Strom

Auch Gaskraftwerke erfolgreicher am Netz

Von den gestiegenen Strompreisen und der Revision zweier Meiler haben deutsche Blöcke über alle Brennstoffe hinweg profitiert. Aurora Energy Research wartet mit blockscharfen Benutzungsstunden und Annahmen zum Vermarktungspreisen auf.
04.04.2018

Detailfoto des Blocks Fortuna des Gaskraftwerks Lausward in Düsseldorf

Die 48 größten deutschen Kraftwerke haben im Februar im Schnitt mehr Geld pro MWh Strom erlöst als im Januar, und das häufiger – egal, mit welchem Energieträger sie Strom erzeugen. Das legt eine Analyse nahe, die die britische Aurora Energy Research Ende März veröffentlichte. Diese ist blockscharf. Sie gibt also Auskunft über die Großhandelspreise und tatsächlichen elektrischen Durchschnittsleistungen jedes einzelnen Kraftwerksstandorts.

Die deutschen Day-ahead-Börsenpreise für Strom stiegen im Februar allgemein um 38 Prozent auf 40 Euro pro MWh. Die Kommunalwirtschaft ist bei Gaskraftwerken stärker vertreten als bei Kernkraft, Stein- und Braunkohle. Und in jenen Stunden, in denen die untersuchten Gasblöcke liefen, stieg der Day ahead gegenüber Januar von gemittelt 39 auf 45 Euro pro MWh. Diese zeitgleichen Börsenstrompreise – Aurora nennt sie "capture prices" – sind ein Anhaltspunkt für die Stromerlöse. Denn die Analysten wissen zwar, wann die Blöcke wie stark am Netz sind, aber natürlich nicht, zu welchen Preisen ihre Betreiber tatsächlich den Strom vermarkten.

Trianel-Kraftwerke laufen nur in höherpreisigen Stunden

Die Stadtwerkekooperation Trianel etwa ließ ihr Gaskraftwerk Hamm-Uentrop im Schnitt nur dann laufen, wenn der Großhandelspreis über 50 Euro geklettert war, ihr Steinkohlekraftwerk Lünen lief bei Durchschnittspreisen von gut 47 Euro pro MWh. Auch das gasbefeuerte Gemeinschaftskraftwerk Bremen-Mittelsbüren und das Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Kraftwerk der kommunalen Kraftwerke Mainz-Wiesbaden AG waren nur bei Preisen oberhalb des Gas-Durchschnitts am Netz.

Während die Gasblöcke Heizkraftwerk München Süd und "Fortuna" Düsseldorf-Lausward im Februar Strom erzeugten, rangierte dagegen der Großhandelspreis nur zwischen 40 und 45 Euro pro MWh. Die Kernkraftwerke Grohnde (16,7 Prozent Stadtwerke Bielefeld) und Isar 2 (25 Prozent Stadtwerke München) bollerten – wie für Atommeiler üblich – durch, und währenddessen herrschten naturgemäß Day-ahead-Strompreise in der Nähe des allgemeinen Durchschnitts von 40 Euro.

Die Gasblöcke mit der höchsten und niedrigsten tatsächlichen Last

Grohnde ging am 24. Februar in Revision. Der Meiler Brokdorf war vom 9. bis 11. Februar vom Netz – auch diese Fundamentalfaktoren trugen zu attraktiveren Stromerlösen für andere Kraftwerksbetreiber und damit zu mehr Benutzungsstunden bei, neben hohen Exportmöglichkeiten und der Kälte in der zweiten Monatshälfte. Die kommunalen Gaskraftwerke mit der höchsten Inanspruchnahme als Anteil der installierten elektrischen Leistung waren Lausward und München Süd mit gut 50 Prozent. Aurora nennt diese Kennzahl "Lastfaktor". Mittelsbüren erreichte 40 Prozent, das GuD Mainz etwa 35 Prozent und Hamm-Uentrop nur 20 Prozent.

Steinkohle: Von über 80 Prozent bis elf Prozent

Bei der Steinkohle sah es so aus: Das Kraftwerk Rostock, an dem die Kölner Rheinenergie fast die Hälfte hält, erreichte im Februar deutlich über 80 Prozent seiner installierten Leistung, das Großkraftwerk Mannheim, an dem MVV Energie zu 28 Prozent beteiligt ist, etwa 66 Prozent. Die niedrigsten "Lastfaktoren" wiesen die Steag-Kraftwerke Duisburg-Walsum und Herne mit grob 32 und 28 Prozent und Trianels Lünen mit etwa elf Prozent auf. Das Steag-Kraftwerk Weiher lief praktisch gar nicht.

Zu berücksichtigen ist jeweils, dass sich Kraftwerke mit Wärmeauskopplung in einem Februar, dessen zweite Hälfte ungewöhnlich kalt war, nicht ausschließlich strom(preis)geführt fahren lassen, sondern auch die Fernwärmeversorgung sicherstellen müssen. (geo)
 

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