Gas

Rotterdamer Hafen: Startzeichen für grenzüberschreitendes Wasserstoffnetzwerk

Rotterdam will zum internationalen Knotenpunkt für Wasserstoff werden. Die geplante Infrastruktur soll ab 2030 auch an Netzwerke in Deutschland und Belgien gekoppelt werden.
29.10.2023

Übersicht über den Yangtzekanaal Euromax im Rotterdamer Hafen: Von dort soll ab 2030 ein Wasserstoffnetzwerk die großen Industriezentren des Landes miteinander verbinden.

Der niederländische König Willem-Alexander hat im Hafen von Rotterdam offiziell das Startzeichen gegeben für den Bau eines internationalen Wasserstoffnetzwerkes. Energie- und Klimaminister Robt Jetten sprach am Freitag von einem wichtigen Schritt zu einem klimafreundlichen Energiesystem.

Das Netzwerk soll die großen Industriezentren des Landes miteinander verbinden, und ab 2030 an Netzwerke in Deutschland und Belgien gekoppelt werden und auch dort Industriezentren mit grünem Wasserstoff versorgen. Außerdem sollen Importterminals der Seehäfen, Wasserstoffproduktionsanlagen und großangelegte Speicher angeschlossen werden.

Mit dieser Infrastruktur will Rotterdam, der größte Hafen von Europa, zum internationalen Knotenpunkt für Wasserstoff werden. «Wir sehen uns klar als Spitzenreiter und arbeiten mit anderen europäischen Häfen zusammen», sagte der kaufmännische Direktor beim Hafenbetrieb, Matthijs van Doorn, der Deutschen Presse-Agentur.

Wasserstoff soll eine entscheidende Rolle beim Übergang zur klimafreundlichen Energieversorgung spielen. Dabei geht es um den sogenannten grünen Wasserstoff, der mit Ökostrom etwa aus Wind oder Sonne produziert wird, wobei kein CO2 freikommt. Er lässt sich gut transportieren und lagern.

Ohne Importe geht es nicht

Vor allem soll Wasserstoff in der Industrie und dem Transportsektor fossile Brennstoffe ersetzen. Durch die Umstellung der Industrie könnten die Niederlande den jährlichen CO2-Ausstoß um 25 Prozent reduzieren.

Doch der grüne Wasserstoff-Traum hat Haken: Zur Zeit reicht die Produktionskapazität bei weitem nicht aus. Ein großer Teil des Wasserstoffs muss importiert werden. Daher ist Infrastruktur für den Transport nötig.

NRW kann über Delta-Rhein-Korridor versorgt werden

Deutschland will bis 2030 die Produktionskapazität durch das Elektrolyseverfahren auf mindestens zehn Gigawatt aufbauen. Selbst dann müssen nach Schätzungen der Bundesregierung noch 50 bis 70 Prozent importiert werden. Die Niederlande schätzen ihren Import-Bedarf sogar auf 80 bis 90 Prozent.

Zum großen Teil soll Wasserstoff per Schiff im Rotterdamer Hafen ankommen und über das Netzwerk weiter transportiert werden. Der Hafen rechnet ab Anfang 2025 mit ersten Importen - wie etwa aus Australien, Chile oder Namibia. In Deutschland kann Nordrhein-Westfalen auch über den Delta-Rhein-Korridor versorgt werden. Bei diesem deutsch-niederländischen Projekt werden Wasserstoff- und CO2-Pipelines bis nach NRW angelegt.

Neue Energie in alten Röhren

Das Netzwerk soll in den Niederlanden ungefähr 1,5 Milliarden Euro kosten und bis zu den jeweiligen Landesgrenzen etwa 1200 Kilometer lang sein. Nur ein kleiner Teil der Leitungen muss übrigens neu gelegt werden. Zu etwa 85 Prozent können alte Gasleitungen genutzt werden.

Bereits 2025 soll der erste Wasserstoff vom Hafen aus durch die Pipeline strömen. Spätestens 2030 wird das Netz den Planungen zufolge an die Leitungen in Deutschland gekoppelt. Dort plant die Bundesregierung bis 2027/2028 ein Leitungsnetz von 1800 Kilometer.

Produktion und Speicher

Der Rotterdamer Hafen setzt auch auf die Produktion der grünen Energiequelle. Die erste Elektrolyse-Fabrik wird zur Zeit vom Ölkonzern Shell gebaut. Shell will damit etwa 20 Prozent des Energiebedarfs seiner Ölraffinerie bei Rotterdam decken. Drei weitere Elektrolyse-Anlagen anderer Betreiber sind geplant. Und es sind große Speicher geplant: So sollen große Mengen Wasserstoff zunächst in unterirdischen Salzlagen gelagert werden. (dpa/hoe)