Gas

Wie sich die Herkunft von Erdgas nachweisen lässt

Viele Verbraucher wollen kein russisches Gas mehr verwenden. Green Navigation klärt auf, wie ein Nachweissystem funktionieren könnte. Für Versorger bieten sich dadurch neue Möglichkeiten.
10.03.2022

Die Herkunft des Gases spielt für viele Verbraucher*innen eine bedeutende Rolle, sagt das Beratungsunternehmen Green Navigation. (Symbolbild)

Der internationale Erdgasmarkt richtet sich durch die russische Aggression in der Ukraine neu aus. Für den deutschen Markt bedeutet das einen Umbruch: Der Anteil von russischem Gas soll sinken. Daher sei es sinnvoll, ein Nachweissystem zu etablieren, um die Herkunft des Erdgases gegenüber den Verbrauchern auszuweisen, wie das Energieberatungsunternehmen Green Navigation vorschlägt.

Die rechtlichen Rahmenbedingungen sieht das Unternehmen aus Unna als bereits gegeben an. So sei in der europäischen Richtlinie RED II die Nachweisführung fossiler Energieträger in Artikel 19 längst beschrieben. Mitgliedstaaten könnten demnach vorsehen, dass Herkunftsnachweise für Energie aus nicht erneuerbaren Quellen ausgestellt werden.

Vorbild an Biomethan nehmen

Dabei zählen zu den Mindestangaben die Energiequelle und der Standort. Bei Erdgas könnten das Bezugsland, die Förderregion sowie die Art der Gasförderung ausgewiesen werden. Zum Beispiel auch eine Förderung durch Fracking.

Für Biomethan gebe es seit über 10 Jahren für Herkunft und Qualität jeder einzelnen produzierten Kilowattstunden einen Nachweis. "Das System der Massenbilanzierung, getrennt von der Transportabwicklung im Erdgasnetz, ließe sich ohne Weiteres auf Erdgas übertragen", sagt Vera Schürmann, Geschäftsführerin, Green Navigation.

Nachweise bis zum Endverbraucher

Green Navigation betreibe seit vielen Jahren ein eigenes Massenbilanzsystem für Biomethan, ein Nachweisregister für biogenes Flüssiggas. Das Unternehmen sei daher mit der Bedienung anderer Nachweissysteme, wie Nabisy und HKNR, gut vertraut.

"Auf Basis unseres Massenbilanzsystems BiMaS sind wir bereits heute in der Lage, Nachweise bis zum Endverbraucher zu erzeugen", erläutert Schürmann. Zwingende Voraussetzung für die Erdgas Nachweisführung sei, dass Herkunft und Qualität des importierten Erdgases erfasst würden. "Diese Eigenschaften müssen bei jedem einzelnen Handelsschritt mitgeführt werden", so die Geschäftsführerin.

Mit deutschlandweitem System starten

Ideal wäre dabei aus Sicht des Beratungsunternehmens, die Massenbilanz auf 12 Monate zu beziehen, entweder auf ein Kalenderjahr oder auf ein Gaswirtschaftsjahr. In einem ersten Schritt könnte man mit einem deutschlandweiten System starten und dieses anschließend auf internationaler Ebene ausweiten.

"Möchte ein Versorger aufgrund der aktuellen Dringlichkeit nicht auf den Aufbau eines übergeordneten Systems warten, kann mittels individueller Massenbilanz die Herkunft des Erdgases ausgewiesen werden", signalisiert Schürmann. "Denkbar ist das Angebot eines Wahltarifs, bei dem sich der Kunde bewusst für Erdgas mit Herkunftsnachweis entscheiden kann."

Versorgungssicherheit geht vor

Bei einem solchen Vorgehen müsste nicht die Herkunft des gesamten Gasbezuges bekannt sein. Lediglich für die Menge des Wahltarifs müsste die Herkunft über ein geeignetes Zertifikat des Vorlieferanten beziehungsweise des Importeuers vorliegen.

"In der aktuellen Situation steht Versorgungssicherheit an erster Stelle", so Schürmann. Die Herkunft gewinne an Bedeutung, wenn die Sicherheit wieder gegeben sei. Dennoch sei es sinnvoll, jetzt die richtigen Weichen zu stellen. (jk)