Strom

Frankreich führt Strom-Wetterbericht für Krisenwinter ein

Nach dem herkömmlichen Wetter-Bericht folgt im französischen Fernsehen künftig ein Überblick über die aktuelle Lage der Stromversorgung. Nach dem Ampelprinzip wird den Bürger*innen angezeigt, ob sie Strom sparen sollen oder genug Energie vorhanden ist.
06.10.2022

Die Hälfte der französischen AKWs sind derzeit außer Betrieb und werden gewartet; ob bis zum Winter alle wieder am Netz sind, ist fraglich. Strom soll im Bedarfsfall aus Deutschland kommen, dafür gibt es umgekehrt Gas.

Frankreich führt für den anstehenden Krisenwinter mit befürchteten Engpässen in der Energieversorgung einen sogenannten Strom-Wetterbericht ein. Im Fernsehen soll nach dem gewöhnlichen Wetterbericht und zwischen anderen Sendungen eine Information über die Belastung des Stromnetzes mit grünen, gelben und roten Symbolen folgen. Dies ist Bestandteil des nationalen Energiesparplans, den die Regierung an diesem Donnerstag vorstellt, berichtete die Zeitung «Le Parisien». Die Hoffnung ist, vier von fünf Menschen in Frankreich auf dem Wege zu erreichen. Mit einer Anpassung des Stromkonsums soll die Bevölkerung Versorgungsunterbrechungen vermeiden helfen.

Informationen zur voraussichtlichen Belastung der Stromnetze stellt der nationale Netzversorger RTE auch unter dem Motto «écoWatt» ins Internet. Bei einem grünen Symbol ist der Stromkonsum im Lot, bei Gelb ist das System belastet und bei Rot drohen Versorgungsunterbrechungen, wenn der Verbrauch nicht heruntergefahren wird. Dann sind die Menschen aufgefordert, ihren Verbrauch zwischen 8.00 und 12.00 Uhr sowie zwischen 18.00 und 20.00 Uhr zu senken, etwa indem sie ihre Waschmaschine oder den Backofen zu einem anderen Zeitpunkt einschalten.

Hälfte der AKWs in Wartung

Das Ausschalten des Fernsehers ist allerdings nicht erforderlich. Frankreich solle in diesen Momenten nicht zum Stillstand kommen, sondern den Verbrauch etwas herunterfahren, hieß es.

Die befürchteten Versorgungsengpässe im Atomstromland Frankreich hängen damit zusammen, dass der in die Jahre gekommene Kraftwerkspark des nationalen Energiekonzerns EDF schwächelt. Die Hälfte der 56 AKW sind im Moment für Wartungen vom Netz. Ob die Ermahnung der Regierung, bis zum Winter möglichst alle Kraftwerke wieder am Laufen zu haben, umgesetzt werden kann, ist offen. Frankreich setzt auf Stromlieferungen aus Deutschland und will dem Nachbarn mit Gas aushelfen. Außerdem ging in Lothringen nahe Saarbrücken in diesen Tagen das vorletzte Kohlekraftwerk Frankreichs befristet wieder in Betrieb. (dpa/lm)