Gas

Nord Stream 2: Die ersten 100 Kilometer sind geschafft

Der Bau der umstrittenen Gaspipeline Nord Stream 2 kommt zügig voran. Doch die Querelen innerhalb der EU-Staaten halten an. Und die Vereinigten Staaten drohen mit weiteren Sanktionen.
16.11.2018

Das Pipeline-Verlegeschiff "Audacia" verlegt auf der Ostsee vor der Insel Rügen Rohre für die Ostsee-Erdgaspipeline Nord Stream 2. Pro Tag werden rund 1,6 Kilometer Rohre im Bauch des Schiffes zusammengeschweißt (Archivbild von November 2018).

Ungeachtet der internationalen politischen Querelen geht der Bau der Gaspipeline Nord Stream 2 zügig voran. Inzwischen sind laut Unternehmenssprecher Steffen Ebert alleine im deutschen Teil der Ostsee rund 100 Kilometer der insgesamt 1230 Kilometer langen Pipeline verlegt worden. Die Verlegearbeit erfolgt an mehreren Stellen gleichzeitig, insgesamt beteiligen sich den Angaben zufolge aktuell rund 30 Schiffe an den Bauarbeiten in der Ostsee.

Eines der Schiffe ist das Rohrverlegeschiff «Audacia». Seit Anfang Oktober sind mehr als 250 Arbeiter aus vielen Nationen 24 Stunden pro Tag auf dem 225 Meter langem Schiff damit beschäftigt, die Gaspipeline zu verlegen. Im Prinzip werden im Bauch des Schiffes die Einzelrohre miteinander verschweißt. «Zwei Kilometer am Tag ist unser Rekord», berichtet der niederländische Kapitän Hans Holdert. 1,6 Kilometer ist der Schnitt.

Misstöne zwischen USA und Deutschland

Von Ende 2019 an soll russisches Gas bis ins vorpommersche Lubmin gepumpt werden. Durch Nord Stream 1 fließt bereits seit 2011 Gas nach Deutschland. Das 9,5 Mrd.-Euro-Projekt, das vom russischen Energiekonzern Gazprom geleitet wird, wird in Teilen Europas und den USA kritisiert.

Diese Woche kam es zu weiteren Misstönen zwischen den USA und der Bundesregierung. Die Vereinigten Staaten drohten am Dienstag (13. November) mit Zwangsmaßnahmen, um das Vorhaben zu stoppen. Schließlich sehen die USA eine zu enge Verflechtung von Deutschland und Russland. «Wir haben noch nicht alle Instrumente eingesetzt, die das Projekt ernsthaft untergraben oder stoppen könnten», sagte der US-Botschafter bei der EU, Gordon Sondland, in Brüssel. Noch hoffe Washington darauf, dass «die Opposition gegen das Projekt organisch wirkt». Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) verteidigte die deutschen Pläne wenig später bei einer Rede im Europaparlament in Straßburg.

Unterschiedliche Interessen

Die Interessen innerhalb der EU sind sehr unterschiedlich gelagert. So fürchtet die Ukraine um ihre einträgliche Rolle als Transitland für den Gastransport nach Westeuropa. Polen und die baltischen Staaten warnen vor einer wachsenden Abhängigkeit vom russischen Gas. (dpa/al)