Erster Transformator am Netz
Die Energienetze Mittelrhein (ENM) bauen in Zusammenarbeit mit dem vorgelagerten Verteilnetzbetreiber Westnetz in Selters eine neue Umspannanlage. Der Bau der Umspannanlage war schon lange geplant. Erste Entwürfe gab es laut EVM schon 1974. Damals habe man mit Blick auf die Zukunft, das heutige Grundstück erworben, so die ENM.
Die damalige Schaltstation Selters, an der auch die Hochspannungsleitung der im Jahr 2000 errichteten ICE-Strecke vorbeiführte, wurde 2010 von einer Container-Anlage durch ein massives Gebäude ersetzt. "Dabei wurde das Schalthaus und dessen Einrichtung für den künftigen Betrieb als Umspannanlage ausgelegt", erläutert Andreas Hoffknecht, ENM-Geschäftsführer. Jetzt, wo die Anforderungen an das Netz an diesem Knotenpunkt stiegen, sei es Zeit gewesen, die Umspannanlage zu realisieren. Seit Anfang 2017 laufen die Umsetzungsplanungen, kurz vor Weihnachten konnte der erste Transformator angeliefert werden.
Konstante Netzspannung gewährleisten
Grund für den Umbau waren wachsende Anforderungen an das Netz an diesem Knotenpunkt. Vormals wurde der Netzbereich der neuen Umspannanlage Selters von zwei entfernt gelegenen Umspannanlagen versorgt. Die Entfernung der Umspannanlagen zum Ort des Leistungsbedarfes hat maßgeblichen Einfluss auf die Netzspannungshöhe für die Anschlussnehmer, erklärte ein EVM-Pressespecher.
Mit der Netzlänge sinkt diese im reinen Lastfall ab. Dezentrale Erzeugung hebt die Netzspannung am Einspeiseort wieder an. Durch einen steigenden Energiebedarf –insbesondere durch einen größeren Gewerbebetrieb – und die volatile, dezentrale Erzeugung ergibt sich somit eine Netzspannung, die nicht mehr gleichmäßig konstant ist. Dennoch werde auch ohne die neu errichtete Umspannanlage Selters das Toleranzband der Netzspannung normkonform gewährleistet, verdeutlicht der Sprecher. Im Hinblick auf weiter wachsenden Energiebedarf und den Zubau von Erzeugungsanlagen müsse die Netzerweiterung nun zur Sicherstellung der Netzqualität vonstattengehen.
Technische Details
Der Transformator wandelt die Spannung im vorgelagerten Netz von 110 kV in 20 kV im MIttelspannungs-Verteilnetz der ENM um. Die Umspannanlage mit Schalthaus und Wartengebäuden wird aus der Ferne vollautomatisch gesteuert. "Sollte eine Störung oder ähnliches auftreten, können unsere Netzexperten aus der Netzleitstelle in Koblenz darauf zugreifen. Dafür sorgt ein eigenes Telekommunikationsnetz, das wir mit Unterstützung der Kevag Telekom errichtet haben", so Hoffknecht.
Insgesamt ist die Umspannanlage Selters mit zwei 110/20-kV-Leistungstransformatoren ausgestattet. Die Umspannanlage besteht neben den Transformatoren noch aus weiteren Anlagenteilen wie 110-kV-Leistungsschaltern, -Trennschaltern, einem 20-kV-Schalthaus, Wartengebäude, Erdschlusskompensationseinrichtungen, Tonfrequenzanlagen. Insgesamt investierten die ENM acht Mio. Euro in den Neubau des Umspannwerks.
Die Fertigstellung der Anlage einschließlich aller Netzumbaumaßnahmen wird ihm zufolge noch bis Juni 2018 andauern. (sg)