Gas

Neue Gasnetzplanung berücksichtigt auch LNG-Anlagen

Seit dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine hat sich die Lage auf dem Gasmarkt dramatisch verändert. Die Fernleitungsnetzbetreiber sollen dazu drei neue Varianten berechnen.
14.11.2022

Der ursprüngliche Szenariorahmen für den Netzentwicklungsplan 2022 bis 2032 der Fernleitungsnetzbetreiber war noch vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine von der BNetzA bestätigt worden. Deshalb wird er nun an die neuen Realitäten angepasst (Symbolbild).

Die Bundesnetzagentur (BNetzA) hat am vergangenen Freitag die Bestätigung des Szenariorahmens für den Netzentwicklungsplan Gas 2022-2032 der Fernleitungsnetzbetreiber teilweise widerrufen und neu beschieden. Die Aufsichtsbehörde reagiert damit auf die massiven Auswirkungen des Angriffskriegs auf die Ukraine auf die Gasimporte nach Deutschland seit dem Februar dieses Jahres.

Um russische Erdgasimporte zu ersetzen und die Versorgungssicherheit in Deutschland weiterhin zu gewährleisten, sollen LNG-Anlagen, zusätzliche Einspeisungen an westlichen Grenzübergangspunkten sowie Anpassungen von Bedarfsprognosen im kommenden Netzentwicklungsplan 2022-2032 berücksichtigt werden.

„Wir unterstützen den Infrastrukturausbau zum Ersatz russischer Gasimporte, um eine stärkere Diversifizierung unserer Gasquellen voranzutreiben", sagt Klaus Müller, Präsident der Bundesnetzagentur. 

Drei neue Modellierungsvarianten LNGplus

Die Fernleitungsnetzbetreiber sollen drei zusätzliche Modellierungsvarianten berechnen, in denen eine Einspeisung von russischen Gasmengen nicht mehr anzunehmen ist. In der ersten Modellierungsvariante werden sämtliche bis Ende September 2022 gemeldeten Bedarfe der geplanten LNG-Anlagen berücksichtigt.

In den anderen beiden Varianten sollen mit unterschiedlichem Schwerpunkt bedarfsgerechte Einspeisekapazitäten aus deutschen LNG-Anlagen sowie westeuropäischen Grenzübergangspunkten ermittelt und in der Modellierung angesetzt werden. Die Bedarfe der süd- und osteuropäischen Nachbarstaaten werden ebenfalls berücksichtigt. Ziel ist es, die erforderlichen Importkapazitäten für eine zukünftige Versorgung ohne russische Erdgasmengen zu betrachten. 

"Prüfung der Verhältnismäßigkeit des ermittelten Netzausbaus"

Durch die Betrachtung mehrerer Modellierungsvarianten und eine Zuordnung der Netzausbaumaßnahmen zu den einzelnen LNG-Anlagen und Grenzübergangspunkten könne eine Prüfung der Verhältnismäßigkeit des ermittelten Netzausbaus erfolgen, heißt es weiter in der Pressemitteilung der BNetzA.

Auf der Grundlage der ergänzten Bestätigung des Szenariorahmens erarbeiten die Fernleitungsnetzbetreiber nun den Netzentwicklungsplan Gas 2022-2032. Auch dieser wird mit der Öffentlichkeit konsultiert und durch die Bundesnetzagentur geprüft werden. Der ursprüngliche Szenariorahmen war noch vor dem Ausbruch des Kriegs in der Ukraine von der BNetzA bestätigt worden. Er basierte noch auf der Annahme, dass russisches Erdgas uneingeschränkt weiter geliefert werde. (hoe)