Strom

"Batterien können niedrige zweistellige Renditen erwirtschaften"

Batteriespeicher haben enormes Potenzial, sagt Sebastian Gerhard, Director of Batteries bei Vattenfall. Der Energiekonzern plant selbst einige Projekte.
05.04.2023

Batteriespeicher spielen eine zunehmend wichtige Rolle im Energiesystem. (Symbolbild)

Der Energiekonzern Vattenfall spricht sich dafür Speichertechnologien häufiger am gleichen Standort mit der Stromproduktion zusammenzulegen. Dies ermögliche es den Eigentümern von erneuerbaren Energieanlagen, ihre Einrichtungen noch weiter in das Energiesystem zu integrieren, heißt es in einer Mitteilung.

"Dank einer Kostensenkung von mehr als 80 Prozent im vergangenen Jahrzehnt und der Aussicht auf eine weitere Senkung um mehr als 50 Prozent bis 2030 sind Batterien eine der wichtigsten Technologien zur Stromspeicherung“, erklärt Sebastian Gerhard, Director of Batteries bei Vattenfall.

Batterien böten eine enorme Flexibilität und die Erträge könnten durch den Verkauf der gespeicherten Energie auf den zahlreichen Energiemärkten optimiert werden. "Batterien können bei viel Wind und Sonne, also bei niedrigen Preisen, Strom speichern und die Stromlieferungen dann zu Zeiten mit wenig Wind und Sonne und hohen Preisen verlagern", so Gerhard weiter.

99 Prozent Nebenleistungen

Die neueste, größte zusammengelegte Batterieanlage von Vattenfall werde im Frühjahr 2023 ans Netz angeschlossen. Dabei handelt es sich um eine 20-MW-Batterieanlage, die im 54-MW-Onshore-Windpark Ray mit 16 Turbinen in der Nähe von Newcastle im Vereinigten Königreich errichtet wurde. Windpark und Batterie teilen dabei den Netzanschluss. Die Batterie verfügt über eine 20-MW-Speicherkapazität, das entspricht nach Angaben von Vattenfall etwa 40 Prozent bei zweistündiger Vollproduktion des Windparks.

Zunächst soll die Batterie dabei 99 Prozent der Zeit Nebenleistungen liefern – sehr schnelle, kurzfristige Stromlieferungen zur Netzstabilisierung. In drei bis vier Jahren finde eine sogenannte Energieverschiebung statt, bei der die Kapazität auf verschiedenen Märkten je nach Preissignal gehandelt werde. Der Erfolg dieses Flex-Geschäfts hänge dabei sehr vom regulatorischen Rahmen der einzelnen Länder ab. Einige europäische Märkte hinken hinterher, im Vereinigten Königreich sei die Anleger- und Handelslandschaft jedoch gut und es gibt einen sehr fortschrittlichen Markt für Flexibilitätsprodukte.

800 MW Pipeline

Derzeit betreibt Vattenfall zwei Windparks mit Batterien am gleichen Standort im Vereinigten Königreich und zwei in den Niederlanden – einen reinen Windpark und einen kombinierten Wind- und Solarpark. Auch in Schweden werden zwei Windparks mit Batterien am gleichen Standort gebaut. Vattenfalls Pipeline für Batterien liege bis 2026 bei 800 MW.

"Bei einem Großteil der neuen Wind- und Solarparks werden Batterieanlagen als Teil ihres Entwicklungsprojekts mitentwickelt", erklärt Gerhard. "Die Parks weisen also die Möglichkeit einer Batterie auf. Die Entscheidung, ob es tatsächlich zu einer Integration der Batterie kommt, wird bei der abschließenden Investitionsentscheidung getroffen."

Risiko versus Rendite

Investoren scheinen das zusätzliche Risiko, das Batterien mit sich bringen, im Gegenzug für eine möglicherweise höhere Rendite gerne in Kauf zu nehmen, so der Vattenfall-Manager weiter. Das Risiko resultiere dabei aus der Tatsache, dass das Batteriegeschäft noch nicht so ausgereift sei wie das Wind- und Solargeschäft. Es bestehe also ein höheres technisches Risiko als auch ein zusätzliches regulatorisches Risiko.

"Investoren ist bewusst, dass Batterien für mehr Flexibilität notwendig sind und dass sie mit dieser Technologie viel Geld machen können", so Gerhard. "Während Solar- und Windenergie niedrigere einstellige Renditen erzielen, können Batterien niedrige zweistellige Renditen erwirtschaften."

Einige Investoren seien der Ansicht, dass sie genügend Anlagen mit wenig Risiko und niedriger Rendite in ihrem Portfolio hätten. Stattdessen wollen sie demnach Anlagen mit hohem Risiko und hoher Rendite zur Diversifizierung.

Batterien seien im Wettbewerb mit anderen flexiblen Anlagen gut positioniert. Im Vergleich mit beispielsweise neuen Pumpspeicher-Wasserkraftwerken, die eine Laufzeit von mehr als 50 Jahren haben und eine Milliarden-Euro-Investition in Land und Anlage erfordern, seien Batterien mit einer Investition von 20–100 Mio. Euro und einer Laufzeit von 15–20 Jahren recht erschwinglich.

Ausgewählte profitable Projekte

Zudem seien Batterien skalierbar, was einen wesentlichen Vorteil im Vergleich zu anderen wichtigen Speicherlösungen für die schwankende Stromproduktion aus erneuerbaren Energieträgern darstelle.

"Vattenfall ist bestrebt, in den kommenden Jahren ausgewählte und profitable, zusammengelegte Batterieprojekte zu verwirklichen, um so die Kompetenz des Unternehmens auszubauen", erklärt Gerhard.

(jk)