Strom

Deutsche Großstädte: Kaum PV auf Ein- oder Mehrfamilienhäuser

Der jährliche Solarcheck 2021 von Lichtblick zeigt: Deutsche Großstädte nutzen neu gebaute Dachflächen zu wenig für den Solarausbau. Wenige große Anlagen machen den Löwenanteil aus, die kleinen Prosumer-Anlagen fehlen jedoch.
26.08.2021

Deutsche Großstädte müssen mehr für den Solarausbau tun.

Der Ökostrom-Anbieter Lichtblick hat seinen Solarcheck 2021 veröffentlicht. Dabei wird Solar-Faktor – das Verhältnis der Fläche neu errichteter PV-Anlagen zu neu gebauter Dachfläche – berechnet. Untersucht wurden 14 deutsche Metropolen mit mehr als 500.000 Einwohner*innen.

Und die regionalen Unterschiede sind enorm: In Essen liegt der Solar-Faktor bei 62,9 Prozent, in Köln bei 47,2 Prozent, in Leipzig bei 46,5 Prozent. Der Berliner Solar-Faktor beträgt nur bescheidene 14,9 Prozent, in Frankfurt sind es 11,8 Prozent und in Hamburg sogar nur 10,3 Prozent. Die Elbmetropole ist damit zum zweiten Mal nach 2020 Schlusslicht des Solar-Checks. Das könnte sich jedoch ab 2023 ändern, wenn die Solarpflicht in der Hansestadt in Kraft tritt. Auch die Bundeshauptstadt könnte dann aufholen, dort ist eine ähnliche Regel beschlossen worden.

Anlagen über 100 kWp machen den Großteil aus

Gegenüber dem ersten LichtBlick SolarCheck 2020 ergeben sich im Städte-Ranking erhebliche Veränderungen. So erreicht Vorjahressieger Nürnberg diesmal nur Platz 4, Hannover rutscht von Platz 2 auf Platz 7. Sieger Essen lag im Vorjahr noch auf Platz 7. Insgesamt gibt es einen positiven Trend: Gegenüber dem Vorjahr steigt der durchschnittliche Solar-Faktor in den 14 Metropolen von 26 auf 29 Prozent an.

Auffällig ist dabei, dass ein guter Solar-Faktor oft auf wenige große Dachanlagen zurückgeht. So machen in Leipzig, Bremen, Dortmund oder Essen große Anlagen mit mehr als 100 kW Leistung über die Hälfte des gesamten PV-Neubaus aus. Solarfarmen auf Ein- oder Mehrfamilienhäusern oder kleineren Gewerbebauten sind in den gut platzierten Städten eher die Ausnahme.

Flickenteppich vereinheitlichen

Dementsprechend werden vor allem in den Millionenstädten enorme Chancen vergeben. Das zeigt ein Blick auf die Potenziale bei der Stromversorgung. Hätte zum Beispiel Berlin seine neuen Dachflächen 2019 vollständig mit Solar ausgerüstet, könnten damit 19 311 Haushalte versorgt werden. Die realisierten Solardächer liefern dagegen nur Strom für 2880 Haushalte. In Hamburg liegt das Verhältnis Potenzial zu Realisierung bei 11.962 zu 1.232 Haushalten, in München bei 11 181 zu 1755.

Ralf Schmidt-Pleschka, Koordinator Klima- und Energiepolitik bei LichtBlick zieht ein klares Fazit: „Die Solarförderung greift in den Metropolen bei weitem nicht so, wie es erforderlich wäre, um die neuen Klimaziele zu erreichen. Die nächste Bundesregierung sollte daher eine bundesweite Solarpflicht für Neubauten einführen.“ Die bisher von einigen Ländern wie Hamburg, Berlin oder Baden-Württemberg geplanten Solarpflicht-Regelungen gleichen aktuell noch einem Flickenteppich. (lm)