraucher offenbar mit ihrer Erwartungshaltung darauf vorbereitet: 58 Prozent der Befragten gehen in einer am Montag veröffentlichten Umfrage davon aus, dass die Endpreise von Strom in den nächsten zwölf Monaten steigen – und das, obwohl die Umlage gemäß dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) stabil bleiben oder sinken soll. (Die größere Unbekannte zum Jahreswechsel ist erneut die Höhe der lokalen Netzentgelte.) Yougov hatte Ende August gut 2000 repräsentative Erwachsene für das Portal Verivox online befragt.

Demnach erwartet nur gut jeder Vierte, auf Sicht gleich viel für Strom bezahlen zu müssen. Nur acht Prozent rechnen mit einer günstigeren Rechnung vom E-Werk.

Gas-Grundversorger erhöhen mitten im Jahr

Das Bild differiert stark zwischen Parteipräferenzen und Regionen. Deutlich höhere Prozentzahlen bekommen die Verteuerungs-Vorhersager naturgemäß bei der klimaskeptischen AfD mit 70 Prozent, die die hohen Preise auf das EEG zurückführt, aber auch unter den Sympathisanten der Linkspartei (69 Prozent) und der Grünen (66 Prozent). Die Unionswähler sind leicht optimistischer als der Durchschnitt, was das Loch in ihrem Geldbeutel wegen des Stroms angeht (54 Prozent).

Einige Gas-Grundversorger haben bereits gehandelt, nicht wie üblich zum Jahreswechsel, wenn sich auch die Netzentgelte ändern, sondern mitten im Jahr: Für September und Oktober 2018 haben 15 lokale Marktführer die Verteuerung ihrer Grundversorgungstarife angekündigt, und zwar um bis zu 16,5 Prozent. Das hat das Portal Check24 ermittelt. Insgesamt sei der Gaspreis sei – im Vergleich zu dem von Heizöl, der seit einem Tief im Januar 2016 um 71 Prozent gestiegen sei – noch auf einem niedrigen Niveau: 20.000 kWh kosteten im August durchschnittlich 1178 Euro, die energetisch gleiche Menge Öl, nämlich 2000 Liter, im Schnitt dagegen 1421 Euro.

Signalwirkung

Zwar gibt es etwa 750 Gas-Grundversorger, und in einem Grundversorgungstarif stecken bei Gas nur 27 Prozent der Haushalte, so der jüngste verfügbare Monitoringbericht von Netzagentur und Kartellamt, doch Signalwirkung auf die Branche haben einzelne Tariferhöhungen natürlich trotzdem. (geo)