Wasserstoffspeicherung: Stadtwerke werden zum Treiber

EWE hat in seiner 500 Kubikmeter großen Wasserstoff-Testkaverne in Rüdersdorf erfolgreich das Ein- und Ausspeichern von Wasserstoff getestet.
Bild: © Andreas Prinz
Der spätere Bedarf an Wasserstoffspeichern ist stark abhängig von der Stromeinspeisung erneuerbarer Energien. Das ist eines der zentralen Ergebnisse einer erstmals durchgeführten Marktabfrage der Initiative Energien Speichern (Ines), der sogenannten MAHS ("Market Assessment for Hydrogen Storage"). Mit der MAHS wurde der Wasserstoffspeicherbedarf marktwirtschaftlicher Akteure ab dem 2. April 2024 über zwei Monate lang erhoben.
Wie Ines-Chef Sebastian Heinermann bei einer digitalen Pressekonferenz erläuterte, ist bis ins Jahr 2030 die Industrie wichtigster Wasserstoffverbraucher. Später kommen andere Nutzer hinzu. Wichtigster Nutzer in den folgenden Stützjahren wird die Energiewirtschaft sein, die den Wasserstoff für ihren Kraftwerkspark benötigt.
Hoher Importanteil
Gedeckt werde der Bedarf durch Importe per Schiff oder Pipeline, aber auch durch heimische Produktion durch Elektrolyse. Die Importe haben je nach Stützjahr einen Anteil von 50 bis 60 Prozent. Die Befragung hat für das Jahr 2030 ein Wasserstoffaufkommen von 62 Terawattstunden pro Jahr und umgeschlagenen Speichermengen von 7 Terawattstunden pro Jahr ergeben. Für das Jahr 2045 spricht Ines von 229 Terawattstunden und umgeschlagenen Speichermengen von 78 Terawattstunden pro Jahr.
Im direkten Vergleich mit anderen für die Branche relevanten Szenarien liefert die MAHS laut Heinermann bis zum Jahr 2035 vergleichbare Einschätzungen zum notwendigen Arbeitsgasvolumen (AGV) der Wasserstoffspeicher. Pickt man das Kernnetz-Szenario heraus, gibt es allerdings deutliche Abweichungen bei den Einschätzungen zur erforderlichen Ausspeicher- und Einspeicherleistung.
Stark schwankende Bedarfe
Als "robust" kann man die bisherigen Planungen zum AGV nach Überzeugung von Heinermann bis zum Jahr 2035 bezeichnen. Sie seien eine gute Grundlage für politische und regulatorische Entscheidungen. Darüber hinaus empfiehlt Ines, bei den Regulierungs- und Finanzierungskonzeptionen für Wasserstoffspeicher den stark schwankenden Speicherbedarf zu berücksichtigen. Speicherbetreiber stehen nach Ines-Einschätzung vor erheblichen Herausforderungen. Eine weitere Schlussfolgerung des Speicherverbands: Netz- und Speicherbetreiber sollten bei ihren Planungen stärker zusammenarbeiten und ihre Einschätzungen synchronisieren.
Ines will die MAHS ab sofort alle zwei Jahre durchführen. Heinermann spricht in einer Pressemitteilung von einer "wichtigen Entscheidungsgrundlage für Politik und Wirtschaft, um die Entwicklung notwendiger Wasserstoffspeicher in Deutschland weiter voranzutreiben".
Zeit drängt
Nach Ines-Angaben können aus dem heutigen Bestand an Gasspeicherkapazitäten schätzungsweise 32 Terawattstunden Wasserstoffspeicherkapazitäten entwickelt werden. Die Zeit dränge, da die Umwidmung wie auch der Neubau nicht von heute auf morgen gestemmt werden könne.
Im Oktober 2023 hatte Ines sich in einem Positionspapier für Differenzverträge zur Förderung von Investitionen in Wasserstoffspeicher eingesetzt. Gasspeicher seien nicht nur für die Versorgungssicherheit von zentraler Bedeutung. Es brauche einen geordneten Transformationsprozess für die Umwidmung bestehender Gasspeicher auf Wasserstoff, so der Speicherverband. Insbesondere die Unsicherheit im Blick auf zukünftige Umsatzpotenziale würde auf mögliche Investoren abschreckend wirken. (amo)