Gas

Nordsee-Plattform soll 2 Milliarden Kubikmeter Gas jährlich fördern

Ein niederländisches Unternehmen will nahe dem Wattenmeer bei Borkum eine Gasförderplattform bauen. Bislang lehnte die deutsche Politik das Projekt ab. Kommt nun ein Umdenken?
07.04.2022

Dreht Putin den Gashahn zu? Deutschland sucht nach Alternativen.

Die geplante Plattform zur Erdgasförderung nahe dem Wattenmeer soll rund zwei Milliarden Kubikmeter Gas jährlich fördern können. Das teilte das niederländische Unternehmen One-Dyas am Mittwoch auf Anfrage mit. Mit den Jahren werde das Volumen jedoch voraussichtlich wegen des erwarteten Nachfragerückgangs abnehmen. Ziel ist es den Angaben zufolge, dass die Plattform voraussichtlich im Winter 2024 in Betrieb gehen kann.

Niedersachsens Wirtschaftsminister Bernd Althusmann sagte kürzlich, Deutschland verbrauche jährlich 80 Milliarden bis 100 Milliarden Kubikmeter Erdgas. Rund 50 Milliarden davon kämen aus Russland.

60. Mrd. Kubikmeter Reserven

One-Dyas plant, Erdgas aus einem Feld zwischen den Inseln Schiermonnikoog und Borkum zu fördern und zudem eine Plattform auf See zu errichten. Das Gebiet liegt nahe dem Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer. Die Plattform soll im niederländischen Küstenmeer liegen, etwa 500 Meter von den deutschen Hoheitsgewässern entfernt und etwa 20 Kilometer vor Borkum. In dem Vorkommen werden 60 Milliarden Kubikmeter förderbarer Reserven geschätzt. Die Hälfte wird auf deutschem Hoheitsgebiet verortet.

Die Umweltorganisation Greenpeace kritisierte, das Vorhaben löse nicht die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen, gefährde aber die Umwelt und das Klima. «Das anvisierte Gasfeld liegt im weltweit einzigartigen Ökosystem Wattenmeer vor der niederländischen und deutschen Nordseeküste. Seine Ausbeutung hätte schwerwiegende Folgen für die Flora und Fauna im nahe gelegenen Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer», teilte Greenpeace-Meeres-Kampaigner Manfred Santen mit. Es müsse darum gehen, den Gasverbrauch zu reduzieren.

Umdenken der Landesregierung

Die rot-schwarze Landesregierung hatte sich im vergangenen Sommer zunächst gegen das Vorhaben positioniert. Angesichts der Unsicherheiten bei der Energieversorgung durch den Krieg in der Ukraine rückte sie von dieser Position ab und sprach sich für eine Neubewertung aus.

Die geplante Plattform soll nach Unternehmensangaben zu einem Großteil aus einem Offshore-Windpark elektrifiziert werden, was zu einer umweltfreundlicheren Gasförderung führen soll. Das Unternehmen betreibt nach eigenen Angaben bereits vier Gas-Förderplattformen in der Nordsee.

Lindner zur Festlegung im Koalitionsvertrag

Auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) setzt sich angesichts des Ukraine-Kriegs für die Gas- und Ölförderung in der Nordsee ein. «Um es klar zu sagen: Ich halte die Festlegung des Koalitionsvertrages, dass wir in der Nordsee nicht mehr Öl und Gas fördern wollen und keine neuen Felder explorieren wollen, für aus der Zeit gefallen», sagte der Politiker dem Magazin «The European». Deutschland habe Rohstoffreserven, die bislang nicht genutzt würden.

Die heimische Öl- und Gasexploration habe wegen des gestiegenen Energiepreisniveaus eine andere Wirtschaftlichkeitsprognose als zuvor vermutet. «Insbesondere mit den Niederländern müssen wir schauen, was da in der Nordsee konkret geht», sagte Lindner. (dpa/amo)